832/J XXIV. GP

Eingelangt am 29.01.2009
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Pirklhuber, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

 

betreffend Bienensterben durch Pestizide

 

 

 

Im letzten Jahr ist es in Süddeutschland zu einem katastrophalen Bienensterben gekommen. Ursache dafür waren laut dem deutschen Julius Kühn Institut Vergiftungen mit dem Pestizid Clothianidin, einem Pestizidwirkstoff aus der Gruppe der Neonicotinoide, das zur Maisbeize eingesetzt worden war. In Deutschland wurde daraufhin für alle insektiziden Maisbeizen ein „Ruhen der Zulassung“ verfügt. Auch in Slowenien, wo ebenfalls ein massives Bienensterben auftrat, wurden in Anlehnung an Deutschland neonicotiniodhältige Saatgutbeizen verboten. Italien zog ebenfalls die Zulassung für dieses Mittel zurück und in Frankreich gibt es Verbote für Imidacloprid, Fipronil und Clothianidin. In Österreich hingegen, wo es ebenfalls in agrarischen Intensivgebieten zu einem gehäuften Bienensterben kam, wurden keine derartigen Maßnahmen getroffen.

 

Dies, obwohl die österreichische Imkereiverbände darauf aufmerksam gemacht haben, dass in den letzten Jahren Bienenverluste verstärkt in der Zeit während und nach der Rapsblüte vor allem in den intensiv agrarisch genutzten Gebieten auftreten und sich die Probleme gravierend verschärften, seit das Beizmittel „Chinook“ beim Raps eingesetzt wird.

 

Auf folgende Symptomatik wurde hingewiesen:

-          Gehäuftes Sterben von Flugbienen, Verlust der Volksstärke

-          Starke Völker degenerieren zu Kümmerern, die nicht mehr trachttauglich sind

-          Krabbelnde Bienen, die keine Anzeichen auf klassische Bienenkrankheiten zeigen, sondern eindeutige Symptome von Vergiftungen

-          Regeneration der Bienenvölker erst wieder zur Auffütterung im Spätsommer.

 

Der wirtschaftliche Schaden für die Imkereibetriebe ist beträchtlich: Allein im Jahr 2008 waren rund 3000 Bienenvölker betroffen. Nachfolgende Trachten konnten nicht mehr genutzt werden, was einen signifikant geringeren Honigertrag bedeutet. Auch konnten keine Jungvölker (Ableger) für den Verkauf oder den eigenen Betrieb erstellt werden.


Da die Schäden auf agrarisch intensiv genutzte Gebiete Österreichs beschränkt sind, liegt ein direkter Zusammenhang mit Pflanzenschutzanwendungen sehr nahe.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

 

  1. Werden Sie – um derartige Schäden für die Imker in der kommenden Saison zu verhindern – die Zulassung bienengefährlicher Saatgutbeizmittel aufheben? Wenn nein, warum nicht?

 

  1. Sollte Deutschland 2009 die Aussaat von mit Neonicotinoiden gebeiztem Saatgut unterbinden, wird Österreich mitziehen? Falls nicht, wie lässt sich die unterschiedliche Vorgangsweise begründen?

 

  1. Durch welche Maßnahmen werden Sie sicherstellen, dass bei der Rapsaussaat kein mit Neonicotinoiden gebeiztes Saatgut zur Anwendung kommt?

 

  1. Welche sonstigen Maßnahmen werden Sie ergreifen, damit sich das Bienensterben vom Vorjahr nicht wiederholt?

 

  1. Wie viele Mittel für Forschungsarbeit auf diesem Gebiet wurden in den letzten beiden Jahren bzw. werden derzeit zur Verfügung gestellt?

 

  1. Welche Forschungsarbeiten wurden in Auftrag gegeben? Liegen Forschungsergebnisse bereits vor? Wenn ja, welche?

 

  1. Inwiefern werden in den Zulassungsverfahren (bzw. im Rahmen der zukünftigen Zulassung von Pestiziden in der EU) für Pflanzenschutzmittel die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse im Hinblick auf die Verträglichkeit für Bienen und Bienenprodukte berücksichtigt (Berücksichtigung auch von subletalen Effekten, die bei den klassischen Tests unerkannt bleiben)?

 

  1. Ist es zulässig, aus der Tatsache, dass die AGES bisher keinen Zusammenhang zwischen Saatgutbeizen und Bienenschäden nachweisen konnte (sh. homepage der AGES), die Schlussfolgerung abzuleiten, in Österreich gebe es keine Schäden?

 

  1. Eine Fruchtfolge bewirkt beim Maisanbau eine massive Reduktion des Schädlingsdrucks (insbesondere des Maiswurzelbohrers). Welche Maßnahmen zur Umstellung des Maisanbaues von Monokultur auf Fruchtfolge werden von Ihrem Ministerium getroffen?

 

  1. Wie viel Hektar Mais werden in Österreich in Monokultur bewirtschaftet, wie viel Hektar mit Fruchtfolge?