5481/AB XXIV. GP

Eingelangt am 22.07.2010
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BM für Gesundheit

Anfragebeantwortung

 

 

 

Alois Stöger diplô

   Bundesminister

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Maga. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien    

 

 

Wien, am  19. Juli 2010

GZ: BMG-11001/0160-I/5/2010

 

 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 5503/J der Abgeordneten Ridi Maria Steibl, Kolleginnen und Kollegen nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:

 

 

Frage 1:

Im Rahmen des Nationalen Aktionsplan Ernährung wird eine Verminderung beziehungsweise eine Umkehr des Trends zu konstant ansteigenden Übergewichts- und Adipositasprävalenz bis 2020  angestrebt. Dieses Ziel soll durch praxisnahe, koordinierte und kongruente Maßnahmensetzung und durch die Schaffung von Rahmenbedingungen auf verschiedenen Ebenen (Mikro-, Meso- und Makroebene)  unter besonderer Berücksichtigung der „High – Risk“ Group Kinder und Jugendliche erreicht werden. Dafür ist eine Vielzahl von Maßnahmen nötig, die sich von gesetzlichen Regelungen über freiwillige Vereinbarungen und „Privat-Public-Partnerships“ bis hin zu Informations- und Schulungsprogrammen, erstrecken.

Zur Durchführung integrierter Maßnahmen in der Gesundheitsförderung und Prävention von ernährungs- und lebensstilassoziierten Erkrankungen setzt der NAP.e unter anderem Schwerpunkte in der Ernährungsbildung, -information und

-aufklärung auf Basis von einheitlichen, akkordierten und zielgruppenorientierten Maßnahmen, Ernährungsempfehlungen und Leitlinien.

 

Frage 2:

Im Rahmen des 3- monatigen Konsultationsverfahrens wurden in zahlreichen Stellungnahmen die Bedeutung von Primärpräventionsmaßnahmen in den Einrichtungen Kindergarten, Horte und Schulen auf allen Ebenen hervorgehoben.

Nahezu alle relevanten Akteure aus dem  Ernährungs- und Gesundheitssektor forderten eine Verbesserung des momentan vorhandenen Angebots  an Lebensmitteln und Getränken in Buffets im vorschulischen und schulischen Bereich.

Die Forderung nach national einheitlichen, praktikablen und  ernährungswissenschaftlich orientierten Leit- und Richtlinien war im Rahmen des Konsultationsverfahrens ein allgemeiner Grundtenor. Zurzeit werden von meinem Ressort im Bereich Getränkeangebot und Optimierung des „Status quo“  bereits erste Maßnahmen und Aktionen durchgeführt. Im Mittelpunkt der für das  Jahr 2011 geplanten Aktivitäten stehen die Zielgruppen Säuglinge und Kinder, Schwangere und Stillende. Oberstes Ziel ist die Förderung der Gesundheit unserer Kinder auch im vorschulischen und schulischen Alltag durch angemessene Ernährung.

 

Ein weiteres  prioritäres Thema ist die Ernährungsbildung und -erziehung – ihr haben nahezu alle AkteurInnen aus dem Gesundheitssektor im Rahmen des Konsultationsverfahrens  einen hohen Stellenwert bescheinigt. Hierbei sind in erster Linie die Implementierung und Verankerung des Schulfachs „Ernährung“ in allen Altersstufen der Curriculi im Sinne von „nutrition literacy“ und die MultiplikatorInnenschulung im schulischen und vorschulischen Bereich große Anliegen. Auch  die Notwendigkeit der Beschränkung der derzeit intensiven medialen  Beeinflussung des Ernährungsverhaltens von Kindern wurde häufig aufgezeigt.

 

Frage 3:

Aus der Sicht meines Ressorts kann die gesündere Wahl, die längerfristig zur Senkung der Übergewichts- und Adipositasprävalenz beiträgt, nur durch eine klare Definition von settingorientierten und zielgruppendefinierten Ziel-, Handlungs- und Aktionsfeldern und eine nachhaltige Verhaltens- und Verhältnisänderung auf diesen Ebenen erreicht werden. Dieser theoretische Ansatz lässt sich nach dem Motto

„Wer früh anfangt, lernt am besten!“ durch eine in allen Bereichen vorhandene Ernährungsbildung und -erziehung und eine damit verbundene MultiplikatorInnenschulung durch kompetente und praxisnahe Fachkräfte verwirklichen. Auch die Vermittlung der Esskultur als Basis der Verhältnisprävention unter Berücksichtigung von kulturellen, sozialen, verhaltensbezogenen und ökologischen Ernährungsaspekten ist besonders bei Kinder- und Jugendlichen aufgrund der vorherrschenden Lifestyle Bedingungen aus unserer Sicht als besonders wichtig anzusehen.

 

Kinder sind besonders empfänglich für sensorische  Eindrücke und spielerische  Lernanreize. Darauf sollte bei der Propagierung der gesünderen Wahl verstärkt  geachtet werden – hierbei bieten sich Obst und Gemüse durch ihr vielfältiges Farben- und Formenspektrum geradezu idealerweise für Demonstrations- und Lernzwecke an. Somit kann auf spielerische Weise auch der Bezug zur neuen Ernährungspyramide hergestellt werden, die aufgrund ihrer einfachen bildlichen Darstellung leicht verständlich und umsetzbar ist.

Als eine der ersten Initialmaßnahmen in diesem Bereich ist das Kooperationsprojekt des BMG mit der AGES „Richtig essen von Anfang an“ zu erwähnen, bei dem erstmals in Österreich einheitliche Beikost – Guidelines erarbeitet werden, wodurch Säuglingen bereits von Anfang an ein gesunder und optimaler Start ermöglicht wird.

 

Frage 4:

Das Bundesministerium für Gesundheit steht diesbezüglich bereits im Kontakt mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. Beide Häuser sind um eine koordinierte gemeinsame Vorgehensweise im Rahmen des NAP.e bemüht.