7444/AB XXIV. GP

Eingelangt am 29.03.2011
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

 

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

Beschreibung: Logo-solo

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0018-III/4a/2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 25. März 2011

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 7512/J-NR/2011 betreffend Cooperatives offenes Lernen, die die Abg. Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen am 31. Jänner 2011 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Frage 1:

Der Anspruch zur Umsetzung der Handlungsfelder Individualisierung und Differenzierung ist als Bündel von entsprechenden Maßnahmen zu sehen, das nicht ausschließlich in Kontext zu einer Initiative, wie etwa der wertzuschätzenden Tätigkeit des Impulszentrums und dem Projekt COOL generell, gesehen werden kann. Dazu wird auch auf die Beantwortung der Frage 3 verwiesen.

So wurde für das Schuljahr 2010/11 bezüglich der im Projekt COOL bzw. eCOOL beteiligten Lehrkräfte insgesamt ein Kontingent von 46 Werteinheiten aufgebracht; das entspricht (bei einer Bewertung von 1 Werteinheit mit 3.010 EUR) einem Personalaufwand von rund 138.460 EUR. Für operative Abwicklung im Rahmen des Projektes COOL bzw. eCOOL wurde den betroffenen Schulen im Jahr 2010 ferner ein Betrag von 26.000 EUR zur Verfügung gestellt.

Die budgetären Detailplanungen für das Finanzjahr 2011 werden unter Bedachtnahme auf eine weitest mögliche Ausschöpfung von Effizienzpotenzialen derzeit von der zuständigen Fach­sektion des Unterrichtsressorts ausgearbeitet. Es ist in Aussicht genommen die Initiative weiter­hin in vergleichbarem Ausmaß zu unterstützen.


 

Zu Frage 2:

Bezüglich der pädagogischen Innovationsarbeit wurde der Auftrag erteilt, schulartenübergreifend die verschiedenen innovativen Projekte im Bereich der Sektion für allgemeinbildendes Schul­wesen stärker aufeinander zu beziehen und damit Synergiepotential zu nutzen. Der Fokus muss darauf gerichtet werden, durch eine kreative Transferstrategie die Wirkung der innovativen Ansprüche im gesamten System der Sekundarstufe I zu entfalten. Eine unmittelbare Beziehung der Arbeit von COOL etwa zur Entwicklungsarbeit der Neuen Mittelschulen (NMS) ergibt sich aus dem Faktum, dass viele Partnerschulen der NMS berufsbildende höhere Schulen sind, in deren Bereich das Projekt COOL entwickelt worden ist. Die innovativen Ansprüche der COOL-Arbeit sind mit jenen der NMS weitgehend übereinstimmend. So fand seitens des NMS-Projekt­teams bereits im Oktober 2009 eine Beratung mit Vertreterinnen und Vertretern der Initiative COOL im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur statt. Bei Dialogtagen in Kärnten wurde beispielsweise an der NMS in Feldkirchen eindrucksvoll gezeigt, wie fruchtbar die Kooperation zwischen NMS und berufsbildenden höheren Schulen (HAK) gestaltet werden kann.

 

Zu Frage 3:

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur unterstützt eine ganze Reihe von unterrichtsbezogenen Initiativen, die in diese Richtung weisen. Exemplarisch sei etwa auf die NMS-Entwicklungsbegleitung, BIFIE-Bildungsstandard-Implementation, 25plus – individuell lernen und lehren, net-1, ÖZEPS oder EVA – Eigenverantwortliches Arbeiten hingewiesen. Alleine in die NMS-Entwicklungsbegleitung sowie die Implementierung der Bildungsstandards werden im Finanzjahr 2011 zusätzlich rund EUR 2,7 Mio. investiert. Die budgetären Detail­planungen für die weiteren hier genannten Vorhaben werden derzeit mit den Projektträgern von den zuständigen Fachsektionen des Unterrichtsressorts ausgearbeitet. Für 2012 sind mangels eines beschlossenen Bundesfinanzgesetzes 2012 noch keine Aussagen möglich.

 

Zu Frage 4:

Vorweg wird bemerkt, dass im Rahmen von QIBB (Qualitätsinitiative der berufsbildenden Schulen) seit Beginn das Ziel der „Koordination der Lehrziele und Lehrangebote innerhalb der Fachgruppe und fächerübergreifend im Team“ verfolgt wird. Zur Erreichung dieses Ziels trägt das Arbeiten mit kooperativen offenen Lernformen durch das Erstellen gemeinsamer Arbeits­aufträge, die Einführung des Klassenrates und anderer Maßnahmen unterstützend bei.

