5530/AB XXIV. GP

Eingelangt am 27.07.2010
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

 

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0201-III/4a/2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 23. Juli 2010

 

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 5711/J-NR/2010 betreffend weibliche Genitalverstümmelung, die die Abg. Dorothea Schittenhelm, Kolleginnen und Kollegen am 11. Juni 2010 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Fragen 1 bis 9:

Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation – FGM) und andere traditionsbedingte Gewaltformen sind Themen im Rahmen von „Gender+ Bildung“ und der schulischen Menschenrechtsbildung, durchaus aber auch Themen von Globalem Lernen. FGM wird oft als ein Problem der Länder des Südens abgetan, ist aber durch Migration importiert worden und betrifft alle westlichen Einwanderungsländer; Schulen werden auf unterschiedliche Weise damit konfrontiert. Wichtig ist daher im nationalen Kontext die Sensibilisierung für die Problematik. Darüber hinaus aber vor allem auch ein konkretes Serviceangebot.

 

Beginnend mit verschiedenen Aktivitäten 2005/2006 zum Thema „Traditionsbedingte Gewalt gegen Frauen“, in die unter anderem auch das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur eingebunden war, hat in der Folge der Verein Orient Express in Wien mit Unterstützung des Ressorts (2006: EUR 5.000; 2007: EUR 10.000; 2008: EUR 20.000; 2009 und 2010 : jeweils EUR 15.000) jährlich an Schulen in Wien Workshops für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen durchgeführt, bei denen das Problem der Zwangsheirat, aber auch von FGM diskutiert wurden.


Die Afrikanische Frauenorganisation hat 2010 eine Förderung in Höhe von EUR 4.000 für die Übersetzung des „Training Kit-Prevention and Elimination of Female Genital Mutilation among Immigrants in Europe“ und des Handbuches „Methodological an Technical Aspects of Training Sessions“ in die deutsche Sprache erhalten. Diese beiden Unterlagen wurden im Rahmen des zweijährigen EU Daphne Projektes („Development and Production of a FGM Teaching Kit and the Training for community/religious leaders, women an other communicators on its use“, 2002 bis 2004) als Bestandteile eines Lehrkoffers in englischer Sprache erstellt. In Bezug auf die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans zur Prävention und Eliminierung von FGM in Österreich werden diese Trainingsmaterialien nun in die deutsche Sprache übersetzt, um sie auch in Österreich verwenden zu können. Die übersetzten Handbücher sollen in erster Linie in Schulen, Elternorganisationen und Kindergärten eingesetzt werden. Zielgruppe sind Berufsgruppen, die mit FGM befasst sind, insbesondere Lehrpersonal, Kindergärtnerinnen und Kindergärtner, aber auch Schüler und Schülerinnen sowie Eltern.

 

Allgemeine Informationen zu diesem Thema finden sich auf dem seit März 2007 bestehenden Portal „Gender + Schule“, das sich vor allem an Lehrpersonen und andere Multiplikatoren bzw. Multiplikatorinnen richtet und zwischen 10.000 und 14.000 Zugriffe pro Monat verzeichnen kann (http://www.gender.schule.at/index.php?pool=artikel&modul=suchen&suchtext=FGM).

 

Um Lehrkräfte bei ihrer herausfordernden Aufgabe zu unterstützen werden weiters vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und der in ihrem Auftrag arbeitenden Serviceeinrichtung „Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule“ Informations- und Unterrichtsmaterialien bereit gestellt. Zusätzlich werden in Kooperation mit NGOs Workshops angeboten. Zum Internationalen Tag gegen FGM wird verstärkt auf Vermittlungs-, Informations- und Unterstützungsangebote hingewiesen.

 

So enthält etwa das Heft „polis aktuell 2/2010: Weibliche Genitalverstümmelung — Female Genital Mutilation (FGM)“ ausführliche Informationen zur Praxis der Genitalverstümmelung, zu ihrer Verbreitung, zu den Zusammenhängen zwischen FGM und Tradition, FGM und Religion sowie zu FGM und Menschenrechten. Es versteht sich auch als Beitrag zu dem von Österreich 2009 verabschiedeten Nationalen Aktionsplan gegen FGM und will die Bemühungen um Aufklärung in Österreich verstärken, weil eben auch Lehrkräfte zu jenen Berufsgruppen gehören, die möglicherweise mit gefährdeten oder betroffenen Mädchen zu tun haben (www.politik-lernen.at/content/site/gratisshop/shop.item/105713.html).

 

Zum Thema Zwangsheirat (ZH) und FGM wird auf den einschlägigen Workshop zur Aufklärung und Sensibilisierung im Rahmen der Aktionstage Politische Bildung 2010 aufmerksam gemacht (Verein Orient Express – Beratungs-, Bildungs- und Kulturinitiative für Frauen - www.orientexpress-wien.com – siehe auch oben).

 

Der 6. Februar als Internationaler Tag gegen FGM steht seit 2003 unter dem Motto „Null Toleranz gegen weibliche Genitalverstümmelung!“ „Zero Tolerance to Female Genital Mutilation“ bedeutet, dass in den betroffenen Ländern jene aktiv unterstützt werden müssen, die gegen FGM kämpfen, aber auch, dass gefährdete Frauen und Mädchen fern ihrer Heimat geschützt werden müssen. Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur trägt dazu mit seinen Service- und Informationsangeboten bei.


Für die Auseinandersetzung mit FGM ist die Einbindung in das internationale Menschenrechtssystem wichtig. In diesem Zusammenhang bietet das laufend aktualisierte Themendossier „Frauen- und Mädchenrechte“ Basisinformation, Kontaktadressen und weiterführende Informationen und Links.

(www.politische-bildung.at/index.php?modul=themen&show_no_archiv=1&top_id=1634)

 

Zudem hat das Österreichische Filminstitut den Film „Die Wüstenblume“, der die Lebensgeschichte der gebürtigen Somalierin Waris Dirie wiedergibt, als internationale Coproduktion mitgefördert. Dieser Film, der als offizielles Statement gegen die weibliche Zwangsbeschneidung anzusehen ist, wurde auch in österreichischen Kinos gezeigt.

 

Im Übrigen wird hinsichtlich der internationalen Dimension auf die Federführung des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten hingewiesen.

 

 

 

Die Bundesministerin:

 

Dr. Claudia Schmied eh.