3908/AB XXIV. GP

Eingelangt am 05.02.2010
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

 

 

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

 

 

Frau                                                                                                                          Geschäftszahl:           BMUKK-10.000/0423-III/4a/2009

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

 

 

Wien, 2. Februar 2010

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 4020/J-NR/2009 betreffend EUREGIO, die die Abg. Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen am 11. Dezember 2009 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Eingangs ist festzuhalten, dass das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur bzw. seine Vorgängerressorts auf Grund der kulturellen Zusammengehörigkeit viele Einrichtungen und Vereine, aber auch Einzelpersonen in Südtirol (und Österreich zB. die vielen Studierenden aus Südtirol an den österreichischen Universitäten) förderte, um diesem Land – wie im Pariser Vertrag 1946 (Gruber–Degasperi–Abkommen) vorgesehen – die kulturelle Entwicklung zu ermöglichen. Auf Grund der Realisierung der Autonomie für Südtirol hat das Land die entsprechenden und für eine Weiterentwicklung des kulturellen Standards notwendigen Zuständigkeiten erhalten, sodass es selbst in der Lage ist, die dafür notwendigen politischen und administrativen Schritte zu setzen.

 

Die in dieser Zeit entstandenen Kooperationen zwischen dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und Einrichtungen in Südtirol werden auch heute zu einem Teil weitergeführt, vor allem um in Südtirol durch verschiedene Veranstaltungen österreichischer Künstlerinnen und Künstler, Orchester, Theatergruppen und mehr auf die vielfältige Kulturarbeit in Österreich hinzuweisen und deren Ergebnisse entsprechend zu demonstrieren, etwa in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Kulturinstitut. Allerdings bezog und bezieht sich diese Fördertätigkeit ausschließlich auf Südtirol und ist auf Grund der spezifischen, auf die Minderheitensituation in Südtirol abstellenden Ausrichtung nicht beliebig regional ausweitbar.

 

Zu Fragen 1 bis 5:

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur war mit dem zur Diskussion gestellten Sachverhalt bislang nicht befasst. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Fragestellungen, die darauf abzielen, einen vorgetragenen Sachverhalt in rechtlicher oder politischer Sicht zu bewerten oder zu kommentieren, keinen Gegenstand der Vollziehung im Sinne des Art. 52 B-VG betreffen. Ungeachtet der prinzipiell zu begrüßenden grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ersuche ich daher um Verständnis, dass auf die gestellten Fragen nicht eingegangen wird. Im Übrigen wird auf die Beantwortung der Parlamentarischen Anfrage Nr. 3786/J-NR/2009 durch den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten verwiesen.

 

Zu Fragen 6 bis 11:

Vorweg ist darauf hinzuweisen, dass Italienisch nach Englisch, Französisch und Spanisch die am dritthäufigsten gelernte lebende Fremdsprache in Österreich ist (siehe auch „Der schulische Fremdsprachenunterricht in Österreich“ abrufbar unter www.oesz.at/download/publikationen/Schulischer_FSU_in_OE_2007.pdf). Sie wird als Pflichtgegenstand, Wahlpflichtfach, Freifach, Verbindliche oder Unverbindliche Übung angeboten. Entsprechend der verfügbaren Daten für das Schuljahr 2007/08 lernten 11,7 % aller Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe II in Österreich an allgemein bildenden höheren sowie berufsbildenden mittleren und höheren Schulen Italienisch – am häufigsten in den Bundesländern Kärnten, Tirol, Steiermark und Salzburg. Nach Befassung des Landesschulrates für Tirol ist die Verbreitung von Italienisch an den Schulen in diesem Bundesland stabil: 3,4 % der Volksschulen, 36 % der Hauptschulen, alle allgemein bildenden höheren Schulen und 55 % der berufsbildenden Schulen bieten Italienisch an.

 

Ein Austausch und eine Vernetzung im Schulbereich finden in vielfältigster Ausprägung bis hin zum Schülerinnen- und Schüleraustausch im Rahmen von Schulveranstaltungen statt. Nach Befassung des Landesschulrates für Tirol wird z. B. auf die HAK-Telfs und das Oberschulzentrum „Claudia von Medici“-Mals (Schul- und Qualitätsentwicklung sowie Offenes Lernen), das BG/BRG-Lienz und das Humanistische Gymnasium „Nikolaus Cusanus“-Bruneck (Schulübergreifende Projekte und wechselseitiges Schultreffen) oder das Gymnasium „Meinhardinum“-Stams und das Vinzentinum-Brixen (Regelmäßiger Besuch und Austausch der 5. Klassen der Partnerschulen) hingewiesen. Dabei ist aber grundsätzlich zu bemerken, dass Schulveranstaltungen oder internationale Schulpartnerschaften auf Initiative der einzelnen Schulen durchgeführt werden und eine diesbezügliche Statistik weder österreichweit noch in Bezug auf das Bundesland Tirol geführt wird, sodass eine abschließende Aufzählung von entsprechenden Aktivitäten sämtlicher Tiroler Schulen mit Schulen in den angesprochen Regionen nicht möglich ist.

