8384/J XXIV. GP

Eingelangt am 29.04.2011
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ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr. Walser, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Dr. Claudia Schmied

 

betreffend Lernunterlage des Bundes zur Staatsbürgerschaftsprüfung

 

 

Am 19.1.2010 haben die unterfertigten Abgeordneten eine parlamentarische Anfrage an das BM.I. betreffend die Lernunterlage des Bundes zur Staatsbürgerschaftsprüfung gestellt. In der Anfrage wurde auf zahlreiche höchst fragwürdige methodisch-didaktische Ansätze und fehlerhafte Passagen, insbesondere im Abschnitt zur Geschichte Österreichs, in der Lernunterlage hingewiesen, worauf das BM.I. die Lernunterlage von seiner Homepage zurückgezogen hat.

In der Lernunterlage wird auf die Mitarbeit von verschiedenen ExpertInnen, darunter auch aus dem BMUKK, verwiesen, und in der Tageszeitung  Die Presse vom 16.1.2011 wird der damalige Leiter der Abt. Staatsbürgerschaftswesen im BM.I., Mag. Johann Bezdeka, folgendermaßen zitiert: Dabei habe man sich von Experten unterschiedlichster Fachrichtungen, auch aus dem Unterrichtsministerium, bedient. „Schließlich sind wir hier im Innenministerium weder Pädagogen noch Historiker.“

(http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/533320/Lehrbuch-fuer-Einbuergerungstest-ist-fehlerhaft)

 

Im Februar 2010 wurden dem BM.I. weitere Gutachten von verschiedenen ExpertInnen zur Kenntnis gebracht, die die inhaltliche Qualität, den didaktischen Ansatz und das sprachliche Niveau der Lernunterlage und des Tests massiv infrage stellen. (http://www.oedaf.at/content/site/oedaf/stellungnahmen/index.html)

 

So stellte die wissenschaftliche Leiterin des Österreichischen Sprachdiplom Deutsch (ÖSD), Dr. Manuela Glaboniat, fest, dass das Skriptum auch in sprachlicher Hinsicht eine Überforderung für StaatsbürgerschaftswerberInnen darstellt. Viele Passagen enthalten „sowohl Wörter und Wendungen als auch grammatische Strukturen, die weit über dem Niveau A2 (...) liegen und teilweise sogar (...) bis in die Niveaustufe C2 (die höchste Niveaustufe des GER [Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen, Anm. d. AutorIn], oft definiert als „beinahe muttersprachig“!) reichen.“ (http://www.oedaf.at/content/site/oedaf/stellungnahmen/index.html)


 

Mit März 2011 ist nun nach 13 Monaten eine überarbeitete Neuauflage der Lernunterlage auf den Homepages der zuständigen Behörden einiger Bundesländer online gestellt worden. Die 2010 angemerkten Defizite und Mängel, was den inhaltlichen und didaktischen Ansatz und das sprachliche Niveau betrifft, sind bei der Überarbeitung völlig unberücksichtigt geblieben, der Abschnitt zur demokratischen Grundordnung Österreichs weist zudem nach wie vor inhaltliche Fehler auf.

 

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1. Frau BM. Dr. Maria Fekter schreibt in der Anfragebeantwortung (4216/AB XXIV. GP, eingelangt am 19.3.2010): Die Arbeitsgruppe für die Erstellung der Lernunterlage des Bundes setzte sich aus Beamten und Beamtinnen des seinerzeitigen Bildungsministeriums, meines Ressort, aus Vertretern der Länder, Experten für Menschenrechte, Historikern und Pädagogen (Erwachsenenbildung) zusammen.“

Welche BeamtInnen/ExpertInnen aus welchen Abteilungen Ihres Ressorts haben an der Erstellung der Lernunterlage mitgewirkt?

 

2. Wurden seit Februar 2010 MitarbeiterInnen Ihres Ressorts bei der Überarbeitung der Lernunterlage durch das BM.I. herangezogen?

Falls ja, welche?

 

3. Wurde jemals eine Expertise etwa der Abteilung für Integration Ihres Ressorts bzw. des Referats „Kultur und Sprache“ (welches landeskundliche Lehrmaterialien für den Bereich Deutsch als Fremd-/Zweitsprache erstellt) bzgl. Tauglichkeit der Lernunterlage und der Staatsbürgerschaftsprüfung aus integrationspolitischer, inhaltlicher und methodisch-didaktischer Sicht eingeholt?

   a) Falls ja, wie sind die Ergebnisse dieser Expertise?

   b) Falls nein, gibt es Pläne, diese Expertise in naher Zukunft einzubringen?