4149/AB XXIV. GP

Eingelangt am 09.03.2010
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0004-III/4a/2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 8. März 2010

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 4196/J-NR/2010 betreffend geschlechtersensible Bildungs- und Berufsorientierungsmaßnahmen, die die Abg. Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen am 11. Jänner 2010 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Fragen 1 und 2:

Die Initiative des Ausbaus der Berufsorientierung und Bildungsberatung ist in Entsprechung des aktuellen Regierungsprogramms auf die 7. bis 9. Schulstufe sowie auf die Schnittstelle Sekundarstufe/Tertiärer Bereich (11./12./13. Schulstufe) bezogen. Besonders auf der 7. und 8. Schulstufe sind Jugendliche und deren Erziehungsberechtigte von der Schule in einer guten Bildungs- und Berufsentscheidung zu unterstützen. Zumal die schulische Berufsorientierung mit der verpflichtenden „Berufsorientierung“ folgend den schulorganisationsgesetzlichen Vorgaben in allen Schulformen der Sekundarstufe I auf der 7. und 8. Schulstufe angesiedelt ist, hat sich das Maßnahmenpaket des Jahres 2009 auf diesen Bereich konzentriert.

 

Darüber hinaus finden davor und danach Maßnahmen der Berufsorientierung statt, ebenso prozessorientiert und nach Möglichkeit auf das Individuum eingehend (z.B. Projekt „Studienchecker“ des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung sowie des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur zur Begleitung und Unterstützung der individuellen Studienwahlentscheidung), wobei diese Maßnahmen auch geschlechtsspezifische Aspekte enthalten. Weiters ist zu berücksichtigen, dass Berufsorientierung Inhalte umfasst, die auf bestimmten Schulstufen nicht vermittelt werden müssen, wie etwa in der Grundschule der Volksschule (Vorschulstufe bei Bedarf sowie 1. bis 4. Schulstufe). Sehr wohl werden dort allerdings tradierte Klischees zwischen Mann und Frau entsprechend dem Unterrichtsprinzip „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern“ und den Forderungen des Lehrplans für den Pflichtgegenstand „Sachunterricht“ thematisiert. Beispielhaft werden einige Lehrplanforderungen dazu angeführt: Im Erfahrungs- und Lernbereich „Gemeinschaft“ lauten beispielsweise die Lehrplanforderungen für die Grundstufe II (3. Schulstufe): „Auswirkungen verschiedener Berufstätigkeiten von Mann und Frau auf die Familie erkennen (…).“ Im Erfahrungs- und Lernbereich „Wirtschaft“ heißt es auf der 3. Schulstufe: „Kenntnisse über Arbeit, Verdienst und Geld gewinnen (…).“ sowie auf der 4. Schulstufe: „Verschiedene Berufe besprechen; erkennen, dass sie unterschiedliche Ausbildung erfordern (…) Überlegungen zu Arbeitsfreude bzw. Arbeitsleid und über die Auswirkung von Arbeitslosigkeit anstellen (…).“

 

Zu Frage 3:

Die Zusammenarbeit der einzelnen Organisationseinheiten meines Ressorts (Schulabteilungen, Abteilung GM, Fortbildung, Schulpsychologie-Bildungsberatung) bei der Erstellung des Maßnahmenpakets 2009 hat eine breite – auch von den Sozialpartnern getragene – Initiative hervorgebracht, in der geschlechtssensible Aspekte substantiell vertreten sind (z.B. Rundschreiben Nr. 17/2009 samt Hinweisen auf erweiterte Handlungsspielräume von Mädchen, die Integration von GM-Aspekten in der neu aufgesetzten Website zur Berufsorientierung unter http://www.bmukk.gv.at/schulen/bo/uu/geschlechtssensiblebo.xml sowie die Aspekte der geschlechtssensiblen Berufsorientierung als Ausbildungsmodul in den neu konzipierten Lehrgängen für BO-Koordination an den Pädagogischen Hochschulen Klagenfurt und Wien).

