1058/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 24.03.2010
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Entschließungsantrag

 

des Abgeordneten Vilimsky
und weiterer Abgeordneter

betreffend Anbringung einer Gedenktafel am neuen Zentralbahnhof zur Erinnerung an die Ankunft der Kriegsheimkehrer beider Weltkriege

 

Nach den beiden Weltkriegen waren der ehemalige Ostbahnhof und der Südbahnhof immer wieder Schauplatz bewegender Momente, als die Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft an diesen Bahnhöfen ankamen.

 

In einem Leserbrief mit dem Titel „Alter Südbahnhof“ der „Kronen Zeitung“ vom 20.12.2009 schilderte ein Wiener Bürger seine persönlichen Erlebnisse:

„(…) Nach dem Krieg kamen immer wieder Kriegsgefangene aus dem Osten (Russland) auf dem besagten Bahnhof an. (Er wurde immer nur Südbahnhof genannt, obwohl richtig Süd+Ost-Bahnhof.) Ich kann mich erinnern, dass, wenn die Heimkehrerlisten im Radio verlesen wurden, Tausende Leute zum Bahnhof pilgerten. Im Jahr 1949 fuhren wir auch hin; mein Bruder, ich und meine Tante (Schwester meiner verstorbenen Mutter), die uns aufzog. Wir warteten stundenlang, bis die Heimkehrer ankamen und aus dem Bahnhof gingen. Unzählige Leute hatten Fotos in der Hand, zeigten sie her und stellten Fragen. Zu 99% negative Antworten. - Mein Vater kam nach 11 Jahren zurück (!) Krieg und Gefangenschaft in Russland gesund nach Hause. Wir kannten ihn nicht, aber unsere Tante hat uns mitgerissen, als sie meinen Vater sah und erkannte. (…)“

 

 

Die Homepage www.wien.gv.at  berichtet über die damaligen Ereignisse folgendes:

„12.9.1947: Der erste Heimkehrertransport ist da!

Heute ist der Sonderzug mit dem ersten Heimkehrertransport aus der Sowjet-Union auf dem Südbahnhof eingetroffen. Tausende von Menschen haben sich auf dem Bahnhofsplatz versammelt, um die ersten Heimkehrer zu begrüßen und vielleicht auch von den eigenen Angehörigen eine Nachricht zu empfangen. Die Heimkehrer wurden von Vbgm. Speiser, von den Stadträten Afritsch, Dr. Exel und Rohrhofer sowie Polizeipräsident Holaubek, Gemeinderäten und zahlreichen Vertretern der Bezirke begrüßt. Vizebürgermeister Speiser in seiner Begrüßungsansprache:


"Liebe Freunde! Nun seid ihr endlich wieder bei uns in Wien, in unserem Wien. In Wiener Neustadt hat euch die Regierung empfangen, hier auf Wiener Boden wollen wir Vertreter der Stadt Wien euch herzlich begrüßen. Euch, die ihr durch viel Leid gehen mußtet bis ihr wieder zu eurer Familie zurückkehren konntet. Im Namen des Bürgermeisters, umgeben von den Stadträten und Gemeinderäten, entbiete ich euch auf Wiener Boden unseren allerherzlichsten Gruß. Jetzt ist nicht mehr viel Zeit für Zeremonien und Reden, jetzt gibt es keine Paßschwierigkeiten mehr, jetzt wollen wir euch so rasch als möglich euren Familien wiedergeben. Als wir gehört haben, dass ihr endlich zurückkommen werdet, ist ein Schrei der Freude durch Wien gegangen und draußen auf dem Bahnhofsplatz stehen die Wiener und Wienerinnen in Massen, um euch zu grüßen. Als die Wiener hörten, dass Generalissimus Stalin; dem wir für den hochherzigen Entschluß herzlichst danken, die österreichischen Kriegsgefangenen der Heimat wiedergeben will, da begannen sie für die lieben Heimkehrer zu sammeln, und einige Liebesgaben vorzubereiten. Ihr kommt in eine Stadt zurück, die zum Teil zerstört ist, aber in eine Stadt, die den Mut hat zu sagen: Nun fangen wir wieder an, nun bauen wir wieder auf! Wir brauchen dazu unsere jungen Männer, unsere Kriegsgefangenen. Wir grüßen euch in Herzlichkeit und Freundschaft. Wir haben je einen Bezirk bestimmt, dass er unsere Heimkehrer empfängt. Heute hat Floridsdorf diese Mission. Die Floridsdorfer werden euch also mit einer kleinen Liebesgabe begrüßen, die wir vor allem unseren Siedlern und Schrebergärtnern verdanken. Geht mit uns diesen Weg durch die Gassen der Liebe zu euren Frauen und Müttern, Bräuten und Kindern: Ganz Wien stimmt heute mit mir in den Gruß ein, den ich dem ersten Zug der Wiener Heimkehrer entbiete: Wir grüßen euch von ganzem Herzen!

Die Heimkehrer wurden sodann von den Vertretern des Bezirkes Floridsdorf in der Bahnhofshalle empfangen und mit Liebesgabenpaketen, die je 10 Zigaretten, Lebkuchen und zwei Kilogramm Obst enthielten, beteilt. Jeder Heimkehrer konnte dann noch ein warmes Abendessen einnehmen!“

 

Als Erinnerung an diese bewegenden Zeiten, an Freude, Leid und Tränen der Wiener Bürgerinnen und Bürger soll am neuen Zentralbahnhof, ehemaligen Südbahnhof, eine Gedenktafel angebracht werden.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Inneres wird ersucht, sich für die Anbringung einer Gedenktafel am neuen Wiener Zentralbahnhof zur Erinnerung an die Ankunft der Kriegsheimkehrer beider Weltkriege aus der Gefangenschaft am ehemaligen Ost- und Südbahnhof einzusetzen.“

 

In formeller Hinsicht wird um Zuweisung an den Ausschuss für innere Angelegenheiten ersucht.