Eine Förderung der Kooperation von Lehrerinnen und Lehrern am Schulstandort wird zudem etwa durch einen verstärkten Einsatz schulinterner Fortbildungsangebote erreicht. Auch die ab 2014 wirksame neue Form der Reifeprüfung sieht bei der Erstellung von Themenbereichen für die mündlichen Prüfungen eine verbindliche Kooperation der Fachkolleginnen und -kollegen vor.

Die Förderung der Kooperation der Lehrerinnen und Lehrer ist Grundlage des Angebots der Virtuellen PH (1.000e Seminarplätze für kooperative Online-Seminare). Weiters ist auch hinsichtlich des informationstechnologischen Aspekts hinzuweisen auf:

-      EPICT - European Pedagogical ICT Licence (pädagogischer Computerführerschein); dieser österreichweit angebotene Lehrgang setzt durchgehend auf die Kooperation der Lehrkräfte,

-      Projekt eduMoodle ermöglicht über ein zentrales Angebot den Schulen die Nutzung von Lernplattformen; damit ist auch klassenübergreifender und schulübergreifender Unterricht möglich, der natürlich die Kooperation der Lehrenden voraussetzt,


 

-      Einrichtung sozialer Netzwerke, wie kreativinnovativ2020 (über 350 Bildungsinnovatorinnen und -innovatoren; COOL ist Teil dieses sozialen Netzwerks, das auch die Verbindung zu bestehenden Netzwerken fördern soll), IT@VS (130 Grundschullehrkräfte), Austrian eLearning (150 Lehrende der Sekundarstufe I und II) fördern ebenfalls die Kooperation der Lehrenden,

-      eLSA und eLSA-advanced Projekt (Sekundarstufe I) und eLearning Cluster (Sekundarstufe II): die Kooperation der Lehrenden und der Schulen sind Kernelemente dieser Schlüssel­projekte des Ressorts,

-      Regelmäßige Konferenzen und Tagungen ermöglichen schulübergreifenden Erfahrungs­austausch.

 

Zu Fragen 5 und 6:

Vorweg ist zu bemerken, dass der Zusammenhang zwischen neuen Lern-und Unterrichtsformen einerseits und neuen zeitlichen und räumlichen Rahmenbedingungen andererseits nicht grund­sätzlich zwingend ist. Tatsache ist aber, dass zahlreiche schulautonome Maßnahmen gesetzt werden, um flexible Unterrichtsformen auch durch flexible Zeitpläne zu ermöglichen. In Schul­versuchen werden auch neue Unterrichtsformen, wie die „Modulare Oberstufe“ erprobt, die ein neues Zeitkonzept bedingen.

Auch die eLearning-Initiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur wird mit kooperativen offenen Lernformen gekoppelt und erweitert, so das COOL-Projekt auf eCOOL, wobei die Schulen entsprechend ihrer Möglichkeiten sowohl die Unterrichtsräume wie auch die zeitliche Unterrichtsgestaltung eigenverantwortlich organisieren.

Die Einbeziehung des virtuellen Raums in die veränderten Lehr- und Lernszenarien steht im Mittelpunkt aller eLearning-Projekte des Ressorts. Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur setzt seit einigen Jahren verstärkte Initiativen zur Förderung der IT-Kompetenz aller Lehrkräfte. Bekanntestes Beispiel ist das Projekt EPICT; Ziel ist es, auf der Basis einer gewissen persönlichen Gewandtheit im Umgang mit IKT den konkreten, pädagogisch sinnvollen und reflektierten Einsatz von IKT im Unterricht auf einem nachgewiesenen Basisniveau zu beherrschen. Zum Themenkreis Unterricht und Internet wird neben den Ausführungen zu Frage 4 auf die Lehrkräftequalifikation (OTA-Online Tutoring Ausbildung, Lehrgang für online coaching Kompetenzen) und die verstärkte Nutzung von Web 2.0 Tools in Schlüsselprojekten (zB. eLearning Unterstützungspaket für NMS-Standorte) hingewiesen.