 

In diesem Zusammenhang wird ferner auf die 2009 neu eingeführte Aktion Comenius Regio, die Bundesländern in Österreich die Gelegenheit bietet, mit Regionen im benachbarten Ausland (ausgenommen der Schweiz), eine Partnerschaft zu begründen oder fortzuführen, hingewiesen. Im ersten Aktionsjahr gab es noch keine Zusammenarbeit von Bozen, Trient und dem Bundesland Tirol in Comenius Regio, diese kann jedoch auch nur durch die Initiative der Benannten beginnen.

 

Speziell im Bereich Sprachenprojekte wird exemplarisch auf folgende Good Practice-Beispiele und Initiativen aufmerksam gemacht:

-     Schulversuch „Bilinguale Volksschule deutsch/italienisch an der Volksschule Innere Stadt Innsbruck: Dieser Schulversuch wird seit dem Schuljahr 2005/06 an den Standorten VS Innere Stadt in Innsbruck und parallel dazu in der Scuola Primaria „Johannes Amos Comenius” in Trient durchgeführt. Der Unterricht wird von österreichischen Lehrkräften in Trient und von italienischen Lehrkräften in Innsbruck gehalten. An der VS Innere Stadt gibt es auf jeder Schulstufe, von der ersten bis zur vierten Klasse, je eine bilinguale Klasse. Die Klassen werden von Kindern besucht, die entweder deutsch/italienisch zweisprachig aufwachsen, Vorkenntnisse in Italienisch, einen italienischen Hintergrund oder besondere sprachliche Fähigkeiten aufweisen. Als Grundlage der didaktischen Arbeit dient der eigens für das bilinguale Projekt zusammengestellte Lehrplan, der aus Teilen des österreichischen und des italienischen Lehrplans zusammengesetzt ist. (Schulwebsite: www.vs-innere-stadt.tsn.at)

-     Die Neue Mittelschule Dr.-Fritz-Prior in Innsbruck führt einen Sprachenschwerpunkt (EN, FRZ, IT): Italienisch wird als Pflichtgegenstand und als Arbeitssprache in Realienfächern vermittelt. Kinder, die aus der bilingualen VS Innere Stadt in die Sekundarstufe wechseln, haben hier die Möglichkeit, mit Italienisch ebenfalls in hoher Intensität weiterzuarbeiten (www.hs-prior.tsn.at).

Zusätzlich zu den genannten Beispielen werden Projekte an zahlreichen weiteren Schulstandorten (z. B. Kooperationen zwischen Volksschulen des Tiroler Wipptales und der Region Sterzing) durchgeführt.

 

Im Rahmen der Begabtenförderung veranstaltet das Deutsche Schulamt Bozen in Zusammenarbeit mit dem Landesschulrat für Tirol auch 2010 den Gesamttiroler Fremdsprachenwettbewerb für allgemein bildende Oberschulen (AHS). Südtiroler Schülerinnen und Schüler sind in den Sprachen Englisch, Französisch, Latein und Griechisch teilnahmeberechtigt.

 

Seit vielen Jahren beteiligen sich Südtirols Schulen jährlich am Quiz Politische Bildung (www.europaquiz.info/on/line/suedtirol/infos/), das unter Federführung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur durchgeführt wird. Der Wettbewerb bietet den Jugendlichen die Gelegenheit, sich vertiefend mit der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts zu befassen und lokales Geschehen aus einem erweiterten Blickwinkel zu betrachten. Das Finale findet jeweils im Rahmen der Aktionstage Politische Bildung statt. Die Aktionstage Politischen Bildung werden nach österreichischem Vorbild seit 2008 zeitgleich in Südtirol durchgeführt (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/weiterbildung/2091.asp).

 

Zu Fragen 12 und 13:

Im Geschichtsunterricht aller österreichischen Schüler ist die Geschichte Südtirols insbesondere auf der 8. Schulstufe verortet. Ingesamt soll der Unterricht im Fach Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung „Einblick in die Geschichte und Politik unterschiedlicher räumlicher Dimensionen sowie ihrer Vernetzungen geben, um die Herausbildung einer reflektierten und (selbst)reflexiven Identität zu ermöglichen“.

 

Ergänzend wird bezüglich der Behandlung der Südtirolthematik an der Pädagogischen Hochschule Tirol festgehalten, dass im Rahmen der Ausbildung der Lehrkräfte die Geschichte Südtirols in den Studiengängen Volksschule und Allgemeine Sonderschule in den Modulen, die Sachunterrichtsthemen behandeln, in dem Sinne eingebaut ist, dass diese Thematik auch unter dem Gesichtspunkt „Gesamttirol“ behandelt wird. Die Thematik Südtirol nach dem 1. Weltkrieg bis heute erfährt eine entsprechende Würdigung. Im Studiengang Hauptschule sind Inhalte zur Südtirolthematik im Fachgegenstand Geschichte und Sozialkunde unter dem Gesichtspunkt der gemeinsamen österreichischen Geschichte und der Zeitgeschichte mit besonderer Berücksichtigung regionaler Inhalte entsprechend berücksichtigt.

 

 

Die Bundesministerin:

Dr. Claudia Schmied eh.