1726/AB XXIV. GP

Eingelangt am 18.06.2009
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

 

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0150-III/4a/2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 15. Juni 2009

 

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1821/J-NR/2009 betreffend Unterstützung des Projektes „Raus aus der Box“ mit Bundesmitteln, die die Abg. Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen am 24. April 2009 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Frage 1:

Es handelt sich bei „raus aus der box“ um ein kooperatives Projekt der Grazer Vereine Mafalda, uniT und Isop.

 

Zu Frage 2:

Die Mädchen und jungen Frauen, die am Projekt teilnehmen, sind aus unterschiedlichsten Gründen von Langzeitarbeitslosigkeit, sozialer Ausgrenzung, finanziellen Abhängigkeiten, Gewalt und Hilflosigkeit bedroht. Mit dem Projekt soll mit ihnen Kontakt aufgenommen und sie durch die Teilnahme am Projekt ermutigt werden, Zukunftsperspektiven zu entwickeln und ihre Kenntnisse zu verbessern. Der Titel drückt die Intention des Projektes aus, für die Teilnehmerinnen Beengendes hinter sich zu lassen und die eigenen Lebensperspektiven zu erweitern.


 

Zu Frage 3:

EUR 167.657,56.

 

Zu Frage 4:

EUR 310.476,97.

 

Zu Frage 5:

Es gibt zwei Magazine. Ein Sammelmagazin, das den anfragenden Abgeordneten offensichtlich vorliegt, und ein weiteres. Beide haben eine Auflage von insgesamt 3.000 Stück.

 

Zu Fragen 6 bis 8:

Die Magazin-Mappe ist das von den Projektteilnehmerinnen in seinen Inhalten erarbeitete Produkt des Projektes. Zum Zeitpunkt der Projektbewilligung konnte daher nur das Magazin als Ergebnis an sich angeführt werden.

 

Zu Frage 9:

Der Zugang zu Bildung ist die Voraussetzung für den beruflichen Einstieg, den Zugang zur Wissensgesellschaft. Das vorliegende Projekt möchte benachteiligten Jugendlichen, insbesondere jungen Frauen/Mädchen, Bildung als integratives Element für gesellschaftliche Teilhabe erfahrbar machen. Sie sollen diese „neue“ Sinnhaftigkeit von Lernen ihren bisherigen Erfahrungen von Benachteiligung und Ausgrenzung gegenüberstellen können.

Ziel ist die Weiterentwicklung von entsprechender Methodik und Didaktik, die darauf abzielt, junge Frauen/Mädchen zu motivieren, wieder zu lernen, ihre Abschlüsse zu machen oder zu verbessern, ihr berufliches Leben zu planen, und sie so der beruflichen Integration ein Stück näher bringt. Im Anschluss an die Maßnahme sollen sie befähigt sein, weitere Ausbildungsschritte zu setzen.

 

Zu Frage 10:

Das Projekt ist für folgende Zielgruppe konzipiert:

Benachteiligte Jugendliche, junge Frauen/Mädchen im Alter von 15 bis 24 Jahren

-          mit Defiziten in den Grundkulturtechniken als Folge von Störungen im Lern- und Leistungsbereich,

-          mit Sprachdefiziten aufgrund ihres Migrationshintergrundes,

-          mit geringen sozialen Fertigkeiten (Schlüsselkompetenzen) und

-          damit einhergehendem schwachen Selbstvertrauen,

weibliche Jugendliche also, die in der Folge

-          einen negativen bzw. keinen Hauptschulabschluss haben,

-          eine weiterführende Schule bzw. eine Lehre abgebrochen und

-          somit einen erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt haben.

 

Über die Projektteilnahme sollen folgende Ziele erreicht werden:

-          Diagnose über den Stand der Kenntnisse in den Grundkulturtechniken,

-          Diagnose über die Gründe für Mängel in den Grundkulturtechniken,

-          Selbstwahrnehmung der Teilnehmerinnen bezüglich ihrer Kenntnisse im Bereich Grundkulturtechniken stärken,

-          Verbesserung der Kenntnisse im Bereich Grundkulturtechniken,

-          Verbesserung der Lernmotivation,

-          Entwicklung von realistischen Zukunftsperspektiven und in Verbindung damit Planung von weiteren Ausbildungsschritten,

-          Entwicklung der Soft Skills der Teilnehmerinnen.

