11233/AB XXIV. GP

Eingelangt am 19.06.2012
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BM für Wirtschaft, Familie und Jugend

Anfragebeantwortung

 

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara PRAMMER

Parlament

1017 Wien

 

 

                                                                                            Wien, am 15. Juni 2012

 

                                                                                            Geschäftszahl:

                                                                          BMWFJ-10.101/0170-IM/a/2012

 

 

In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 11399/J betreffend „Maßnahmen gegen Lehrlingsschwund“, welche die Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen am 19. April 2012 an mich richteten, stelle ich einleitend fest:

 

Die Fragen 1 bis 4 betreffen von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) bzw. den Landeskammern der gewerblichen Wirtschaft erhobene und geführte Statistiken, zu deren Erstellung die Wirtschaftskammern gemäß Wirtschaftskammergesetz (§ 71 WKG) berechtigt, jedoch nicht verpflichtet sind. Insofern die Anfrage diese Daten bzw. die Führung solcher Statistiken betrifft, handelt es sich um keinen Gegenstand der Vollziehung des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend.

 

Zu den Punkten 1 bis 4 der Anfrage werden daher von der WKÖ erstellte statistische Daten mitgeteilt; weiters werden in der Anlage von der WKÖ herausgegebene Folder über die Lehrlingsstatistiken 2007 bis 2011 übermittelt. 

 

Antwort zu Punkt 1 der Anfrage:

 

Die Lehrlingsstatistik wird als Stichtags-Statistik geführt. Nachstehend die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr jeweils zum Stichtag 31.12.:

 

31.12.2007:

41.176 Lehrlinge

31.12.2008:

40.265 Lehrlinge

31.12.2009:

39.605 Lehrlinge

31.12.2010:

39.761 Lehrlinge

31.12.2011:

39.467 Lehrlinge

 

Zu den angefragten Details (Bundesländer, Lehrberufe) wird auf die beiliegenden Folder der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) verwiesen.

 

 

Antwort zu Punkt 2 der Anfrage:

 

Gemäß Berechnungen der WKÖ wurde für 2010 eine effektive Drop-Out-Quote von 15 % ermittelt; diese umfasst alle Lehrlinge, die im Jahr 2010 ein Lehrverhältnis beendet, bis Ende 2011 keinen weiteren Lehrvertrag abgeschlossen, nicht das Ende der Lehrzeit erreicht haben und nicht zur Lehrabschlussprüfung angetreten sind. Eine detaillierte Statistik dazu gibt es nicht, da die erforderlichen Daten von der Lehrlingsstatistik nicht erhoben und ausgewertet werden.

 

 

Antwort zu Punkt 3 der Anfrage:

 

Der nachstehenden Tabelle sind die abgelegten Lehrabschlussprüfungen gemäß Lehrabschlussprüfungsstatistik der WKÖ zu entnehmen. In der Zeile "Sonstige" sind insb. die außerordentlichen Antritte zur Lehrabschlussprüfung angeführt, die somit nicht am Ende einer Lehrlingsausbildung stehen.

 

Auf Grund der Datenfülle ist eine detailliertere Darstellung nicht möglich. Über detailliertere Zahlen verfügt die Statistik-Abteilung der WKÖ.

 

SPARTE

2007

2008

2009

2010

2011

Gewerbe und Handwerk

20.080

20.925

21.228

21.664

21.491

Industrie

 4.550

 4.700

 4.745

 5.048

 5.404

Handel

 6.294

 6.795

 7.033

 7.400

 7.107

Bank und Versicherung

   326

   422

   446

   453

   462

Transport und Verkehr

   653

   769

   837

   893

   957

Tourismus und Freizeitwirtschaft

 4.160

 4.440

 4.753

 4.695

 4.368

Information und Consulting

   838

   882

 1.017

   990

 1.084

Nichtkammer

 2.352

 2.822

 2.733

 3.067

 2.972

Überbetriebliche Lehrausbildung

   620

   939

 1.427

 1.599

 1.520

Sonstige

11.308

 9.972

10.988

12.759

12.146

ALLE SPARTEN

51.181

52.666

55.207

58.568

57.511

 

 

 

Antwort zu Punkt 4 der Anfrage:

 

Folgende Zahlen an Meisterprüfungen (Modul 1- 3) wurden in den Jahren 2007 bis 2011 bestanden:  2007: 14.388, 2008: 15.399, 2009: 14.055, 2010: 14.192, 2011: 13.932. Für weitere Details ist auf die Meisterprüfungsstatistiken der WKÖ zu verweisen.