 

Zu Frage 4:

Das Projekt mut! - Mädchen und Technik, das im Auftrag meines Ressorts von 2002 bis 2009 durchgeführt wurde, unterstützte Lehrerinnen und Lehrer, Direktorinnen und Direktoren sowie andere Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bei der Umsetzung geschlechtssensibler Berufsorientierung mit Fokus auf Mädchen und Technik. Die von mut! erstellten Materialien, Tools, Leitfäden und Konzepte werden durch das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur für Lehrerinnen und Lehrer verfügbar gemacht. „Geschlechtssensible Berufsorientierung“ im Rahmen des Portals „Gender + Bildung“ unter www.gender.schule.at/bo wird weitergeführt und ausgebaut. Hier finden Lehrpersonen Hintergrundinformationen, Unterrichtsmaterialien, Hinweise auf Veranstaltungen, Initiativen, Projekte sowie auf Expertinnen und Experten. Eine in Entwicklung befindliche Datenbank wird alle verfügbaren Materialien und Konzepte aus sieben Jahren Projektlaufzeit von mut! enthalten, einschließlich Kontaktadressen und Bezugsquellen. Interessierte Pädagoginnen und Pädagogen können sich bedarfsgerecht und benutzerinnen- bzw. benutzerfreundlich – nach Zielgruppen und Schularten spezifiziert – Unterstützung und Anregungen für ihren Unterricht beschaffen. Die in der dritten Projektlaufzeit von mut! begonnene Implementierung von geschlechtssensibler Berufsorientierung in die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen an den Pädagogischen Hochschulen wird weitergeführt. Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur fördert im Schuljahr 2009/10 in allen Bundesländern Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer, die von mut! - Expertinnen konzipiert und durchgeführt werden.


 

Zu Frage 5:

Die Initiative zum Ausbau der Berufsorientierung und Bildungsberatung ist als ein wichtiger Schritt in Richtung Qualitätssicherung im Bereich der Berufsorientierung zu sehen, wobei geschlechtssensible Berufsorientierung nicht isoliert, sondern als Teil dieser Maßnahme zu verstehen ist. In einzelnen Bundesländern wurden Gütesiegel zur Berufsorientierung bzw. zur geschlechtssensiblen Berufsorientierung entwickelt.

 

Zu Frage 6:

Damit Lehrerinnen und Lehrer (nicht nur im Berufsorientierungsunterricht) geschlechtssensibel unterrichten können, ist es erforderlich, dass sie Gender Kompetenz entwickeln.

 

Zu Frage 7:

Die Unterstützung erfolgt einerseits über eine Qualifizierung der Lehrerinnen und Lehrer. Im Rahmen der Qualifizierungslehrgänge zur BO-Koordination auf der 7. und 8. Schulstufe wurde ein fixes Gender- und Diversity-Modul eingerichtet (Lehrgänge an den Pädagogischen Hochschulen Klagenfurt und Wien). Weiters erfolgt die Integration von gendersensiblen Inhalten in das Rahmencurriculum für die Ausbildung von BO-Lehrkräften sowie in die Fort- und Weiterbildung der Schülerinnen- und Schüler- sowie Bildungsberaterinnen und -berater. Weitere Unterstützungsmaßnahmen erfolgen unter Hinweis auf die Ausführungen in Beantwortung der vorstehenden Fragen über die Bereitstellung von Materialien und Konzepten.

 

Zu Frage 8:

Textiles Werken und Technisches Werken scheinen in allen allgemeinbildenden Schularten als anzubietende Pflichtgegenstände auf, an den allgemein bildenden höheren Schulen sind sie ausdrücklich als alternative Pflichtgegenstände im Schulorganisationsgesetz deklariert. Auf Grund der geltenden rechtlichen Grundlagen müssen sich die Schülerinnen und Schüler zu Beginn der 5. Schulstufe entweder für Textiles Werken oder Technisches Werken entscheiden, wobei diese Alternativstellung an die Reflexions- und Orientierungskraft des Individuums im Sinne der individuellen Neigungen unabhängig vom jeweiligen Geschlecht gerichtet ist.

