9570/AB XXIV. GP

Eingelangt am 30.12.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

Anfragebeantwortung

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 9899/J der Abgeordneten Mag. Schwentner u.a. wie folgt:

 

Frage 1:

 

Die Comicserie des AMS Wien „Was geht?!! 5 starten durch“ wurde von der Landesgeschäftsstelle des AMS Wien in Auftrag gegeben.

Frage 2:

 

Die Comicserie wurde von der zuständigen Abteilung  des AMS Wien „Arbeitsmarktinformation Marketing und  Grundlagen“ gemeinsam mit  den Beraterinnen und Beratern des AMS Wien Jugendliche und des BerufsInfoZentrums, dem Diversity Manager des AMS Wien sowie der Kerstin Liedtke - Film & Videoproduktion gestaltet.

Frage 3:

 

Kerstin Liedtke ist als Gestalterin von Imagefilmen speziell auch in den Bereichen  Diversity und  Genderkompetenz  bekannt. Sie hat bereits mehrere  Reportagen und Filme zu interkulturellen Themen gestaltet. Seit 2007 ist Frau Liedtke ehrenamtliche Obfrau des Interkulttheaters und seit 2011 ehrenamtliche Schriftführerin des Vereins „Kultur-punkt.e“, der die Entwicklung und Umsetzung interkultureller Projekte zum Ziel hat. Frau Liedtke ist Mitautorin der Publikation „Das Eigene machen - Frauen auf neuen Wegen“ einer Broschüre für burgenländische Frauen zum Thema Selbständigkeit.

Im AMS Wien ist jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter dazu verpflichtet, zumindest ein Gender- und ein Diversity-Seminar zu besuchen. Bereits im Mai 2000 wurde Gender Mainstreaming im AMS zur verbindlichen Strategie erklärt und im längerfristigen Plan durch Beschluss des Verwaltungsrats verankert. Gender Mainstreaming ist im  laufenden Qualitätsmanagementpro­zess nach dem Modell der European Foundation for Quality Management (EFQM) integriert.
Die strukturierte Auseinandersetzung mit dem Thema „KundInnen mit Migrationshintergrund“ begann im AMS Wien 2006, ausgehend vom Arbeitsmarktservice Jugendli-


che, das für Lehrstellensuchende und Arbeit suchende Jugendliche bis 21 Jahren zuständig ist. Ca. 73% aller KundInnen des AMS Jugendliche weisen einen Pflichtschulabschluss als höchsten Bildungsabschluss auf und rund zwei Drittel der Jugendlichen haben einen Migrationshintergrund. Um der Benachteiligung am Arbeitsmarkt bereits zu einem frühen Zeitpunkt vorzubeugen, setzte das AMS Wien einen Diversity Manager ein und implementierte eine Reihe von Maßnahmen und Initiativen. Ziel ist es, eine nachhaltige Integration von Menschen mit nichtdeutscher Muttersprache in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Das Projekt umfasst u.a. MitarbeiterInnenschulungen, Vernetzungstreffen mit anderen Institutionen, Mentoringprogramme, Vorort-Beratung und vieles mehr.

Für AMS BeraterInnen gibt es zum Beispiel das Angebot von Sprachkursen und Schulungen zur interkulturellen Kommunikation, aber auch die verstärkte Aufnahme von mehrsprachigen MitarbeiterInnen wird forciert. Ähnliche Qualitätsstandards setzt  das AMS Wien bei den mit Schulungen beauftragten Partnerinstitutionen voraus, deren TrainerInnen Gender- und Diversitykompetenz aufweisen müssen.

Frage 4:

 

Die Kosten der insgesamt 5 Cartoons betrugen 15.660 Euro brutto.

Frage 5:

 

Die 5 Comics der Serie Was geht?!! 5 starten durch“ wurden im Frühjahr und Herbst 2011 in folgenden Medien veröffentlicht: Wiener Bezirksblatt, TZ Heute, Biber, Magazin Cool, City Pan–Screens.

Frage 6:

 

Die Kosten betrugen im Jahr 2011 insgesamt 100.196,59 Euro brutto.

Frage 7:

 

Dieser Aussage ist natürlich nicht zuzustimmen. Der Ausruf „Bis dahin bin ich doch alt und grau!“ spiegelt lediglich die Ängste der Figur „Yasmin“ wieder, dass sie zu lange warten muss, bis sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat und eigenes Geld verdienen kann.

In der Beratung werden diese Ängste von Mädchen oft thematisiert und  müssen durch Information, etwa über Fördermöglichkeiten oder Stipendien, so weit verringert werden, dass die Mädchen ihre Berufswahl relativ unbelastet treffen können – gerade im so genannten nicht traditionellen Bereich.

In der Beratung kommt es auch öfter vor, dass Jugendliche keine bzw. keine genaue Vorstellung über den Ausbildungsweg zu ihrem Wunsch- /Traumberuf haben. Entsprechend groß ist das Erstaunen, wenn im Zuge von Informationsgesprächen bei manchen Berufswünschen auf die lange Ausbildungsdauer hingewiesen wird.

Bei dem Comic handelt es sich um ein künstlerisches Produkt zur Unterstützung der rechtzeitigen und strukturierten Auseinandersetzung mit der Berufswahl. Unzweifelhaft ist aus den Cartoons ersichtlich, dass alle Berufsbewertungen, die in dem Comic vorkommen, nicht vom AMS abgegeben werden, sondern von Kunstfiguren namens Veli, Alex, Yasmin, Michi und Amir.


Die Figuren in den 5 Cartoons unterhalten sich über ihre Vorstellungen zu ihrer beruflichen Zukunft. Die Botschaft jeder Geschichte ist die Wichtigkeit, sich im AMS bzw. in BerufsInfoZentren über Fragen der Berufs- und Bildungswahl beraten zu lassen. Die erste Geschichte handelt davon, dass dies rechtzeitig und wenn möglich gemeinsam mit den Eltern geschehen sollte.

