1716/J XXIII. GP
Eingelangt am 30.10.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend „Herstellung von Feuerwerkskörpern – Chemikalien“
Mit der AB 148/XXII.GP vom
24.04.2003 wurden die Fragen zur Anfrage „Herstellung von
Feuerwerkskörpern –
Chemikalien“ beantwortet. Dazu wurden vom Bundesministerium folgende
grundsätzliche Bemerkungen abgegeben.
„Pyrotechnische
Artikel bestehen meistens aus Chemikalien, die eine Sprengwirkung besitzen,
und solchen,
die der Farbgebung dienen bzw. Knalleffekte erzeugen. Als Sprengmittel kommt
einerseits Schwarzpulver zum Einsatz, das
aus Kohlenstoff, Schwefel und Kaliumnitrat besteht.
Des weiteren wird in Sprengmitteln Kaliumchlorat verwendet, das ebenfalls
Knalleffekte erzeugt.
Die farbgebenden Stoffe sind meistens Verbindungen von Alkali- und
Erdalkalimetallen (Barium-, Strontium- und
Kalziumsalze).
Es wird
darauf hingewiesen, dass die Gefährlichkeit pyrotechnischer Artikel
hauptsächlich auf
die
Sprengwirkung zurückzuführen ist und nicht auf die Eigenschaften der
enthaltenen
Chemikalien."
EU-weit gibt es nach
Schätzungen jährlich ca. 45.000 Unfälle mit
Feuerwerkskörper. Eine neue
europäische Richtlinie soll verbesserte Sicherheitsstandards bringen
(EU-RL über das
„Inverkehrbringen pyrotechnischer Gegenstände“). Ob
allerdings, die dabei vorgesehene CE-
Kennzeichnung für
Feuerwerkskörper zur Verbesserung des Sicherheitsstatus ausreicht, muss in
Anbetracht der Erfahrungen mit CE-Kinderspielzeug aus China ausdrücklich
bezweifelt werden.
Das CE-Zeichen wird irrtümlich als Sicherheitszeichen wahrgenommen, obwohl
Produkte nur in
Ausnahmefällen von einer unabhängigen Stelle geprüft werden.
Nach Information der deutschen
Verbraucherzentrale wird die CE-Kennzeichnung auf Produkten aus China
überdies häufig
gefälscht.
Geschätzte 8-9 Mio. Euro werden um Silvester in
Österreich für den Kauf von
Feuerwerkskörper umgesetzt. Da
Feuerwerkskörper von Handel immer früher angeboten werden,
kracht es auch immer früher bereits, Tage vor Silvester. Ab diesem
Zeitpunkt haben wir auch die
bekannten Probleme, wie Unfälle und Brände. Bestimmungen des Pyrotechnikgesetzes und der
Pyrotechnik-Lagerverordnung 2004 werden weiterhin nicht eingehalten.
Silvester 2006/2007 kam es in Österreich ebenfalls wieder zu zahlreichen Unfällen und
Verletzungen. In Salzburg starb ein junger Mann aus Bayern an Kopfverletzungen, als ihm ein
selbstgebauter Knallkörper in den Händen explodierte. Die Feuerwehren waren österreichweit im
Dauereinsatz, zahlreiche Brände mussten gelöscht werden, die durch Silvesterraketen ausgelöst
wurden.
Unfälle
mit schwersten Verletzungen, die durch (meist selbst gebastelte)
Feuerwerkskörper und
Böller
ausgelöst wurden, gab es auch im laufenden Jahr 2007. So ereignete sich im
April 2007
ein weiterer Todesfall, in
Niederösterreich wurde im Mai dieses Jahres einem Jugendlichen die
Hand abgerissen, als er mit Schweizerkracher hantierte.
Fast alle
Feuerwerkskörper, die in Europa zu Silvester abgeschossen werden, werden
unter
„menschenverachtenden Bedingungen von
Kindern und Jugendlichen hergestellt“. Darauf wies
Ende 2006 die salesianische
Aktion „Jugend Eine Welt“ hin. Die Feuerwerksindustrie ist aus
deren Sicht eine „Industrie der Armen" in China, Indien und einigen
lateinamerikanischen
Staaten. Allein in Indien sind rund 20 Prozent der Beschäftigten in diesen
Fabriken Kinder.