Daten zeigen tatsächlich, dass die Wahl sehr geschlechtsspezifisch erfolgt (Mädchen favorisieren Textiles Werken, Burschen Technisches Werken). Da das Technische Werken eine wichtige Rolle in der Technikmotivation und Förderung besonders bei den Mädchen spielt und die Wahl des Werkunterrichtes entscheidenden Einfluss auf Selbsteinschätzung und Selbstvertrauen der Mädchen im technisch-handwerklichen Bereich hat, erscheint es sinnvoll, neue Modelle zu entwickeln, die den Schülerinnen und Schülern einen qualitätvollen Zugang zu beiden Bereichen der Werkerziehung ermöglichen und dabei die Beschäftigungssituation der Lehrerinnen nicht außer Acht lassen. Die Institutionen der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte (Pädagogische Hochschulen, Kunstuniversitäten) müssen eine Neuorientierung der genannten Bereiche unterstützen und begleiten.

 

Zu Frage 9:

Gegen eine phasenweise Trennung der Geschlechter bestehen keine Einwände. Bei speziellen Themen oder Situationen kann es durchaus sinnvoll sein (und ist unter Beachtung von § 8a des Schulorganisationsgesetzes auch möglich) den Unterricht in geschlechtshomogenen Gruppen durchzuführen.

 

Zu Frage 10:

Im Rahmen der forcierten Vermittlung von Realbegegnungen im Sinne der Förderung von Kontakten und Gesprächsmöglichkeiten mit Praktikerinnen und Praktikern aus dem tertiären Bildungssektor und verschiedenen Berufsfeldern wird auf derartige Angebote mit geschlechtssensiblen Fokus besonders hingewiesen.


Zu Frage 11:

Die jeweiligen regionalen Expertinnen und Experten des Projektes FIT wurden und werden auch in Zukunft zu Koordinationsbesprechungen mit den Projektschulen eingeladen. In dem den Schulen zur Verfügung gestellten jeweiligen Katalog von Angeboten zur Realbegegnung sind sie als Kontaktpersonen angeführt.

 

Zu Frage 12:

Durch Aufnahme in den Katalog der Realbegegnungen ist das Projekt FIT bereits integriert.

 

Zu Frage 13:

Die aktuelle Phase von IMST (IMST3 PLUS), ein Projekt, welches in mehreren Phasen seit 1998 läuft, endete mit 31. Dezember 2009. Die nun folgende Projektphase, „IMST Neu“ wird von Beginn 2010 bis Ende 2012 dauern. Dabei erhält das Projekt seitens des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur mehr Mittel als in den vorangegangen Jahren.

Da jedoch ab dem Jahr 2010 für das angesprochene Projekt kaum mehr finanzielle Mittel vom BMWF (Aktionsprogramm der Bundesregierung) bereit gestellt werden können (bisher pro Jahr ca. EUR 1.200.000), steht IMST für die Jahre 2010 bis 2012 ein deutlich geringeres Budget zur Verfügung (gesamt EUR 2.367.000). Allerdings steht die finanzielle Unterstützung des BMWF über fForte in der Höhe von EUR 225.000 (über die gesamte Projektdauer), thematisch beschränkt auf das wichtige Thema „Gender“, zur Verfügung, wodurch dieser Bereich qualitätsvoll weiter entwickelt werden kann. Hinsichtlich der Finanzierung von IMST wird auf nachstehende Aufstellung verwiesen:

 

in EUR

2009

2010

BMUKK-Mittel

570.000

742.000

BMWF-fForte

200.000

225.000*)

BMWF

1.000.000

0

Gesamt

1.770.000

967.000

 

*) Kommt 2010 zur Auszahlung, ist aber für die gesamte dreijährige Projektlaufzeit vorgesehen.

 

Zu Frage 14:

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur verfolgt mit IMST das Ziel, eine Innovationskultur (Kultur der kontinuierlichen Qualitätsentwicklung durch Schulen und Lehrkräfte) zur Stärkung des MINDT-Unterrichts an österreichischen Schulen zu etablieren. Basierend auf den Einschätzungen diverser interner und externer Evaluierungen der letzten Jahre kann konstatiert werden, dass dieses Ziel mit jenen Institutionen bzw. Personen, die in den letzten Jahren intensiv mit IMST kooperiert haben, im Rahmen der Reichweite des Projekts weitgehend erreicht wurde.