Frage 8:

 

Über den Kunstcharakter des Cartoons siehe auch Beantwortung Frage 7.

Im Sinne der Gleichbehandlung hat das AMS Wien ein Mädchen als Protagonistin dieser Geschichte ausgewählt: Sie und ihre Eltern haben hohe Bildungs- und Berufsaspirationen, ohne aber ausreichend über die Wege zum hochqualifizierten Beruf informiert zu sein. Eine Freundin weist sie darauf hin, die lange Ausbildungsdauer zu bedenken, also Jahre, in der sie ohne eigenes Einkommen bleiben würde. Die finanzielle Frage wurde im Cartoon jugendgerecht über den Konsum von „guter Musik“ abgehandelt. Der Rat der Freunde lautet aber natürlich nicht, den Gedanken an ein Studium aufzugeben, sondern er lautet – wie in den anderen Cartoons auch – sich im AMS beraten zu lassen.

Da dieser Cartoon aber bei RezipientInnen, die nicht der beschriebenen Zielgruppe angehören, für Missverständnisse und Irritation gesorgt hat, wird der Text des Cartoons noch einmal in einer Weise überarbeitet, dass der fälschliche Eindruck, das AMS rate einem Mädchen mit Migrationshintergrund von einem Studium ab, nicht mehr entstehen kann.

Frage 9:

 

Eine der Freundinnen wirft als Alternative zum Facharztstudium zur Zahnärztin eine Lehre zur Zahntechnikerin in die Diskussion über den späteren Beruf der Protagonistin ein. Für den Cartoon wurde nach einem Berufspaar Studium/Lehre gesucht, das von den Berufsinhalten her im weitesten Sinne auch technisch-handwerkliche Aspekte enthält, um weibliche Rollenfestschreibungen zu vermeiden. In allen Cartoons geht es darum, dass die Jugendlichen ihre eigenen Vorstellungen über die verschiedenen Berufsbilder haben, die oftmals mehr mit tradierten Vorurteilen oder falschen Vorstellungen zu tun haben als mit der Realität. So ist ihnen nicht klar, dass die Berufe Zahnärztin und Zahntechnikerin nicht nur vom Ausbildungsniveau, sondern auch von den Berufsbildern her völlig unterschiedlich sind. Die daraus entstehende Unklarheit und Ratlosigkeit kann durch rechtzeitige und strukturierte Berufsberatung gelöst werden. Wenn sich in der Beratung herauskristallisiert, dass ein Studium vom Wunsch und den persönlichen Voraussetzungen her möglich ist, wird der/die AMS-BeraterIn auf alle Unterstützungsmöglichkeiten für diesen Weg hinweisen.

Grundsätzlich ist jedoch festzuhalten, dass auch nichts Verwerfliches daran zu sehen wäre, wenn eine Pflichtschulabsolventin, den Beruf einer Zahntechnikerin ergreift, und somit eine solide abgeschlossene Berufsausbildung - in einem nicht traditionellen Bereich - vorweisen kann.


Weiters wäre auch auf den Cartoon über „Alex“ hinzuweisen, die ein technikbegabtes Mädchen ist, das die Eltern aber gerne in ihrem Blumenladen sehen würden. Auch hier ist die Botschaft, dass das Mädchen sich beim AMS beraten lassen soll. Wege zu einem nicht traditionellen Beruf müssen aufgezeigt und Barrieren abgebaut werden, damit Alex einen ihren Begabungen entsprechenden Beruf ausüben kann.

Frage 10:

 

Das AMS Österreich beauftragte die Berufsinfovideos in Kooperation mit dem WIFI.

Frage 11:

 

Die Firma Braintrust GmbH hat das Portal gestaltet.

Frage 12:

 

Gendersensitives Herangehen wird explizit gefordert.

Frage 13:

 

Es wurden bereits vorhandene Videos verwendet. Es entstanden keine diesbezüglichen Kosten. Die einmaligen Kosten für das Videoportal betrugen 38.880 Euro brutto.

Frage 14:

 

Nein.

Frage 15:

 

Siehe Frage 14

Frage 16:

 

Das Konzept der Videos basiert auf Kurzreportagen zur Arbeitswelt und Interviews mit BetriebsleiterInnen einerseits sowie mit Lehrlingen und Beschäftigten andererseits. Eine jugendliche Reporterin, ein jugendlicher Reporter stellt im Betrieb Fragen zur Ausbildung, zur Arbeit, zu den Rahmenbedingungen und jeweils auch zur Situation von Mädchen und Burschen im Beruf. Die Antworten werden nicht vorgegeben und auf Genderaspekte wird großer Wert gelegt.

Frage 17:

 

Dazu gibt es keine Daten. Es kann auf Basis der allgemeinen Daten zu Karenzzeiten nach Geschlecht darauf geschlossen werden, dass Zahntechniker seltener in Karenz gehen als Zahntechnikerinnen.

Frage 18:

 

Siehe Frage 17


Frage 19:

 

Das AMS Berufsinfomaterial ist durchgängig nach gendersensiblen Kriterien erstellt und in der Fachwelt anerkannt.

Aus einer zweiminütigen Videosequenz, die eine Betriebsreportage und die Meinung eines einzelnen Betriebsleiters beinhaltet, können nicht Grundsatzaussagen zum gesamten Infomaterial gemacht werden.

Das AMS Österreich nimmt jedoch die gendersensible Aufbereitung sehr ernst. Zur Gewährleistung der Genderorientierung wird künftig verstärkt die Expertise der Frauenabteilung des AMS Österreich eingeholt.