Besonders dramatisch ist die Arbeitssituation in den asiatischen
Feuerwerksfabriken,
insbesondere in China, gerade dort kommt es bei der Herstellung zu schwersten
Unfällen.
„Unter
dem Vorwand, Feuerwerksartikel für zahlungskräftige Kunden
importieren zu wollen,
gelang einem
Reporterteam des dänischen Konsumentenmagazins Taenk eine
aufsehenserregende Recherche in einer der größten Feuerwerksfabriken
in der Provinz Hunan,
die als Zentrum der Feuerwerksproduktion
gilt. 2.200 Arbeitskräfte - fast
ausschließlich Frauen -
produzieren
auf dem etwa 300.000 m2 großem Firmengelände
Feuerwerksartikel aller Art. Der
Umgang mit explosiven Stoffen und
gefährlichen chemischen Substanzen erfolgt weitgehend ohne
irgendwelchen Schutz. Sind Sicherheitseinrichtungen überhaupt
vorhanden, so sind sie
unzureichend. Viele der eingesetzten Chemikalien sind so gefährlich, dass
sie in Europa längst
verboten oder mit so strengen Auflagen
verbunden sind, dass sie kaum noch verwendet werden.“
(VKI 28.12.2006)
In den letzten 20
Jahren wurden laut offizieller chinesischer Statistik rund 10.000 Menschen
Opfer von Unfällen in
Feuerwerksfabriken (Anmerkung: In Wirklichkeit dürften es viel mehr
sein). Einer der letzten, die
international bekannt wurden, geschah in der Provinz Hunan im
September 2005. Bei einer Explosion wurden
alle Gebäude im Umkreis von 500 Quadratmetern
zerstört. 13 Menschen verloren ihr Leben.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Land-
und
Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage:
1.
Welche Behörde in Ihrem Ressort ist in welcher Form für die
Kontrolle von Chemikalien für
die Herstellung von
Feuerwerkskörpern zuständig?
2.
In vielen Betrieben wurden Chemikalien zur Herstellung von
Feuerwerkskörpern 2003, 2004,
2005 und 2006 durch
Ihr BM kontrolliert (Aufschlüsselung auf Jahre)?
3.
Welche Chemikalien zur Herstellung von Feuerwerkskörper wurden in
den Jahren 2003, 2004,
2005 und 2006 dabei
kontrolliert (ersuche um Aufschlüsselung auf die einzelnen Jahre)?
4.
Wie viele
Chemikalien-Importe zur Herstellung von Feuerwerkskörpern aus Drittstaaten
wurden 2003, 2004, 2005 und 2006 durch ihr
BM kontrolliert (Aufschlüsselung auf Jahre)?
5.
Welche Mengen wurden dabei 2003, 2004, 2005 und 2006 kontrolliert
(Aufschlüsselung auf
Jahre)?
6.
Wie viele und konkret welche Beanstandungen gab es durch die
zuständigen Behörden 2003,
2004, 2005 und 2006
bei der Einfuhr von Chemikalien aus Drittstaaten zur Herstellung von
pyrotechnischen Artikel (ersuche um Aufschlüsselung auf die einzelnen
Jahre und
Herkunftsländer)?
7.
Wie viele Importeure waren davon betroffen? Aus welchen Ländern
stammten diese
Chemikalien?
8.
Welche Mengen
Chemikalien zur Herstellung von Feuerwerkskörpern mussten 2003, 2004,
2005 und 2006 beschlagnahmt bzw. vernichtet werden (Aufschlüsselung auf
Jahre und
jeweilige Mengen)?
9.
In welcher Form wurden in diesen Jahren die Importkontrollen
durchgeführt (z. B.
Kontrolle der
Importpapiere, Kontrolle auf Kennzeichnung oder durch
Probeziehungen)?
10.
Wurden bei der Einfuhr von Chemikalien zur Herstellung von
Feuerwerkskörpern durch
die zuständigen Behörden des BM Proben gezogen, um die
Zulässigkeit der Chemikalien zu
überprüfen?
Wenn nein - weshalb nicht?
11. Wenn ja, wie viele? Welche Ergebnisse erbrachten diese Untersuchungen?