5117/J XXIV. GP

Eingelangt am 22.04.2010
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Brosz, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend fragwürdige Umfrage zum Rauchverbot in Lokalen

Sie haben am 8. April gemeinsam mit Frau Dr. Palme, der Geschäftsführerin von
IFES im Rahmen einer Pressekonferenz unter dem irref
ührenden Titel Evaluierung
des Tabakgesetzes" die Ergebnisse einer Umfrage präsentiert. Die Unterlage zur
Pressekonferenz ist auch
über die Homepage des Ministeriums abrufbar.
ExpertInnen haben die Ergebnisse der Umfrage in Zweifel gezogen, da sie von jenen
anderer Umfragen, die eine Mehrheit für ein generelles Rauchverbot in Lokalen
zeigen, deutlich abweichen.

Es ist in der schriftlichen Darstellung nicht ersichtlich, ob alle gestellten Fragen auch
veröffentlicht wurden. Es ist auch nicht ersichtlich, ob einleitende, beeinflussende
Erkl
ärungen Teil der Umfrage waren. Schlechte Erfahrungen mit anderen, von
Mitgliedern der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Umfragen, machen ein
genaues Nachfragen erforderlich, insbesondere dann, wenn Institute beauftragt
werden, die auch Befragungen f
ür jene Parteien durchführen, denen die
MinisterInnen angeh
ören und somit ein Naheverhältnis aufweisen.

Um ein Beispiel zu nennen. Der ehemalige Wissenschaftsminister Hahn hat zur
Akzeptanz der Studiengeb
ühren eine Umfrage bei Fessel GfK in Auftrag gegeben
und ausschließlich das Ergebnis auf die Frage nach der Abschaffung oder der
Beibehaltung der Studiengeb
ühren veröffentlicht. Unsere Recherchen und
parlamentarischen Anfragen haben eine hochgradig manipulative Vorgangsweise
aufgedeckt. Die Frage wurde nämlich äußerst tendenziös eingeleitet:

Die Studienbeiträge von 363,- Euro pro Semester haben die Durchschnittsdauer um
1 Jahr verk
ürzt. Daher gibt es kaum noch Studierende die keine Prüfung ablegen.
Rund jeder 3. Studierende an Fachhochschulen und jeder 5. Studierende an
Universit
äten bekommt durch eine Studienförderung die Studienbeiträge ersetzt.
Was meinen Sie: Sollen die Studienbeiträge abgeschafft werden und der
Steuerzahler f
ür den Einnahmenausfall (150 Mio. Euro pro Jahr) aufkommen, oder
sollen die Studienbeitr
äge erhalten bleiben, da sie ein moderater Beitrag zu den
Kosten eines Studiums sind?

die Studienbeiträge sollen abgeschafft werden

die Studienbeiträge sollen erhalten bleiben

Bei dieser Fragestellung konnte nur ein Ja" zu Studiengebühren herauskommen.


Die Ergebnisse Ihrer Umfrage sind insofern bemerkenswert, als die Grünen im
Februar und M
ärz in der Steiermark eine große repräsentative Umfrage in Auftrag
gegeben haben und dabei eine konkrete Frage zum Rauchverbot gestellt haben: Ich
bin für ein generelles Rauchverbot in Lokalen". Von den gewichtet 1924 Befragten
meinten 49 % der Befragten, diese Aussage träfe vollkommen zu, 9 % meinten eher,
für 12 % traf sie eher nicht zu und 29 % meinten, sie träfe überhaupt nicht zu. 2 %
machten keine Angabe. Auch diese Umfrage zeigt eine deutliche Mehrheit f
ür ein
generelles Rauchverbot in Lokalen. Wie es der seri
öse Umgang mit Umfragen
gebietet, fügen wir den entsprechenden Auszug aus dem Tabellenband der
Befragung an.

Am Freitag, 16. April, wurde darüber hinaus bekannt, dass IFES im November 2009
eine weitere Umfrage zum Thema Rauchverbot (Auftraggeber VIVID, Fachstelle für
Suchtpr
ävention in der Steiermark) durchgeführt hat. Die Ergebnisse dieser Umfrage
entsprachen im Wesentlichen allen anderen bekannten Umfrageresultaten in dieser
Frage - Demnach sprachen sich 73 Prozent für ein generelles Rauchverbot in
Restaurants aus.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.                       Wurde die Vergabe der Umfrage ausgeschrieben?

2.           Wenn ja, welche anderen Institute haben sich beworben?

 

a)      Wenn ja, legte IFES das preisgünstigste Angebot?

b)      Wenn nein, warum wurde IFES ausgewählt?

