12562/J XXIV. GP

Eingelangt am 14.09.2012
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

 

an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung

betreffend Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) - Genderauswertungssystem

 

4.370 Maturanten nahmen am 6. Juli in der Messe Wien am Eignungstest für einen Studienplatz an der Medizinischen Universität (Med-Uni) Wien teil. 55,9 Prozent Frauen und 44,1 Prozent Männer erhielten einen der begehrten 740 Studienplätze an der MedUni Wien.[1]

In diesem Zusammenhang entschloss sich die MedUni Wien eine genderspezifische Auswertung vorzunehmen. Dabei konnten Frauen trotz identer Punktezahl einen höheren Testwert als Männer erzielen und erhielten in weiterer Folge einen Studienplatz.

In diversen Internet-Foren ist von Benachteiligung zu lesen, es wird von Sexismus, Diskriminierung und Betrug gesprochen. Darüber hinaus kritisieren auch einige Frauen die Auswertung, denn sie wollen nicht zu „Quotenfrauen“ abgestempelt werden.

Diesbezügliche Foreneinträge, welche auf der Seite http://diepresse.com/home/bildung/universitaet/1276584/MedUni_FPOe-will-ExtraPlaetze-fuer-abgelehnte-Maenner abrufbar sind, lauten in entsprechenden Auszügen wie folgt:

 „…Von einer akademischen Institution wie der Uni erwarte ich mir mehr Logik und Seriosität! Wo bleibt das wissenschaftliche Denken? (…)


 (D)as was die MedUni machte ist geradezu ein Verbrechen an den Frauen und für ihre Akzeptanz als Frauen im Berufsleben. Und jeder Mann und jede Frau, die diese Klagen nicht unterstützen, hat die (…) Emanzipationsbewegung nicht verstanden (…)

Fertige Mediziner müssen das gleiche leisten. Warum soll daher die Aufnahmeprüfung unterschiedlich sein? Nur um die Forderung nach Quote von überzogenen Genderistinnen zu erfüllen?...“

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung folgende

 

ANFRAGE

 

1.    Erst auf die kürzlich eingebrachte Aufsichtsbeschwerde, wurde seitens des BMWF eine Prüfung der Zulässigkeit des Genderauswertungssystems initiiert:

 

a.    Warum wurden Sie bzw. Ihr Ressort  erst nach der Einführung und nach der eingebrachten Aufsichtsbeschwerde in dieser Angelegenheit tätig?

b.    Wie wird diese Prüfung im Detail aussehen und wann sind erste Ergebnisse zu erwarten?

 

2.    Die Medizin-Unis in Graz und Innsbruck nahmen keine genderspezifischen Auswertungen vor. Wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort, das ausgerechnet an der Med-Uni Wien ein „Gender-Gap“ auftritt und daraus abgeleitet wurde das der Test weibliche Bewerberinnen diskriminiert?

 

3.    Welche spezifischen Faktoren sehen Sie bzw. Ihr Ressort für den „Gender-Gap“ verantwortlich?

 

4.    Im Ausschuss für Forschung, Innovation und Technologie vom 05.09.2012 wurde die genderspezifischen Auswertung ebenfalls thematisiert. Hier wurde von Ihrer Seite zugesichert, dass Sie jedenfalls eine Stellungnahme der Medizinischen Universität Wien einfordern. Haben Sie bereits eine Stellungnahme der  Med-Uni Wien erhalten?

 

a.    Wenn ja, welche Position vertritt die Med-Uni Wien in der Stellungnahme?

b.     Wenn ja, welche Maßnahmen leiten Sie daraus ab?

c.    Wenn nein, wann wird die Stellungnahme der Med-Uni Wien vorliegen?


5.    Nach welchem Verfahren wurden die getrennten Mittelwerte für Männer und Frauen gebildet?

 

6.    Wie bewerten Sie bzw. Ihr Ressort die wissenschaftliche Seriosität des angewendeten Mittelwertverfahrens?

 

7.    Wie wurden die genderspezifischen Auswertungen bei Transgenderprüflingen vorgenommen bzw. wie wären sie vorgenommen worden?

 

8.    Können Sie ausschließen, dass dieses genderspezifische  Mittelwertverfahren ohne den Einfluss ideologischer Wunschvorstellungen ausgewählt wurde?

 

9.    Wie wären die Testergebnisse bei „traditioneller“ Auswertung?

 

10. Die genderspezifischen Auswertung und deren Ergebnisse haben vermutlich auch weitere Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheitsversorgung. Wie bewerten Sie bzw. Ihr Ressort mögliche negative Entwicklungen in diesem Bereich?

 

11. Welche direkten und indirekten Kosten entstanden durch den EMS-Test 2012?

 

12. Welche direkten und indirekten Kosten sind hierbei auf die genderspezifische Adaptierung des Eignungstests entfallen?



[1] http://www.meduniwien.ac.at/homepage/news-und-topstories/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=2856&cHash=1f3ddc4f84