616/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 20.05.2009
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

des Abgeordneten Dr. Rosenkranz

und weiterer Abgeordneter

 

 

betreffend Einführung von getrennten Klassen für Migrantenkinder

 

 

 

In Wien haben 40 Prozent der Schüler nicht Deutsch als Muttersprache, in den Bundesländern sind es zehn bis 20 Prozent. Das besagen aktuelle Zahlen des Unterrichtsministeriums.

An den Volksschulen der Stadt Wels (OÖ) ist jedes zweite Kind (49,5 Prozent) Ausländer bzw. Schüler nichtdeutscher Muttersprache. An Hauptschulen in Wien-Hernals liegt der Anteil dieser Schüler bei 93,2 Prozent. In Wien-Brigittenau haben zwei von drei AHS-Schülern (64,7 Prozent) Migrationshintergrund.

In Wien hat jede zehnte Volksschule einen über 90-prozentigen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund, in einzelnen Wiener Bezirken sitzen in jeder fünften Volksschulklasse ausschließlich Migrantenkinder.

Einsamer Spitzenreiter bei allen Schulen (ohne land- und forstwirtschaftliche Schulen und Berufsschulen) ist Wien-Leopoldstadt mit 60,9 Prozent, gefolgt von Brigittenau (58,6 Prozent) und Margareten (57,5 Prozent).

 

In Italien, wo über eine halbe Million ausländischer Kinder die italienischen Schulen besuchen, hat sich die Zahl der Ausländer in den Klassen in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt, nun soll das Schulsystem reformiert und getrennte Klassen für Migrantenkinder eingeführt werden.

Demnach sollen künftig ausländische Schüler vor dem Schulbeginn geprüft werden, um ihre Italienisch-Kenntnisse festzustellen. Bestehen sie die Prüfung nicht, kommen sie in getrennte Schulkassen. Die Kinder sollen dadurch besser Italienisch lernen und erst danach den normalen Schulklassen beitreten.

 

Im " Standard" vom 16.05.2009 steht zu lesen:

 

„Nicht zuletzt wegen des hohen Migrantenanteils in Wien möchte Amon in der ersten Klasse Volksschule auch die Sprachkenntnisse bei der Feststellung der Schulreife berücksichtigen. Jene Kinder, die zu schlecht Deutsch sprechen, würden dann nach finnischem Vorbild vorerst in eigene Sprachförderklassen mit speziellem Lehrplan kommen. Erst wenn die Sprachkenntnisse besser sind, sollen sie in die Regelklassen integriert werden. "Im angloamerikanischen Raum sind sie bei der Voraussetzung der Unterrichtssprache noch strenger", sagt Amon. "Das ist nichts Unanständiges."“

 

Es war seit langem Ziel der freiheitlichen Bildungspolitik, einen maximalen Anteil von 30% Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache in den Klassen sicherzustellen, damit die Qualität der Schulausbildung für unsere heimischen Kinder, aber auch für die Kinder der Zuwanderer gewahrt bleibt.

Nachdem das unter den auf Grund der Versäumnisse und Verfehlungen der politischen Verantwortungsträger real nicht mehr verwirklichbar ist, müssen andere Maßnahmen gesetzt werden.

Einerseits ist unter der vielfach vorhandenen Rahmenbedingung, dass die Mehrheit der im Klassenverband sitzenden Kinder auf Grund sprachlicher Defizite nicht imstande ist, dem Unterricht folgen, eine qualitätsvolle Schulausbildung für die Kinder mit deutscher Muttersprache nicht möglich.

Andererseits ist für die Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache, die dem Unterricht auf Grund ihrer Sprachdefizite nicht folgen können, ebenfalls eine ihren Bedürfnissen Rechnung tragende Ausbildung nicht zu gewährleisten.

 

 

Aus diesem Grund stellen die unterzeichnenden Abgeordneten den nachfolgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Voraussetzungen zur Einführung getrennter Klassen für Migrantenkinder nach finnischem Vorbild zu schaffen, um die Sprachausbildung der Betroffenen zu intensivieren und zu verbessern und damit deren Chancen auf eine gute Schul- und Berufsausbildung zu erhöhen.“

 

 

 

In formaler Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuss beantragt