1228/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 08.07.2010
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

 

der Abgeordneten Ursula Haubner

 

Kolleginnen und Kollegen

 

betreffend Nationaler Aktionsplan Bewegung

 

„(…) Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt sich unter anderem präventiv auf chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus sowie auf manche Krebserkrankungen aus und stärkt zudem gesundheitsförderliche Ressourcen wie beispielsweise Immunabwehr des Körpers, Stressbewältigung, Selbstwert und soziale Integration. Bewegungsmangel bei gleichzeitig zu hoher Energieaufnahme führt zur Gewichtszunahme, weshalb Bewegung in der Vorbeugung von Übergewicht und Adipositas eine besondere Bedeutung zukommt. Nach Angaben der Gesundheitsbefragung 2006/2007 sind rund 45 % der ÖsterreicherInnen ab 15 Jahren in ihrer Freizeit körperlich kaum aktiv (weniger als 1 x pro Woche) [Statistik Austria 2007]. Auch der Österreichische Ernährungsbericht 2008 zeigt, dass die erwachsene Bevölkerung zu wenig körperlich aktiv ist, um von dem präventiven Potenzial zu profitieren [Elmadfa et al 2009]. Kinder und Jugendliche verbringen ebenfalls einen Großteil ihrer Freizeit sitzend. Dies zeigt sich einerseits im Bewegungsverhalten, aber andererseits auch in der Zeit, die vor dem Fernseher oder Computer verbracht wird. Rund ein Drittel der 11- bis 15-jährigen SchülerInnen sind nur 1 x pro Woche oder seltener in ihrer Freizeit körperlich aktiv. Die Kombination von Ernährungs- und Bewegungsprogrammen sowie die Implementierung von niederschwelligen Bewegungsangeboten und die Schaffung von attraktiven Bewegungsreizen im Alltag sind wichtige Flankierungsmaßnahmen, um einen gesunden Lebensstil zu fördern. Dabei ist die Verlinkung der Themen Ernährung und Bewegung wesentlich.“ (Nationaler Aktionsplan Ernährung, S.9)

 

International renommierte österreichische Ernährungsmediziner wie etwa Kurt Widhalm nennen Ernährung und Bewegung untrennbare duale Prinzipien. Insgesamt kann gesagt werden, dass Experten einhellig der Meinung sind, dass mit der Kombination aus bewusster Ernährung und forcierter Bewegung die Lebensqualität gesteigert wird, nachweisbar präventive, gesundheitsförderliche Effekte sowie eine Verbesserung der Volksgesundheit erzielt werden. Darüber hinaus erhalten Bewegung und Sport im Rahmen der derzeit geführten politischen Diskussion um die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems verstärkte Aufmerksamkeit in Hinblick auf die in ihnen schlummernden Kosten sparenden Potentiale. Diese Potentiale wurden bereits in Bezug auf die österreichische Situation konkret errechnet. So berechnete das Institut für Höhere Studien unter der Annahme, dass alle Erwerbstätigen durch betriebliche Gesundheitsförderungsprogramme erreicht werden und alle erwerbstätigen Personen, denen auf sie individuell zugeschnittenen Empfehlungen Folge leisten, volkswirtschaftliche Einsparungseffekte in der Höhe von bis zu € 3,64 Milliarden (= 1,7% des BIP).[1] Die positiven Auswirkungen dieser Effekte, die als theoretische Annahme beschrieben werden, erfahren durch interdisziplinäre Untersuchungen der volkswirtschaftlichen Kosten/Nutzen Rechnung des bestehenden Breiten- und Freizeitsportverhaltens einen denkbaren Realisierungsaspekt. Der bereits jetzt vorhandene Level an Sportausübung in Österreich bringt auch nach Abzug der sozioökonomischen Kosten verursacht durch Sportunfälle einen positiven volkswirtschaftlichen Saldo in der Höhe von € 263,7 Mio. pro Jahr. [2] Bei der Nutzung des Präventionspotentials von Bewegung und Sport für den Gesundheitsbereich steht Österreich allerdings erst am Anfang. Der Bereich Früherkennung, Gesundheitsförderung, Gesundheitsfestigung und Krankheitsverhütung macht bei den Ausgaben der Krankenversicherungen nur einen sehr geringen Anteil aus, womit das Einsparungspotential aus diesem Bereich als enorm zu bezeichnen ist. Der Anteil der Prävention nimmt im Vergleich betreffend die einzelnen Ausgaben der Krankenversicherung mit den Bereichen Früherkennung und Gesundheitsförderung sowie Gesundheitsfestigung und Krankheitsverhütung lediglich 1,2% in Anspruch[3], das sind rund € 150 Millionen. Stellt man dies den o. a. Einsparungspotentialen gegenüber, lässt sich leicht eine „signifikante Manövriermasse“ für eine quantifizierbare Argumentation zugunsten einer verstärkten Prävention mittels Bewegung und Sport herauslesen. Zudem wird die Individualverantwortung der Versicherten über eine Verschiebung der Finanzierungslasten zu deren Ungunsten verstärkt in Anspruch genommen.

 

 

Hinweise bzw. ein Anbot von Bewegung und Sport als Präventivmaßnahme auch zur Kostenreduktion für den privaten Haushalt erfolgen jedoch nicht in jenem adäquaten Ausmaß, das notwendig wäre, um Kostenreduktionspotentiale in relevanter Weise anzusprechen.

 

Das von Sportstaatssekretär a. D. Mag. Karl Schweitzer initiierte und von der Bundessportorganisation und den Sportdachverbänden ASKÖ, Sportunion, ASVÖ bereitgestellte Bewegungsangebot Fit für Österreich hat sich in den letzten Jahren mit innovativen Projekten wie etwa einer Zusammenarbeit mit der Wiener Gebietskrankenkasse[4], einer umfassenden Ausbildungsschiene und einem Qualitätssigel für die teilnehmenden Sportvereine zu einem wertvollen und effizienten Instrument in der Gesundheitsförderung entwickelt. Dennoch werden von den verantwortlichen Politikern keine ausreichenden Rahmenbedingungen geschaffen, damit dieses mit öffentlichen Geldern bereitgestellte und professionell von Bewegungsexperten durchgeführte Angebot im Sinne einer Verbesserung der Volksgesundheit flächendeckend in Anspruch genommen werden kann.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Gesundheit sowie der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport werden aufgefordert, unter Bezugnahme auf den bereits formulierten Nationalen Aktionsplan Ernährung einen Nationalen Aktionsplan Bewegung unter Mitwirkung der Länder und der Bundessportorganisation auszuarbeiten, der zumindest folgende Aspekte beinhaltet:

 

 

 

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gesundheitsausschuss vorgeschlagen.



[1] Helmenstein, Christian et al: Ökonomischer Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung  (Institut für Höhere Studien, Wien 2004)

[2] Weiß, Otmar et al: Sport und Gesundheit. Die Auswirkungen des Sports auf die Gesundheit – eine sozio-ökonomische Analyse (Institut für Sportwissenschaften;  Wien 2000

[3] Quelle: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger 2004

[4] BEWEGT GESUND ist ein gemeinsames Projekt von Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und „Fit für Österreich“, das Projekt wurde beim Gesundheitspreis der Stadt Wien 2009 in der Kategorie Gesundheitsförderung/Prävention mit dem 1. Preis ausgezeichnet