 

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur hat von Projektbeginn an großen Wert darauf gelegt, jene Teile von IMST, die bereits zur „Systemreife“ entwickelt wurden, in das Regelsystem zu überführen – wie etwa die Ausgliederung der sechs AECCs an die Universitäten, die inzwischen 18 Regionalen Zentren für Fachdidaktik oder der Universitätslehrgang Fachbezogenes Bildungsmanagement zeigen. Dieser Ansatz soll auch bezüglich der in der kommenden IMST-Phase 2010 bis 2012 noch bei IMST verbleibenden Projektinhalte weiter verfolgt werden, mit dem Ziel, wesentliche Elemente von IMST mit Projektende 2012 auf Systemebene, vor allem an die Pädagogischen Hochschulen und – insbesondere was forschungsintensive Elemente betrifft – an universitäre Institute zu überführen bzw. kooperative Formen zu finden.

 

Es kann davon ausgegangen werden, dass eine Überführung wesentlicher IMST-Bereiche von der Pilotierungs- und Projektebene (IMST) auf die Systemebene mit dem Ende der nun anstehenden Projektphase realistisch ist. Dies erscheint auch deshalb notwendig, um die Erkenntnisse von IMST möglichst rasch im schulischen Bildungssystem auf breitester Basis zu disseminieren und somit dafür Sorge zu tragen, dass die neuen, im Rahmen von IMST entwickelten Unterrichtsmethoden auf Ebene des Schulsystems – also praktisch an allen betroffenen österreichischen Schulen – implementiert werden können.

 

Zu Frage 15:

Die Autorinnen einer Studie zu den Eignungstests für das Medizinstudium in Österreich (Spiel/Schober/Litzenberger 2008) sehen die Wurzeln für die schlechteren Leistungen der Frauen in den Eignungstests für das Medizinstudium in den Sozialisationsunterschieden, zum Teil verursacht durch das von Rollenbildern geprägte unterschiedliche Erziehungsverhalten der Bezugs- und Lehrpersonen. Die Autorinnen empfahlen für den schulischen Bereich u.a. die Aufnahme des Themenbereichs „Gendersensibilität“ in die Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Dies bestätigt die Richtigkeit der Vorgangsweise des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, wie dies insbesondere in der Beantwortung zu Frage 7 zum Ausdruck kommt. In Anlehnung an die Empfehlungen der genannten Studie werden seither auch in Kooperation zwischen medizinischen Universitäten und Landeschulräten vorbereitende Maßnahmen zu den medizinischen Eignungstests durchgeführt (Informationsveranstaltungen, Durchführung von Probetests auf regionaler Ebene, [Fortbildungs-]Veranstaltungen für Lehrkräfte zu den EMS – Auf Basis der Rückmeldungen mehrerer Landesschulräte, am Beispiel jenes für Tirol, erfolgt die Koordination durch den jeweiligen Landesschulrat, ohne explizite Genderschwerpunkte, wobei bei der persönlichen Anmeldung zum Eignungstest Medizinstudium durch die Universitäten, beispielsweise Innsbruck, geschlechtsspezifische Beratungen angeboten werden.).

 

Besondere Bedeutung kommt der Rolle der Schulleitung zu. Seit 2009 werden daher in den Ausschreibungen für neue Schulleiterinnen und Schulleiter an Bundesschulen Gender- und Diversity-Management als Qualifikationsanforderung definiert und es werden dazu 2010 im Bereich der Pädagogischen Hochschulen Modellseminare für Schulleiterinnen und Schulleiter sowie für Personen aus dem mittlerem Management stattfinden. Derzeit wird eine Handreichung zum Thema erarbeitet. In Zukunft ist vorgesehen, ein entsprechendes Modul in die neuen Schulleiterinnen- und Schulleiterqualifizierungslehrgänge und Weiterbildungen aufzunehmen.