 

Zu Fragen 7 und 8:

COOL ist immer wieder Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen durch Universi­täten bzw. Gegenstand von Seminar- und Diplomarbeiten als auch von Dissertationen, sodass die Kenntnis über kooperative offene Lernformen teilweise auch bereits in die Ausbildung an den Universitäten einfließt. Darüber hinaus gehende Mittelbereitstellungen für neue wissenschaft­liche Untersuchungen sind nach derzeitigem Stand nicht in Aussicht genommen. Zahlreiche in COOL artikulierte Anliegen zur Lehrkräfteprofessionalität werden von den Pädagogischen Hoch­schulen sowohl in der Aus- als auch in der Fort-und Weiterbildung umgesetzt.

Hinsichtlich neuer Formen und Inhalte in der Lehrkräfteaus- und -fortbildung wird ergänzend zu den Ausführungen zu Fragen 4 bis 6 hingewiesen auf:

-      Über das Zentrum virtuelle PH (unterstützt in Form eines online Campus alle Pädago­gischen Hochschulen) werden österreichweit neue Formate entwickelt (asynchron und synchron) und teilweise auch angeboten,

-      Produktion von 20.000 Exemplaren „E-Skills für EPICT“ (verschickt an alle Schulen),


-      2011: 5 OTA-Lehrgänge und mehrere EPICT-Mentorinnen und -Mentoren-Ausbildungen,

-      Einsatz von Lernplattformen beim Unterrichtspraktikum und Bundesseminaren

-      Qualifizierung von Lehrerausbildnerinnen und -ausbildnern an den Pädagogischen Hoch­schulen,

-      IKT/eLearning-Kompetenzen bei Schulleiterausbildung (verpflichtend im Kernmodul),

-      Saferinternet-Monat im Februar 2011 (über 200 Schulen nehmen daran teil und erstellen Bildungsinhalte zu gesellschaftsrelevanten Fragestellungen).

 

Zu Frage 9:

Maßgebliche Initiativen zur Qualitätssteigerung des Unterrichts wurden in den letzten Jahren initiiert und umgesetzt bzw. befinden sich in Planung, wie etwa „Kleinere Klassen“, die Einführung des Modellversuchs „Neue Mittelschule“, die Einführung von Bildungsstandards auf der 4. und 8. Schulstufe sowie die Entwicklung einer standardisierten, kompetenzorientierten Reifeprüfung an den allgemein bildenden höheren Schulen (ab dem Schuljahr 2013/14) bzw. der standardisierten, kompetenzorientierten Reife- und Diplomprüfung an den berufsbildenden höheren Schulen (ab dem Schuljahr 2014/15) oder die Modularisierung der Oberstufe in Schul­versuchen.

Die in parlamentarischer Behandlung befindlichen Vorschläge zur Änderung des Bundes-Schulaufsichtsgesetzes und des Schulunterrichtsgesetzes (RV 1113 dB. und 1112 dB. XXIV. GP) zielen ebenfalls genau in diese Richtung. Es soll der Weg beschritten werden, von den herkömmlichen Inspektionen hin zu einer Schulaufsicht über Leistungsvereinbarungen auf allen Systemebenen überzugehen. Dafür soll ein Nationaler Qualitätsrahmen erstellt werden, der die Basis für die Leistungsvereinbarungen bilden und der die nötige Unterstützung bieten wird. Gleichzeitig soll auch das Aufgabenprofil der Schulleiterinnen und Schulleiter in Richtung Qualitätsverantwortung neu definiert bzw. ergänzt werden.

An weiteren Maßnahmen des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur im Bereich Qualitäts- und Zertifizierungskriterien sind zu benennen:

-      Aufbau von Schulclustern (im Grundschulbereich, Sekundarstufe I und II),

-      Zertifizierung von eLSA-Schulen (nach einem 3-4-jährigen Umstellungsprozess),

-      Vernetzung von zertifizierten eLSA-Schulen zum Netzwerk eLSA-advanced,

-      Aufbau und Betrieb sozialer Netzwerke,

-      Messung von Sozialkapital in eLearning-Klassen (OLPC-Projekt, Graz; Sozialkapital­lehrgang für eLearning erfahrene Lehrkräfte),

-      eIndividualisierung: Entwicklung von Lehrgängen und rollout.

 

 

Die Bundesministerin:

 

Dr. Claudia Schmied eh.