 

Die Arbeit mit den Projektteilnehmerinnen stellt folgende Kompetenzen ins Zentrum:

-          Kulturtechniken (Lesen, Rechnen, Schreiben, PC-Fertigkeiten),

-          Schlüsselkompetenzen (Teamfähigkeit, Selbstorganisation, Selbstverantwortung, Selbstsicherheit, Fähigkeit zur selbstständigen Planung von Aufgaben, „Recherche-Kompetenz“, etc.),

-          handwerklich-technische Kompetenzen (Umgang mit technischen Geräten wie Kameras, etc.),

-          Veränderung des Zugangs zum Lernen/zur Bildung (besserer, positiverer Zugang).

 

Zu Frage 11:

In erster Linie ist das Projekt als Bildungsprojekt und nicht als arbeitsmarktpolitische Maßnahme gedacht. Die Projektteilnehmerinnen gehören aufgrund ihrer Benachteiligungen gerade jener jugendlichen Zielgruppe an, die am ersten Lehrstellenmarkt keine Chance hat. Viele der Teilnehmerinnen haben keinen bzw. einen negativen Hauptschulabschluss. Sie gelten daher in AMS-Zusammenhängen als schwer vermittelbar.

Aufgrund negativ eingefärbter Erfahrungen verfügen die Teilnehmerinnen oft über ein vermindertes Selbstwertgefühl und meinen in der Folge auch selbst, einen Bildungsabschluss oder eine Arbeitsaufnahme nicht zu schaffen.

Aufbauend auf den Erfolgserlebnissen im Rahmen der medial-künstlerischen Projektarbeit ist es die Aufgabe der Pädagoginnen und der Sozialpädagogin, Bildungs- und Berufsperspektiven mit den Teilnehmerinnen zu erarbeiten – sie zu befähigen, Unterstützung anzunehmen und sich Hilfe zu organisieren.

Im Projekt selbst wurde das Thema Arbeit und Bildung immer wieder mit unterschiedlichsten Mitteln und Methoden bearbeitet, z. B. Schnuppertage in Betrieben durchgeführt.

 

Zu Frage 12:

Grundsätzlich wird auf die Beantwortung der Frage 11 verwiesen. Derzeit liegen folgende positive Ergebnisse vor:

-     2 Teilnehmerinnen begannen mit Deutsch-Intensiv-Kursen;

-     4 Teilnehmerinnen begannen mit der Externen Hauptschule, um ihren Schulabschluss nachzuholen bzw. zu verbessern;

-     2 Teilnehmerinnen nahmen eine weiterführende Schulbildung auf.

Der Großteil der Teilnehmerinnen sieht sich nun imstande, eine Lehrausbildung im Rahmen des AMS (z. B. JASG) zu absolvieren.

 

Zu Fragen 13 bis 15:

Es arbeiten sieben teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen mit der Zielgruppe. Die Kosten bezogen auf die 16 Monate der Projektlaufzeit betragen EUR 185.607,48.

 

Zu Frage 16:

Nein.


 

Zu Frage 17:

Nein.

 

Zu Frage 18:

Die Texte wurden von den teilnehmenden Mädchen/jungen Frauen erstellt. Sie spiegeln deren Lebenserfahrungen und daraus resultierende Lebenshaltungen wider. Wut und Trauer über ihre Nichtbeachtung bzw. ihre „Wertlosigkeit“ spiegeln sich in ihrem Sprachverhalten wieder. Eine Vorbildwirkung auf andere Jugendliche soll damit nicht erzielt werden.

 

Zu Frage 19:

Die Mädchen/jungen Frauen wollten ein Aufklärungsformat kreieren, das ihrer Sprache und ihren Lebenswelten entspricht. Die Lebens- und Phantasiewelten junger Mädchen sind von vielfältigen Erfahrungen, wie z. B. auch von Internetspielen geprägt. Diese fließen in die Texte mit ein.

 

Zu Fragen 20 und 21:

Mit dem Projekt soll keineswegs Gewalt unterstützt werden. Es geht dabei auch nicht um die Aufforderung zu Gewalt, sondern um das Erleben der Projektteilnehmerinnen. Dem Ausdruck ihrer negativen Erfahrungen wird mit den zur Verfügung stehenden Sprachmitteln Raum gegeben. Diskriminierungen werden auf beiden Seiten benannt und verurteilt, mit den Teilnehmerinnen wird an gewaltfreien Konfliktlösungen gearbeitet.

 

 

 

Die Bundesministerin:

 

Dr. Claudia Schmied eh.