Eingelangt am 10.05.2010
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
der Abgeordneten Korun, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Inneres
betreffend Datenlage zu Zwangsheiraten in Österreich
Am 20. November 2009 fand die
Polizei die Leiche der jungen Grazerin Nuraj B, welche türkischer Herkunft
war. Sie hatte wahrscheinlich aufgrund einer drohenden Zwangsverheiratung Selbstmord
begangen und sich in die Mur gestürzt. In einem Artikel der Kleinen
Zeitung vom 3. Dezember 2009 wurde die Ansicht der Innenministerin zitiert, wonach
es sich hierbei um keinen Einzelfall handle. Viele bereits gut integrierte
muslimische Mädchen würden nach ihrer Schulausbildung
zwangsverheiratet so die Innenministerin. Ihr lägen Untersuchungen vor,
die belegen, „dass ein Drittel der türkischen Mädchen nach
ihrer Ausbildung in Österreich wieder verschwinden und in ihrer Heimat zur
Heirat gezwungen werden“. Auch meinte die Innenministerin, dass hier
aufklärende Maßnahmen unter den Migranten-Familien wichtig seien und
dass sie das dänische Modell des Wiedereinreiseverbots bei
ausländischer Eheschließung von MigrantInnen vor dem 25. Lebensjahr
als Vorbild erwäge.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
- Auf was für eine
Untersuchung bezog sich Ihre Aussage in der Kleinen Zeitung vom 3.12.2009,
dass “ein Drittel der türkischen Mädchen nach ihrer
Ausbildung in Österreich wieder verschwinden und in ihrer Heimat zur
Heirat gezwungen werden“?
- Wann und von welchen
ExpertInnen wurde diese Untersuchung durchgeführt?
- Wurde diese Untersuchung publiziert?
a) Falls ja,
wo und wann?
a) Falls
nein, würden Sie uns diese im Anhang zur Anfragebeantwortung zur Verfügung
stellen?
- Wie viele dieses Drittels der Ihren
Angaben zufolge verschwundenen und zwangsverheirateten Mädchen kehren
nach der Heirat mit ihrem Ehemann wieder nach Österreich zurück,
wie viele nicht?
- Wie viele der
Zwangsverheirateten sind 14 oder 15 Jahre alt, wie viele 15-18 Jahre, wie
viele 18-21 Jahre, wie viele über 21 Jahre?
- Im Artikel der Kleinen Zeitung meinen
Sie, dass Sie sich eine Regelung wie in Dänemark vorstellen
könnten, wonach junge MigrantInnen, die in das Herkunftsland ihrer
Eltern fahren um zu heiraten erst im Alter von 25 Jahren wieder einreisen dürfen.
Planen Sie eine solche Regelung?
a) Falls ja, wie genau soll diese aussehen und auf was für faktische
Grundlagen stützt sie sich?
b) Falls nein, weshalb nicht?
- Welche sonstigen Gesetze und
Maßnahmen planen Sie, um Zwangsehen in Österreich effektiver zu
bekämpfen nachdem Sie in der Anfragebeantwortung 2399/J betreffend
Zwangsverheiratung (Prävention) kaum konkrete Maßnahmen nennen
konnten?
- Im Artikel der Kleinen Zeitung
äußern Sie sich dahingehend, dass beim Thema Zwangsehe „Aufklärung
der Migranten-Familien ein wichtiger Schritt“ sei. Welche
Maßnahmen sind vom BMI dahingehend geplant bzw. wurden seit 1.1.2010
durchgeführt?
- Nachdem die halbe Finanzierung
der im Regierungsübereinkommen angekündigten betreuten
Wohngemeinschaft für zwangsverheiratete Mädchen und Frauen von
Seiten der Frauenministerin bestätigt wurde, fehlt nun die andere
Hälfte der Finanzierung, die Ihrem Ressort obliegt. Wann wird dieses
für 2009 angekündigte Vorhaben realisiert werden?