3904/J XXIV. GP

Eingelangt am 10.12.2009
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Gerhard Huber
Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend krebserregende und gesundheitsgefährdende Stoffe und Textilien

Aufgrund der hohen Lebenserhaltungskosten und der stagnierenden Löhne kann sich ein Großteil der österreichischen Bevölkerung nur Bekleidung von Textildiskontern leisten. Diese Diskonter handeln meist zu hundert Prozent mit billiger Ware aus Fernost, deren Herstellung nicht immer den europäischen Gesundheitsstandards entspricht. So ist es den Importländern aus Fernost möglich den europäischen Markt mit Billigware zu überschwemmen. Durch den Import von gesundheitsschädlichen Textilien, entstehen lt. internationalen Studien Gesundheitsrisiken für die Konsumenten.

Nahezu alle heutigen Stoffe und Textilien sind in irgendeiner Weise behandelt. Dabei kommen vielfältige Chemikalien zum Einsatz, welche die Eigenschaften und das Aussehen der Naturware erheblich verändern. Die Belastung der Umwelt und auch die gesundheitliche Unbedenklichkeit werden vielfach diskutiert, eine endgültige Kontrolle gibt es nicht.

In vielen Ländern sind die Bestimmungen zum Arbeitsschutz und zum Einsatz von Chemikalien sowie Umwelt- und Gesundheitsschutzmaßnahmen nicht so weit entwickelt wie in Österreich oder Deutschland. Da aber die meisten Textilien nicht mehr in diesen Ländern hergestellt werden, ist eine endgültige Kontrolle über die tatsächlich zum Einsatz kommenden Mittel nicht möglich. So ist es für den Konsumenten kaum mehr möglich Naturfasern von Chemiefaser zu unterscheiden, da für die Bezeichnung der Fasern viele neuen Namen verwendet werden, die man als Durchschnittsverbraucher nicht kennt.

Zu den gesundheitsgefährdenden Textilverarbeitungsmethoden gehören insbesondere die Bleichung, bei der bevorzugt Wasserstoffperoxid, Natriumhypochlorit und Natriumchlorit zum Einsatz kommen wobei sich halogenisierte Kohlenwasserstoffe, z. B. krebserregende und erbgutschädigende Dioxine bilden.

Ebenfalls auf alle Fasern angewandt wird das Verfahren der Deodorierung, das einen angenehmen Geruch vermitteln soll. Zur Anwendung kommen Kunstharz und Parfüms. Eine Folge sind Hautallergien.

Die antimikrobielle Ausrüstung soll die Textilien vor dem Befall von Schimmelpilzen, Fußpilz und Bakterien schützen. Außerdem soll das Material keinen Körpergeruch annehmen. Verwendung findet dieses Verfahren bei allen Fasern. Neben der erheblichen Umweltbelastung verursacht auch die antimikrobielle Ausrüstung vielfach Hautallergien.

Die Filzfrei-Ausrüstung soll das Filzen von Wolle verhindern. Das Etikett zeigt dabei das Sympol "Superwash" an. Erreicht wird dies mit dem Einsatz von Chlorlösung, Polyamid- Epichlorhydrinharz und Enzymen. Die Filzfrei-Ausrüstung produziert große Mengen von Abwasser. Durch die Polyamid-Harze werden krebserregende Dichlorpropanole (DCP) freigesetzt.

Die Hochveredelung oder Pflegeleicht-Ausrüstung soll das Einlaufen und Knittern verhindern. Es wird bei zellulosischen Natur- und Chemiefasern und bei Mischungen aus synthetischen Fasern eingesetzt. Es besteht starker Krebsverdacht und es kommt zu Hautreizungen und Allergien. Die Umwelt wird stark belastet durch die eingesetzten Chemikalien: Harnstoff-Formaldehyd, Melamin-Formaldehyd und Dimethylglyxalharnstoff.

Um ein strahlendes Weiß zu erreichen wird optisch aufgehellt. Angewandt werden kann dieses Verfahren bei allen Fasern, die weiß oder pastellfarben sind. Die Gewässerbelastung ist groß. Außerdem kommt es immer wieder zu Hautallergien. Es werden Stilben-, Pyrazolin- und Benzazol-Derivate angewandt.

Was bei einer Untersuchung der Universität Bayreuth festgestellt wurde, ist alarmierend: Fast jedes dritte Kleidungsstück, das wir tragen, ist mit Dioxinen und Furanen belastet und weist unter Umständen darüber hinaus noch weitere Giftrückstände auf, die auf die Haut übergehen und das Immun- und Hormonsystem angreifen können. Für den Verbraucher ist es dabei nicht möglich zu erkennen, ob ein Kleidungsstück chemisch belastet ist - das kann bei preiswerten und teuren Produkten gleichermaßen vorkommen.

Daher ist es wichtig, dass der Import von gesundheitsschädlicher Importware aus Fernost besser kontrolliert wird, bzw. auch die Konsumenten über eventuelle gesundheitsgefährdende Risiken durch die österreichische Bundesregierung informiert werden. Schlussendlich sichert man durch die Verschärfung der Kontrolle von Billigware, tausende Arbeitsplätze der heimischen Textilindustrie, welche qualitativ hochwertige Textilien herstellen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Herrn Bundesminister für Gesundheit folgende

ANFRAGE

1. Liegen Ihrem Ministerium Statistiken und Informationen über den steigenden Import von gesundheitsgefährdenden Textilien vor?

2.      Wenn ja, wie bewerten Sie die Statistiken und Informationen?

3.      Wenn nein, warum nicht?

 

4.         Gibt es zwischen Ihrem Ministerium und anderen Ministerien Gespräche um den Import von gesundheitsgefährdenden Textilien zu unterbinden?

5.         Wenn ja, mit welchen Ministerien fanden diese Gespräche statt und welche Ergebnisse wurden in den Gesprächen erzielt?

6.     Liegen    Ihrem   Ministerium    Informationen   der   Zollfahndung   vor   in   welchen Handelsbetrieben gesundheitsgefährdende Bekleidung sichergestellt wurde?

7.          Wenn ja, wie bewerten Sie die Fahndungserfolge der Zollfahndung und wie hat ihr Ministerium auf die Ergebnisse reagiert?

8.    Wenn nein, warum erhält das Bundesministerium für Gesundheit keine Informationen durch die Zollfahndung?

9   Warum wird das Thema „krebserregende und gesundheitsgefährdende Textilien" seitens Ihres Ministeriums tabuisiert?

10.Welche Schritte und Maßnahmen hat das Bundesministerium für Gesundheit seit 1. Jänner 2007 gesetzt, um die österreichische Bevölkerung bezüglich krebserregender und gesundheitsgefährdender Textilien ausreichend zu informieren?

11.   Können Sie ausschließen, dass der österreichische Textilhandel ausschließlich nicht gesundheitsgefährdende und krebserregende Textilien verkauft?

12.       Wenn ja, warum?

13.       Liegen Ihrem Ministerium Informationen vor, wie viele Menschen in Österreich aufgrund gesundheitsgefährdender und krebserregender Textilien erkrankt sind?

14.       Wenn ja, wie bewerten Sie diese Informationen?

15.       Wenn nein, warum nicht?

16. Teilen Sie meine Überzeugung, dass die österreichischen Konsumenten ein Anrecht auf gesundheitlich bedenkenlose Textilien haben? Wenn nein, warum nicht?