 

Von den Autorinnen der Studie wurde auch ein Diskurs über die Beurteilungsgrundlage der Notengebung empfohlen. Die mangelnde Vergleichbarkeit der Noten wurde in den letzten Jahren bereits mehrmals als Problemfeld identifiziert, wobei geschlechtsbezogene Faktoren neu in den Blick kommen. Das Thema „Geschlechteraspekte in der schulischen Leistungsbewertung“ wurde auch in einem vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur organisierten Expertinnen- und Expertenworkshop (Frühjahr 2008) mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Bereich der Wissenschaft/Universitäten als ein zentrales zu beforschendes Thema identifiziert. Deshalb beteiligt sich das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur gemeinsam mit der Universität Klagenfurt an der Finanzierung (aus IMST-Mitteln) eines gleichnamigen Forschungsprojekts, das von Nagy/Altrichter von der Universität Linz durchgeführt wird. Die Ergebnisse der Vorerhebung (Teil 1) können der Webseite des IMST-Gender Netzwerks entnommen werden (http://imst.uni-klu.ac.at/programme_prinzipien/gender/_files/Bericht_1_Version_Website.pdf).

 

Zu Fragen 16 bis 18:

Kinder und Jugendliche (Mädchen und Burschen) müssen die Möglichkeit erhalten, ihre Interessen, Potentiale und Handlungsspielräume jenseits geschlechtsspezifischer Rollenzuschreibungen zu entwickeln und auszubauen. Dies ist das vorrangige Ziel meines Ressorts. Wird dieses Ziel ernsthaft verfolgt und erfolgreich umgesetzt, so wird dies letztlich auch zu einer Steigerung der Zahl der Mädchen und jungen Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Ausbildungsformen und Berufen führen, ebenso wie zu einer Erhöhung der Zahl der Burschen in pädagogischen und sozialen Berufen.

 

Die Maßnahmen, die (wie in Beantwortung der vorangegangenen Fragen ausgeführt) insbesondere im Bereich Berufsorientierung und in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung umgesetzt werden, sollen dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Zentral in diesem Zusammenhang ist die Förderung der Gender Kompetenz und einer reflektierten Haltung bei Lehrenden und Multiplikatorinnen bzw. Multiplikatoren im Bildungsbereich.

 

Im Rahmen des IMST-Gender Netzwerks werden vielfältige Aktivitäten unternommen, um die stereotypen (und sich hartnäckig haltenden) Rollenbilder aufzuweichen und individuelle Förderungen von Schülerinnen und Schülern zu betreiben. Das IMST-Gender Netzwerk zielt auf eine strukturelle und inhaltliche Verankerung von geschlechtssensiblem Unterricht, Gender Sensitivity und Gender Mainstreaming ab. Zur Weiterqualifizierung der IMST-Teams in diesen Bereichen finden Trainings statt. Neben dem Universitätslehrgang „Geschlechtersymmetrie in der Schule“ wird das Forschungsprojekt „Geschlechteraspekte in der schulischen Leistungsbewertung“ durchgeführt. Auf der Unterrichtsebene bietet das IMST-Gender Netzwerk Beratung und Expertise für Lehrende in der Auseinandersetzung mit Geschlechteraspekten sowie zu Fragen der Diversität.

 

Seitens meines Ressorts besteht eine laufende Zusammenarbeit in Bezug auf den Girls`Day mit dem von der Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Öffentlichen Dienst geleiteten Ressort, in Bezug auf den Boys’ Day mit dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz. Mit diesen beiden Ressorts gibt es auch seit 2007 eine Kooperation über die gemeinsame Initiative „Gender aktuell“ (ehemals Gendertage), die auf eine geschlechterreflektierte Auseinandersetzung insbesondere mit Themen Berufsorientierung, Migration und Gewaltprävention abzielt und verstärkt themenspezifische Unterrichtsmaterialien, Hintergrundinfos, Beratungs- und Fortbildungsangebote auf www.gender.schule.at bietet.