 

3.           Wenn die Umfrage nicht ausgeschrieben wurde, warum nicht?

4.           Wäre eine Ausschreibung auf Grund der Vergaberichtlinien erforderlich
gewesen?

5.           Haben Sie seit Ihrem Amtsantritt IFES mit anderen Umfragen beauftragt?

6.           Wenn ja, mit welchen und zu welchen Kosten?

7.           Wie hoch waren die Kosten der Umfrage zum Rauchverbot?

8.           Wieso haben Sie sich gegenüber den Medien geweigert, die Kosten der
Umfrage zu nennen?

9.           Wie lauteten die genauen Fragestellungen der Umfrage inklusive der
Einleitungen (der Einfachheit halber ersuchen wir um Beifügung des
Originalfragebogens)?

10.       Wie lauteten die konkreten Ergebnisse zu den einzelnen Fragen? Bitte um
vollst
ändige Auflistungen der abgefragten Antwortalternativen.

11.    Welche breaks (Aufschlüsselungen) wurden erstellt?


12.      Haben Sie auch nach den Parteipräferenzen der TeilnehmerInnen gefragt?

13.      Wenn ja, warum?

14.      Wenn ja, warum wurden diese Daten nicht veröffentlicht?

15.      Sind Sie bereit, den Tabellenband der Umfrage für die Öffentlichkeit zugänglich
zu machen und auf Ihre Homepage zu stellen?

16.      Wenn nein, warum nicht?

17.      Sind Sie bereit, den im Parlament vertretenen Parteien den Tabellenband zur
Verf
ügung zu stellen?

18.      Wenn nein, warum nicht?

19.      Wieso haben Sie in der von Ihnen beauftragten Umfrage darauf verzichtet, die
schlichte Frage nach einem generellen Rauchverbot in Lokalen zu stellen?

20.      Haben Sie die Frage gestellt, ob es ein generelles Rauchverbot zum Schutz der
ArbeitnehmerInnen in der Gastronomie geben sollte?

21.      Wenn nein, warum nicht?

22.      Haben Sie die Frage gestellt, ob es ein generelles Rauchverbot zum Schutz
schwangerer ArbeitnehmerInnen in der Gastronomie geben sollte?

23.      Wenn nein, warum nicht?

24.      Haben Sie die Frage gestellt, ob die gesetzliche Regelung, wonach kleine
Lokale bis 50 Quadratmeter ausschließlich als Raucherlokale geführt werden
dürften gut geheißen wird?

25.      Wenn nein, warum nicht?

26.      Haben Sie die Frage gestellt, ob es akzeptabel ist, wenn Personen bei Lokalen
mit einer Fläche unter 50 Quadratmetern nur die Möglichkeit hätten
Raucherlokale zu besuchen oder auf einen Lokalbesuch zu verzichten?

27.      Wenn nein, warum nicht?

28.      Haben Sie die Frage gestellt, ob die gesetzlichen Bestimmungen zum
NichtraucherInnenschutz eingehalten werden?

29.      Wenn nein, warum nicht?

30.      Haben Sie die in der Gastronomie Beschäftigten gefragt, wie Sie zu einem
Rauchverbot stehen w
ürden, wenn das für alle Lokale gelten würde und somit
nicht mehr auf andere Lokale ausgewichen werden kann?

31.      Wenn nein, warum nicht?

32.      Haben Sie die Wirte gefragt, ob angesichts der zu erwartenden EU-rechtlichen
Verpflichtung zu einem allgemeinen Rauchverbot eine sofortige Umsetzung in
Österreich sinnvoll wäre?

33.   Wenn nein, warum nicht?


 

34.      Haben Sie die Umfrage mit den konkreten Fragestellungen inklusive der
Einleitungen zu den Fragen in Auftrag gegeben?

35.      Wie beurteilen Sie die Glaubwürdigkeit Ihrer Befragung in Hinsicht auf die im
Auftrag von VIVID durchgeführte Umfrage?

36.      Stellen Sie angesichts von Befragungen wie jener der Grünen und VIVID
tats
ächlich weiterhin in Abrede, dass die Mehrheit der Bevölkerung für ein
generelles Rauchverbot in der Gastronomie ist?


Frage 19_4 (Gesamt-1/2)

Ich lese Ihnen jetzt einige Aussagen zur nächsten Landtagswahl vor: Treffen diese vollkommen, eher, eher

nicht oder überhaupt nicht zu?

Ich bin für ein generelles Rauchverbot in Lokalen