1437/J XXIV. GP

Eingelangt am 20.03.2009
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ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein

und weiterer Abgeordneter

 

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Verschweigen eines schweren Laborzwischenfalls durch mit H5N1 verseuchten Grippeimpfstoff

 

 

 

Laut einem Bericht des Wissenschaftsforum Aviäre Influenza kam es Meldungen tschechischer Medien zufolge in einem Labor der 70 km östlich der Hauptstadt Prag gelegenen Biotest Ltd. in Konarovice zu einem schwerwiegendem Zwischenfall durch mit hoch pathogenen H5N1 Viren kontaminiertem Impfstoff.

 

Nach dem Wissenschaftsforum Aviäre Influenza (WAI) vorliegenden Informationen ereignete sich der Vorfall bereits am 6. Februar diesen Jahres. Der experimentelle Impfstoff war am 30.01.2009 von der Avir Green Hills Biotechnology GmbH im Auftrag des Wiener Pharma Herstellers Baxter an das Labor der Biotest Ltd. in Tschechien geliefert worden, wo dieser im Tierversuch an Frettchen getestet werden sollte.

 

Als im Rahmen der Tierversuche die Frettchen begannen Krankheitssymptome zu zeigen und einige der Tiere starben, wurde der aus Österreich gelieferte Impfstoff untersucht und eine Kontamination mit dem auch für Menschen gefährlichen Vogelgrippe-Erreger H5N1 festgestellt. 13 Labormitarbeitern der Biotest Ltd., welche über einen Zeitraum von annähernd einer Woche im Rahmen ihrer Arbeit Kontakt zu dem hoch pathogenen Erreger hatten, wurden präventiv antivirale Medikamente verabreicht. Zu einer Infektion des Laborpersonals kam es offenbar glücklicherweise

nicht.

 

Bislang ungeklärt sind auch die Zusammenhänge des Laborzwischenfalls in Tschechien zu einer Meldung des Presse- und Informationsdienstes der Stadt Wien vom 11.2.2009 in welchem es heißt, dass im Wiener Otto-Wagner-Spital, Zitat: „18 MitarbeiterInnen eines externen Unternehmens ambulant behandelt [wurden], da vorerst nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sie im Rahmen ihrer Arbeit mit einem Vogelgrippe-Erreger in Kontakt gekommen seien.“

 

Nach Auffassung des WAI ergibt sich indes möglicherweise ein Kausalzusammenhang mit einer zeitgleich in Wien stattfindenden Phase I Studie eines H5N1-Lebendimpfstoffs des österreichischem Pharmaherstellers Baxter, im Rahmen derer ein als „Nasenspray“ konzipierter Vogelgrippeimpfstoff an Menschen getestet wird. Ob sich die Kontamination der Impfstoffe tatsächlich auf die an Menschen durchgeführte Phase I Studie in Wien ausgewirkte ist ungeklärt, würde aber plausibel zu erklären vermögen, warum am 11.02. – fünf Tage nach einem Laborzwischenfall durch kontaminierten Impfstoff in Tschechien – im österreichischem Wien 18 Menschen im Otto-Wagner-Spital präventiv gegen H5N1 behandelt werden müssen.

Obwohl der Laborzwischenfall mittlerweile als „Biological Hazard“ vom EDIS („Emergency and Desaster Service“) unter der Kennung BH-20090217-20552-CZE gelistet ist, sah sich Baxter bislang zu keiner öffentlichen Stellungnahme genötigt.

 

Das Wissenschaftsforum Aviäre Influenza fordert daher mit Nachdruck eine vollständige und detaillierte Offenlegung der Umstände, welche zur Kontamination eines Impfstoffs mit hoch pathogenen Erregern geführt haben.

 

Bereits im Jahre 2004 kam es zu einer Kontamination von Impfstoffen. Der Pharmahersteller Chiron (heute Teil der Schweizer Novartis AG) hatte damals 46 Millionen Dosen des Grippeimpfstoffs „Fluvirin“ auf Grund bakterieller Verseuchung vernichten müssen.

 

 

Die unterfertigen Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Gesundheit folgende

 

ANFRAGE

 

 

1.      Seit wann sind Ihnen die oben angeführten Fakten bekannt?

 

2.      Von wem wurden Ihnen die Informationen zu diesem Vorfall übermittelt?

 

3.      Wurde dieser Vorfall im Ministerrat besprochen und wenn ja, wann, in welchem Umfang und mit welchem Ergebnis?

 

4.      Welche Stelle in Österreich war die erste, die von diesem Vorfall erfahren hat und wie lange hat es gedauert, bis das Bundesministerium für Gesundheit davon erfahren hat?

 

5.      Welche Maßnahmen wurden von Ihnen bislang eingeleitet?

 

6.      Wer hat welche Maßnahmen beschlossen und welche Maßnahmen davon bislang bereits durchgeführt (Auflistung von Art und Zeitpunkt der ergriffenen Maßnahme)?

 

7.      Aus welchen Gründen ist es bislang zu keiner Information der Öffentlichkeit gekommen?

 

8.      Können Sie eine Bedrohung für die österreichische Bevölkerung ausschließen?

 

9.      Wer sind die 18 Menschen, die im Otto-Wagner-Spital präventiv gegen H5N1 behandelt werden mussten und weshalb besteht bei diese 18 Personen der Verdacht, dass sie mit dem Vogelgrippe Erreger in Kontakt gekommen sind?

 

10. Von welchem „externen Unternehmen“ sind diese 18 Patienten Mitarbeiter?

 

11. Wann wurde die Behandlung der 18 Personen begonnen und kann man mittlerweile mit einer 100%igen Sicherheit ausschließen, dass sich diese 18 Personen infiziert haben?

 

12. Wie viele in Tschechien tätige Personen sind mit dem Verdacht auf eine Infektion behandelt worden, wo sind diese Personen behandelt worden und in wie vielen Fällen hat sich der Verdacht bestätigt?

 

13. Was ist mit dem mit dem auch für Menschen gefährlichen Vogelgrippe-Erreger H5N1 kontaminierten Impfstoff passiert?

 

14. Welche Menge am Impfstoff war kontaminiert?

 

15. Kann ausgeschlossen werden, dass kontaminierter Impfstoff noch im Umlauf ist?

 

16. Hat es bislang bereits eine Stellungnahme von Baxter zu diesem Vorfall gegeben und wenn ja, mit welchem konkreten Inhalt?

 

17. Wenn nein, wann haben Sie Baxter um eine Stellungnahme ersucht und weshalb wurde diese bislang noch nicht abgegeben?

 

18. Wie sollen derartige Vorfälle künftig verhindert werden?