 

Im Bereich der technischen Schulen gibt es eine bundesweite vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur getragene Netzwerkarbeitsgruppe „Schülerinnen an HTL’s“, welche auf Basis eines gemeinsam erarbeiteten Positionspapiers Maßnahmen in Richtung Attraktivitätssteigerung der technischen Schulen für junge Frauen setzt (http://www.htl.at/de/home/schwerpunktportale/maedchen_und_frauen_in_die_technik/downloads.html). Im Jänner 2010 fand in Salzburg ein österreichweites Vernetzungstreffen mit allen Gender- und Mädchenbeauftragen der HTL-Standorte statt. Ziel dieser Veranstaltung war auf Basis des Positionspapiers die Möglichkeit eines Informationsaustausches der Teilnehmer und Teilnehmerinnen sowie das Erzeugen von Problembewusstsein und die Schärfung der Sensibilität für die Thematik. Als nächsten Schritt, wird sich die Netzwerkarbeitsgruppe mit der Erstellung eines Maßnahmenkatalogs befassen. Dieser Katalog wird „Best practice Beispiele“ – wie sie an technischen, gewerblichen und kunstgewerblichen Lehranstalten angewendet werden – enthalten, welche von anderen HTL gegebenenfalls genützt werden können. Inhaltlich wird sich der Fokus wieder auf das bereits erwähnte Papier richten, wobei konkrete Beispiele auch im berufsbildenden Bereich durch das im Schuljahr 2007/08 durchgeführte Projekt „GeKo-Schulen“ vorliegt.

 

Kooperationen gibt es ferner mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie im Rahmen der Initiative „generation innovation“, um gemeinsame Strategien und Maßnahmen umzusetzen, damit die Jugendlichen Schlüsselkompetenzen erlangen können. Verstärktes Augenmerk wird dabei auf die gezielte Förderung von Mädchen und jungen Frauen im naturwissenschaftlich-technischen Bereich gelegt. Generation innovation entwickelt vom Kindergarten bis zum Schulabschluss attraktive Angebote im Bereich Naturwissenschaft und Technik, damit junge Menschen die Möglichkeit haben, Forschung, technologische Entwicklung und Innovation spielerisch kennen zu lernen und dabei ihre unentdeckten Potenziale zu entdecken (Angebote: Mentoring für Schülerinnen, Praktika für Schülerinnen und Schüler, Forschungsschecks zur Unterstützung innovativer Projekte mit Schwerpunkt Naturwissenschaft und Technik für [vor-]schulische Bildungseinrichtungen, in Regionen Vernetzung von [vor-]schulischen Bildungseinrichtungen und Partnern aus Wirtschaft und Forschung [wie Universitäten, Unternehmen, Forschungseinrichtungen]).

 

Ziel des Programms „Sparkling Science“ (http://www.sparklingscience.at/) ist die Förderung von Projekten, in denen Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Wissenschafterinnen und Wissenschafter direkt zusammenarbeiten und gemeinsame Untersuchungen durchführen. Im Rahmen der Förderschiene 1 sind Forschungseinrichtungen, Pädagogische Hochschulen und Fachhochschulen eingeladen, gemeinsam mit Schulen Anträge zur Förderung von Forschungsvorhaben einzureichen. In der Förderschiene 2 prämiert das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung Konzepte für Schulforschungsprojekte, in welchen Schülerinnen und Schüler mit Wissenschafterinnen und Wissenschafter zusammenarbeiten und deren Forschungsaktivitäten unterstützen.

 

Zu Frage 19:

Die seitens des Ressorts laufenden und geplanten Maßnahmen wurden in Beantwortung der vorangegangen Fragen angeführt. Derzeit erfolgt die interne Budgetzuteilung und budgetäre Planung. Die Mittel werden sich voraussichtlich in der Höhe des Jahres 2009 bewegen (vgl. dazu die Beantwortung der Parlamentarischen Anfrage Nr. 3143/J-NR/2009 vom 30. November 2009).

 

 

Die Bundesministerin:

 

Dr. Claudia Schmied eh.