4843/J XXIV. GP

Eingelangt am 18.03.2010
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ANFRAGE

des Abgeordneten Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

 

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend gratis Impfprogramme – insbesondere bei Humane Papillomviren (HPV), Pneumokokken und Meningokokken

 

 

Generell gehören die Schutzimpfungen zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Im Regelfall sind durch diese Maßnahme alle Geimpften vor der Krankheit geschützt. Dazu gehört auch, dass die Grundimmunisierung bei Säuglingen und Kleinkindern rechtzeitig begonnen, nicht unnötig verzögert und zeitgerecht abgeschlossen wird. Darüber hinaus ist es notwendig, den Impfschutz durch notwendige Auffrischungsimpfungen in jedem Lebensalter sicherzustellen. Durch diese Maßnahmen lassen sich Todesfälle, individuelles menschliches Leid als auch Folgekosten minimieren bzw. verhindern. Aus diesen Gründen enthält der österreichische Impfplan unter anderem Impfempfehlungen für Humane Papillomviren (HPV), Pneumokokken und Meningokokken.

 

Derzeit sind mehr als 100 humane Papillomviren bekannt, von denen etwa 40 Typen beim Menschen vor allem die Schleimhaut im Genitalbereich infizieren. Humane Papillomaviren werden hauptsächlich durch Sexualkontakt übertragen und Kondome bieten keinen ausreichenden Schutz davor. HP-Viren sind unter anderem für Krebsvorstufen (prämaligner Veränderungen) und Krebserkrankungen im Bereich des Gebärmutterhalses (Zervixkarzinom), der Vagina, der Vulva, des Anus und des Penis verantwortlich. Symptome gibt es kaum und durch diesen Umstand übertragen viele Menschen das HP-Virus ohne dass es ihnen bewusst ist. Des Weiteren ist das Zervixkarzinom in der Europäischen Union nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei jungen Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. Die derzeit verfügbaren HPV-Impfstoffe sind laut Experten „hoch wirksam“ und könnten rund 70 Prozent aller Gebärmutterhalskrebsfälle verhindern. Der Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen geht sogar noch einen Schritt weiter denn er äußerte anlässlich einer Pressekonferenz, dass „…in der Generation der jungen Mädchen von heute müsste keine Frau mehr an Gebärmutterhalskrebs sterben…".

 

Die Pneumokokken sind Bakterien und verursachen bei Säuglingen und Kleinkindern schwere invasive Erkrankungen (Sepsis, Meningitis), Lungenentzündung und häufig Mittelohrentzündung. Experten raten einen möglichst früher Beginn der Impfserie, bereits im 3. Lebensmonat an, um eben diese schweren invasiven Pneumokokkenerkrankungen zu verhindern. Laut Schätzungen der WHO sterben


jährlich weltweit eine Million Kinder an den Folgen einer durch Pneumokokken verursachten Erkrankung.

 

Menigokokkenerkrankungen, welche ebenfalls durch Bakterien ausgelöst werden, können einen schwerwiegenden bzw. sogar tödlichen Verlauf haben. Besonders häufig sind Säuglinge und Kleinkinder von einer schweren Meningokokken-Infektion betroffen, da deren Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. In Österreich und anderen europäischen Ländern sind Meningokokken der Gruppen B und C für den Großteil der Erkrankungen verantwortlich, weshalb in einigen europäischen Ländern eine allgemeine Impfung für Kinder mit dem zur Verfügung stehenden Impfstoff gegen Meningokokken C eingeführt worden ist.

 

Vor diesem Hintergrund richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende

 

ANFRAGE

 

1.    Wie viele Todesfälle, die auf eine HPV-Infektion zurückzuführen sind, wurden in Österreich ab dem Jahr 2000 verzeichnet?

 

2.    Wie viele davon waren Frauen unter 30 Jahren?

 

3.    Wie viele Todesfälle, die auf eine Pneumokokkenerkrankungen zurückzuführen sind, wurden in Österreich ab dem Jahr 2000 verzeichnet?

 

4.    Wie viele davon waren Kinder und Jugendliche?

 

5.    Wie viele Todesfälle, die auf eine Menigokkenerkrankungen zurückzuführen sind, wurden in Österreich ab dem Jahr 2000 verzeichnet?

 

6.    Wie viele dieser Todesfälle entfielen auf die Meningokokken der Gruppen B?

 

7.    Wie viele dieser Todesfälle entfielen auf die Meningokokken der Gruppen C?

 

8.    Wie viele davon waren Kinder und Jugendliche?

 

9.    Wie viele Betroffene erdulden ab dem Jahr 2000 lebenslange Folgeschäden, wie z.B. Hirnschäden, Lähmungserscheinungen, Schwerhörigkeit und Epilepsie, aufgrund der zuvor genannten Erkrankungen?

 

10. Wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort den Umstand, dass die Krankenkassen in den meisten europäischen Ländern im Gegensatz zu Österreich die Impfkosten übernehmen?

 

11. Wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort den Umstand, dass vor allem für sozial schwache Familien die Impfungen nicht erschwinglich sind?

 

12. Wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort den Umstand, dass der Kostenfaktor als Scheinargument vorgeschoben wird - denn er beinhaltet oftmals nicht die teuren Folgekosten die ohne Impfungen entstehen können?