13999/AB XXIV. GP

Eingelangt am 17.05.2013
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Gesundheit

Anfragebeantwortung

 

 

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Alois Stöger

Bundesminister

 

 

 

 

GZ: BMG-11001/0094-I/A/15/2013

Wien, am 17. Mai 2013

 

 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische

Anfrage Nr. 14316/J der Abgeordneten Huber, Kolleginnen und Kollegen nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:

 

Frage 1:

Die Studie „Long term toxicity of Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize[1]“ ist meinem Ressort bekannt, bereits unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung erfolgte eine Evaluierung durch die AGES, das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und die für Gentechnik zuständige Abteilung meines Ressorts. Als Ergebnis wurde eine akkordierte Position verfasst, welche lautet wie folgt:


 „Grundsätzlich sei anzumerken, dass Österreich seit Jahren die Durchführung von Langzeitfütterungsstudien zur Evaluierung möglicher indirekter, mittel- bzw. lang-fristiger negativer Auswirkungen von GVOs im Rahmen der Risikobewertung fordert. Die Initiative einzelner Wissenschaftler/innen zur Durchführung derartiger Versuche wird deshalb grundsätzlich positiv gewertet.

 

Bezüglich dieser Studie kann festgehalten werden, dass nur der Artikel, aber keine Rohdaten zur Verfügung stehen. Dadurch ergibt sich ein eingeschränktes Bild, da zahlreiche wesentliche Informationen, welche zur objektiven Bewertung benötigt werden, nicht vorliegen bzw. vielleicht auch nicht erhoben wurden.

 

Aufgrund von Mängeln in der Durchführung, wie etwa geringe Tieranzahl pro Gruppe, fehlende Statistik wesentlicher Parameter, das Nichteinhalten der einschlägigen OECD Leitlinie für Langzeitversuche, keine exakte Darstellung der Tumorinzidenzen im Hinblick auf Organe, Tumorhäufigkeit pro Tier, verschiedene Altersstufen der Tiere zum Zeitpunkt der Pathologie, ermöglicht diese Studie auch keine gültige Aussage über eine mögliche kanzerogene Wirkung von Mais NK603.

 

Abschließend kann festgehalten werden, dass auf Grund der insuffizienten Versuchs-durchführung kein Zusammenhang zwischen der Fütterung von Mais NK603 an die Tiere und den entstandenen Tumoren mit Sicherheit ableitbar ist. Deshalb kann auf Grund der vorliegenden Datenlage auch nicht auf eine krebsinduzierende Wirkung von Mais NK603 geschlossen werden.

Die Einwände Österreichs, welche im Rahmen des Zulassungsverfahrens vorgebracht wurden, bleiben hinsichtlich Mais NK603 weiterhin aufrecht.

Darüber hinaus empfiehlt Österreich aus gegebenem Anlass die Durchführung einer state of the art Studie zur Langzeitexposition von GVO Lebens- und Futtermitteln durch eine EU-weit tätige Forschergruppe.“

 

Frage 2:

Seitens meines Ressorts werden keine Studien „unter Verschluss gehalten“. Österreich hat bereits im Jahr 2009 mit der Unterstützung von zahlreichen Mitgliedstaaten die Collaborative Working Group unter dem SCAR der EU zur GV-Risikoforschung ins Leben gerufen und 2012 erfolgreich abgeschlossen. Als Resultat wird nunmehr die Vorbereitung transnationaler Forschungskooperationen auf EU-Ebene - auch zum Thema Langzeitfütterungsstudien mit GVOs - angestrebt. Die EK unterstützt dieses Vorhaben durch Ausschreibung eines einschlägigen EU-Projekts, einer „GMO ERA-NET preparatory action“. Parallel dazu läuft bereits das EU-Projekt GRACE (GMO Risk Assessment and Communication of Evidence), welches sich auch der Entwicklung von adäquaten Modellen für Langzeitfütterungsstudien mit GVOs widmet und bei dem sich auch österreichische Expert/inn/en einbringen.

 

Frage 3:

Vorab kann festgehalten werden, dass die Übertragung von Genfragmenten aus pflanzlichen Futtermitteln in tierisches Gewebe grundsätzlich einen natürlichen


Vorgang darstellt. Die übertragenen Genfragmente sind nicht funktionell und der Verbleib der aus Futtermitteln aufgenommenen pflanzlichen DNA ist transient. Ein Einbau transgener pflanzlicher DNA in das Genom von Säugetieren und die Vererbung derartiger Elemente konnte bisher nicht beobachtet werden. Grundsätzlich wäre es technisch möglich, Testsysteme zu entwickeln, die auch routinemäßig zum Nachweis einer Anwendung von gentechnisch veränderten Pflanzen in der Tierfütterung eingesetzt werden könnten. Bisher ist es jedoch selbst mehreren internationalen

Wissenschaftlichen Arbeitsgruppen nicht gelungen, transgene Genfragmente in tierischem Gewebe nachzuweisen. Dies weist darauf hin, dass an derartige Testsysteme höchste Anforderungen bezüglich Sensitivität, Spezifität und Reproduzierbarkeit gestellt werden müssen, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Aussagekräftige Ergebnisse sind eine Notwendigkeit, um derartige Testsysteme in der Routineuntersuchung sinnvoll einsetzen zu können.



[1] Seralini et al. 2012, Food and Chemical Toxicology