 

 

Antwort zu Punkt 5 der Anfrage:

 

Derzeit sind Ausbildungsvorschriften für 204 Lehrberufe in Kraft. Zu verweisen ist auf die Verordnung, mit der die Lehrberufsliste erlassen wird (BGBl. Nr. 268/1975 i.d.F. BGBl. II Nr. 178/2012).


Antwort zu den Punkten 6 und 11 der Anfrage:

 

Das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend unterstützt gemeinsam mit den Sozialpartnern u.a. nachstehende Maßnahmen, um das Image der Lehre zu heben:

 

1.    Tag der Lehre:

Bereits zum fünften Mal hat am 11. Oktober 2011 der Tag der Lehre stattgefunden, den rund 5.000 Schüler besucht haben, um sich dort über das Lehrberufsangebot zu informieren. Heuer wird der Tag der Lehre am 16. Oktober stattfinden.

 

2.    Modernisierung der Lehrberufslandschaft

Bis zu 40 % der Jugendlichen eines Geburtenjahrganges entscheiden sich jährlich für eine Lehrlingsausbildung. Die Ausbildungsvorschriften müssen daher stetig an die sich ändernden Ausbildungserfordernisse angepasst werden.

 

Seit dem Jahr 2006 besteht die Möglichkeit der Einrichtung von Modullehrberufen (=Zusammenfassung von ähnlichen Ausbildungen in ein einheitliches, zweijähriges Grundmodul sowie, darauf aufbauend, mehrere Haupt- und Spezialmodule), mit denen neue Ausbildungsvarianten geschaffen werden können bei gleichzeitiger "Verbreiterung" der Basiskenntnisse der Jugendlichen.

 

Lehrberufspaket 2011 (in Kraft getreten mit 1. Juni 2011):

Ø Einrichtung der Modullehrberufe Elektronik und Metalltechnik

Ø Einrichtung des neuen Lehrberufs Steuerassistenz

Ø Modernisierung der Lehrberufe Berufsfotograf/in, Drogist/in, Einzelhandel – Schwerpunkt: Gartencenter, Straßenerhaltungsfachmann/-frau, Tapezierer/in und Dekorateur/in sowie Veranstaltungstechnik

 

Lehrberufspaket 2012 (in Kraft getreten mit 1. Juni 2012):

Ø Modernisierung der Lehrberufe Metallbearbeitung, Papiertechnik, Finanz- und Rechnungswesenassistenz (Buchhaltung), Maler- und Beschichtungstechnik

Ø Einrichtung des neuen Lehrberufes Gleisbautechnik

3.    Förderung von Lehrstellen

Für die betriebliche Lehrstellenförderung (Basisförderung, qualitätsbezogene Förderungen für Ausbildungsverbundmaßnahmen, Weiterbildungen für Ausbilder/innen, Nachhilfekurse, Lehre mit Matura, Vorbereitungen auf die Lehrabschlussprüfung, Gleichmäßiger Zugang von Männern und Frauen zu Lehrberufen) stehen im Jahr 2012 laut Prognose insgesamt € 164,7 Mio. aus dem Insolvenz-Entgelt-Fonds zur Verfügung.

 

Ergänzend zu den bestehenden Förderarten werden ab 2012 zusätzliche Unterstützungen für die betriebliche Ausbildung eingeführt:

§   Mit dem neuen Programm "Coaching und Beratung für Lehrlinge und Lehrbetriebe" werden sowohl die Jugendlichen als auch die Ausbilder/innen in den Betrieben bei Bedarf unterstützt und begleitet. Die Coaches stehen individuell abgestimmt für kurze Zeit oder, wenn erforderlich, bis zum Ausbildungsabschluss zur Verfügung.

