11085/J XXIV. GP

Eingelangt am 21.03.2012
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Anfrage

 

der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport

betreffend Umstrukturierung des TÜPL Allensteig zu einem Nationalpark

BEGRÜNDUNG

 

Der Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich wurde zurzeit des Dritten Reichs angelegt und war für die deutsche Wehrmacht der größte Übungsplatz. Im Mai 1945 wurde das Areal von der roten Armee eingenommen, besetzt und ein Jahr später als „Deutsches Eigentum“ von den Sowjets beschlagnahmt. In der Folge wurde auch von den Besatzungstruppen ein Übungsbetrieb mit bis zu 60.000 Soldaten abgewickelt. Außerdem wurde das Lager als Durchgangslager für sowjetische Kriegsgefangene genutzt.
Nachdem die Besatzung im September 1955 vom Truppenübungsplatz abzog, ging der Platz in das Eigentum der Republik Österreich über.

Der Übungsplatz im Waldviertel dient seither fast allen Heeres-Verbänden als Ausbildungsort. Mit seinen 157 km² ist der Truppenübungsplatz fast genauso groß wie das Fürstentum Liechtenstein. Rund 30.000 Soldaten kommen pro Jahr auf den Übungsplatz, 1.500 können gleichzeitig in den vorhandenen Unterkünften nächtigen. Seit 8. Mai 1957 leistet sich die „kleine“ Republik Österreich den großen Übungsplatz in Mitteleuropa!

Es ist an der Zeit, dieses Erbe aus dem dritten Reich einer anderen, vorwiegend zivilen Bestimmung zu übergeben. Das „Ländchen um Döllersheim“ (ursprüngliche Bezeichnung) kann so vom gesperrten und geheimen zum offiziellen und zivilen Nationalpark überführt werden.
Laut Homepage des Verteidigungsministeriums
hat sich „auf dem Übungsgelände eine in Europa einzigartige, naturnahe Landschaft mit seltenen Tieren, Pflanzenarten und speziellen Lebensräumen entwickelt. Für die Soldaten des Bundesheeres ist es heute eine gesellschaftliche Verpflichtung, dieses Naturparadies zu erhalten und zu fördern“[1]. Alleine das Wissen über die Artenvielfalt und Großartigkeit der Naturlandschaft gibt der Forderung nach Öffnung und Zutritt für die Zivilbevölkerung Recht.

Die Schaffung eines Nationalparks unter Einbeziehung der Anliegergemeinden und der benachbarten Forstverwaltungen mit einem verantwortungsvollen Gesamtkonzept, gemeinsam mit dem österreichischen Bundesheer erstellt, welches sich auch der Vermittlung der politisch-historischen Bildung verpflichtet, ist eine Möglichkeit einer nachhaltigen Umstrukturierung. Das rund 160 Quadratkilometer große Areal des Truppenübungsplatzes könnte auf ein Drittel reduziert werden, die restlichen Zweidrittel sollen der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht und in einen Nationalpark umgestaltet werden.
Dadurch käme es zu einer touristischen Nutzung und zur Aufwertung der Region. Korridore sollen geschaffen, der öffentliche und freie Zugang zum Nordufer des Ottensteiner Stausee ermöglicht werden.
Die Region um Allentsteig selbst und die um den TÜPL liegenden Gemeinden weisen Abwanderung in Niederösterreich auf. Sämtliche Bemühungen der Region touristisch und wirtschaftlich attraktiv zu werden sind durch den Übungsbetrieb am TÜPL beeinträchtigt. Die Öffnung des Areals für die Zivilbevölkerung wäre für Republik, für das Bundesland Niederösterreich, aber vor allem für die Region rund um Allentsteig eine große Bereicherung.

Der Zeitpunkt dafür scheint besonders günstig zu sein, wollen doch Regierung und Verteidigungsminister Reformen des Österreichischen Bundesheeres endlich angehen und Einsparungen treffen.
In der Berichterstattung auf www.orf.at vom 2.3.2012 wurde jedoch von Dekontaminierung in der Höhe von rund 2 Mrd. Euro gesprochen[2]

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Wie setzt sich die kolportierte Berechnung der Dekontaminierung des Geländes Allentsteig von Schadstoffen und Blindgängern in der Höhe von zwei Mrd. Euro zusammen? Bezieht sich diese Berechnung auf das gesamte Areal? Mit der Bitte um Beilegung etwaiger Grundlagen dieser Berechnung und genauer Auflistung.

2)    Wann wurden diese Berechnungen, von welcher Abteilung getätigt aus welchem Grund wurden diese durchgeführt?


3)    Welche Reformen müssten im Österreichischen Bundesheer vollzogen werden, wenn der Übungsplatz Allentsteig nur mehr ein Drittel des gesamten Areals ausmachen würde?

4)    Gäbe es auf europäischer und/oder internationaler Ebene durch Verkleinerung des Truppenübungsplatzes Konsequenzen für die Republik?  Wenn ja, mit der Bitte um genaue Auflistung.

5)    Welche budgetären Einsparungen gäbe es kurz-, mittel- und langfristig für das Ressort Landesverteidigung durch Verkleinerung des Truppenübungsplatzes Allentsteig? Bitte um Auflistung.

 



[1] http://www.bmlv.gv.at/cms/artikel.php?ID=3587

 

[2] http://www.orf.at/stories/2107931/2107975/