2127/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 14.11.2012
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Birgit Schatz, Freundinnen und Freunde

 

betreffendFluchtbranche“ Tourismus

 

 

 

BEGRÜNDUNG

 

 

Die Tourismusbranche ist arbeitsmarktpolitisch ein Jobmotor, doch kaum jemand will dort längerfristig beschäftigt sein. Das ist zunehmend ein Problem für den österreichischen Arbeitsmarkt, die Tourismusunternehmen, sowie natürlich vor allem für die dort Beschäftigten. Obwohl ArbeitnehmerInnenvertretungen und ExpertInnen seit Jahren Alarm schlagen, werden die Schwierigkeiten der im Tourismus Beschäftigten von der Regierung und den Sozialpartnern weitgehend ignoriert. Trotz  Arbeitskräftemangel wird wenig ernsthaft unternommen, um die Menschen für eine Beschäftigung im Tourismus zu gewinnen oder zu halten.

 

Mit Imagekampagnen versucht Ihr Ressort seit Jahren, junge Menschen für eine Ausbildung im Tourismus zu gewinnen, doch bisher fast erfolglos. Denn die hard facts in Bezug auf Arbeitsbedingungen in der Branche lassen offenbar kein positives Image zu. Arbeit im Tourismus – das bedeutet für einen Großteil der dort Beschäftigten höchst unsichere Arbeitsplätze, hohe Stressbelastung, mangelnde Aufstiegschancen, ungünstige und zu lange Arbeitszeiten und geringe Entlohnung. Häufig lässt auch die Unternehmenskultur und der Umgangsstil mit MitarbeiterInnen stark zu wünschen übrig. Rund ein Drittel aller Lehrverhältnisse im Tourismus werden vorzeitigt aufgelöst und die Zahl der Lehrlinge geht seit Jahren zurück. Immer mehr junge Menschen erhalten zwar eine höhere fachspezifische Ausbildung an berufsbildenden mittleren Schulen und Fachhochschulen, aber gleichzeitig bleiben immer weniger dieser AbsolventInnen  länger in der Branche tätig oder fangen dort überhaupt gar nie zu arbeiten an. Verfolgt man den Weg von BerufsanfängerInnen, so sind nach fünf Jahren nur noch 31% (!) davon im Tourismus beschäftigt, zwei Drittel wandern in andere Branchen ab (WIFO). Ein Drittel der im Tourismus Beschäftigten will die Branche sofort ganz verlassen! Das ist ein enormer Verlust an Möglichkeiten und Potential für die Unternehmen sowie den Tourismus in Österreich insgesamt.


Damit der Jobmotor Tourismus auch zum zukunftsfähigen Arbeitsmarkt mit guter Jobqualität wird, müssen zunächst so offensichtliche Probleme als solche erkannt und akzeptiert und deren Ursachen genauer erörtert werden, um dann politische Lösungen dafür zu entwickeln.

 

 

 

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Der Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend wird aufgefordert, eine wissenschaftliche Studie in Auftrag zu geben, die

1. die Gründe für Beschäftigte zum Verlassen der Branche und

2. die Motive der AbsolventInnen von Tourismusfach(hoch)schulen, gar nie in die Branche einzusteigen, detailliert untersucht.

Die Studie, die auch politische Empfehlungen für Gegenstrategien beinhalten soll,  und deren Ergebnisse sollen bis spätestens 1.7.2013 dem Nationalrat zugeleitet werden.

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Tourismusausschuss  vorgeschlagen.