§   Zur Unterstützung der Ausbilder/innen in den Betrieben werden (zunächst für zentrale Lehrberufe) Ausbildungsleitfäden als praxistaugliche Unterlage zur Gestaltung der Ausbildung, Hilfsmittel zur Reflexion und Handhabung der Vermittlung von Berufsbildpositionen erstellt.

§   Die Prüfungsfragen und Beispiele für Lehrabschlussprüfungen werden zukünftig durch eine "Clearingstelle" einer Qualitätskontrolle unterzogen und bei Bedarf ergänzt.

§   Unternehmen, die ihren Lehrlingen Auslandspraktika ermöglichen, werden verstärkt unterstützt, indem die Lehrlingsentschädigung, die während des Auslandsaufenthaltes anfällt, ersetzt wird (ergänzend zur Förderung der Anreise- und Aufenthaltskosten der Lehrlinge).

4.    Förderung von Auslandspraktika für Lehrlinge / Begabtenförderungsprogramm

Das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend unterstützt Auslandspraktika von Lehrlingen, Ausbildner/inne/n oder Facharbeiter/inne/n in Ergänzung zum EU-Programm "Lebenslanges Lernen - Leonardo da Vinci". Jedes Jahr nehmen bis zu 300 Lehrlinge ein Auslandspraktikum durch Vermittlung des Vereins für internationalen Fachkräfteaustausch in Anspruch. Im Jahr 2012 steht dafür ein Betrag von € 180.000,- zur Verfügung.

 

5.    Berufsweltmeisterschaften, Berufseuropameisterschaften

Jährlich finden alternierend die World Skills (Berufsweltmeisterschaften) und die Euro Skills (Berufseuropameisterschaften) statt. Die bisher 28 Beteiligungen der österreichischen Teams seit 1961 brachten viele Top-Leistungen hervor – mehrmals war Österreich die beste Nation bzw. unter den Top drei. Die bisher rund 480 Teilnehmer konnten insgesamt rund 200 Medaillen und rund 160 Leistungsdiplome erreichen. Die Vorausscheidung erfolgt in nationalen "Staatsmeisterschaften". Die jeweils Bestplatzierten nehmen an den World Skills bzw. Euro Skills teil. Die WKÖ organisiert die österreichische Teilnahme.

 

World Skills 2011:

Vom 5. bis 8. Oktober 2011 fanden die WorldSkills in London statt. Ergebnis für Österreich: drei Gold-, eine Silber- und zwei Bronzemedaillen und der 9. Platz in der Nationenwertung. Unter den europäischen Teilnehmern erreichte Österreich den 2. Platz in der Nationenwertung. Von den Gesamtkosten von € 630.000 wurden vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend € 200.000 finanziert.

 

Euroskills 2012:

Diese werden von 4.-6. Oktober 2012 in Spa-Franchorchamps in Belgien stattfinden, wobei die Teilnahme Österreichs vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend mit € 50.000 unterstützt wird.

 

Weiters gibt das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend Broschüren zu diesem Themenbereich heraus, so z.B. zur generellen Information über die duale Ausbildung ("Die Lehre - duale Berufsausbildung in Österreich - Moderne Ausbildung mit Zukunft", deutsch und englisch) oder das "Lehrberufslexikon" ("Lehrberufe in Österreich - Ausbildungen mit Zukunft") mit prägnanten Beschreibungen der beruflichen Tätigkeitsprofile der einzelnen Lehrberufe.


Antwort zu den Punkten 7 bis 10 der Anfrage:

 

Dazu ist auf die Beantwortung der parlamentarischen Anfrage Nr. 11403/J durch den Herrn Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz zu verweisen.

 

 

 

Beilagen

 

 

Anmerkung der Parlamentsdirektion:

Die vom Bundesministerium übermittelten Anlagen stehen nur als Image (siehe Anfragebeantwortung gescannt) zur Verfügung.