9770/J XXIV. GP

Eingelangt am 15.11.2011
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Gesundheit

 

betreffend Fördermittel für Lehrpraxen – Gefährdung des anerkannten Ausbildungsmodells

 

 

Als wichtiger und integrierter Teil, insbesondere der Ausbildung zum Allgemeinmediziner aber auch zum Facharzt, ist in der Ärzteausbildungsordnung die Absolvierung von Ausbildungszeiten in einer Lehrpraxis vorgesehen. Jedoch ist diese wichtige Schlüsselfunktion der Ausbildung aufgrund des neuen Tarifvertrages für Lehrpraxen gefährdet. Im Entschließungsantrag 1082/A(E) XXIV. GP betreffend  öffentliche Finanzierung der Lehrpraxen wurde bereits auf diese Problematik und deren Lösung  hingewiesen. Ein kürzlich veröffentlichter Artikel im Kurier mit dem Titel „Droht den Hausärzten das Aus?“ beleuchtet ebenfalls die derzeit problematische Fördermittelpraxis.

 

Ein Artikel der österreichischen Ärztezeitung spiegelt diese Problematik ebenfalls deutlich wieder. Dieser lautet in entsprechenden Auszügen wie folgt:

 

„(…)Seit 1. Jänner 2010 gilt der zwischen den Vertretern der Bundeskurie angestellte Ärzte und niedergelassene Ärzte abgeschlossene Kollektivvertrag für Lehrpraxen. Er regelt die Rahmenbedingungen für die Ausbildung von Turnusärzten bei niedergelassenen Ärzten, die allerdings von der öffentlichen Hand nicht ausreichend unterstützt wird. Die Konsequenz: Das gesamte System ist gefährdet.

 

Eine aktuelle Umfrage bei Allgemeinmedizinern und Fachärzten zeigt jedenfalls ein bedenkliches Bild. 65 Prozent erklärten, dass sie seit der Einführung des Kollektivvertrages in ihrer Praxis keine Lehrpraktikanten ausbilden und immerhin vier Prozent mussten ein begonnenes Ausbildungsverhältnis beenden.

(…)

Der Nutzen dieses Bildungsweges ist unbestritten. Vor einigen Jahren betonten 88 Prozent der Lehrpraktikanten bei einer Umfrage in Wien, dass ihnen die Lehrpraxis im Hinblick auf eine zukünftige allgemeinmedizinische Tätigkeit „sehr viel“ gebracht hat. Vor allem der Patientenkontakt war viel intensiver als im Spital; außerdem lernten sie mehr über klassische Volkskrankheiten, über die Betreuung chronisch kranker Patienten, die Erstellung von Diagnosen oder auch über Gesundheitsförderung und Vorsorge.


 (…)

Wenn das System erhalten bleiben soll, müsste die öffentliche Hand für angemessene Förderungen sorgen, betonte der Kurienobmann. Derzeit ist das nicht der Fall.

(…)

Damit ergeben sich selbst bei einer Förderung beträchtliche Lücken zwischen der Förderung und dem Einkommen der auszubildenden Turnusärzte, die von den niedergelassenen Ärzten selbst getragen werden müssten. Ob das die Lehrpraxis fördert kann bezweifelt werden. Darüber hinaus helfen diese Förderrichtlinien auch bei der Verbesserung der allgemeinmedizinischen Ausbildung so gut wie gar nicht. Die Differenz zwischen den Anforderungen für eine umfassende Ausbildung junger Ärzte in der Lehrpraxis und der Realität der Förderrichtlinien ist enorm.

(…)

Die Ausbildung in den Lehrpraxen ist also akut gefährdet, obwohl dieses Modell international als zentrales Element der Ärzteausbildung gilt. Immerhin wird dieser Bildungsweg in zwei Drittel aller europäischen Länder von der öffentlichen Hand massiv unterstützt. (…)“

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende

 

ANFRAGE

 

  1. Nach welchen Auswahlkriterien werden die Fördermittel für Lehrpraxen vergeben?

 

  1. Existiert ein Länderschlüssel dafür? Wenn ja, wie und nach welchen Kriterien wurde dieser erstellt?

 

  1. Wie wird für eine gleichmäßige, gerechte Aufteilung unter den Bewerbern gesorgt?

 

  1. Wie hoch ist die für das Jahr 2011 zur Verfügung stehende Summe?

 

  1. Aus welchem  Budgetansatz wird sie bereitgestellt?

 

  1. Wie hoch waren die Fördermittel in den vergangenen 5 Jahren? (aufgegliedert nach Jahren und Höhe)