1156/AB XXV. GP

Eingelangt am 04.06.2014
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

Anfragebeantwortung

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr1275/J der Abgeordneten Ing. Dietrich u.a. wie folgt:

 

Die Organe und das Management des Arbeitsmarktservice (AMS) beschäftigen sich sehr intensiv mit den Potenzialen zur Verbesserung der Planung und Organisation von Betreuungs- und Schulungsangeboten für arbeitslose Menschen. Ziel ist es, insbesondere die Schulungseffektivität und die Kundenzufriedenheit weiter zu verbessern.

 

Im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems des AMS (EFQM-Modell) ist die KundInnenorientierung ein wichtiges Kriterium. Daher wurde vom Arbeitsmarktservice ein anonymisiertes Online-Bewertungstool für die TeilnehmerInnen an Maßnahmen implementiert. Etwa 2/3 der 41.785 TeilnehmerInnen der sogenannten „Aktivierungskurse“ nahmen an der Befragung teil. Für 2013 bewerteten die Frage „Wie beurteilen Sie den praktischen Nutzen der Schulung – und zwar als Vorbereitung auf ihre zukünftige Arbeitstätigkeit, auf Ihre Jobsuche bzw. Ihren Wiedereinstieg?“ rund 74 % der Antwortenden das besuchte Angebot mit der Note 1 oder 2.

Etwa 7% waren mit dem Angebot wenig bzw. gar nicht zufrieden.

 

 

Frage 1:

 

Vorweg handelt es sich bei dem angesprochenen Projekt "Woman Professional" um ein arbeitsmarktbezogenes begleitendes Beratungs- und Betreuungsangebot und nicht um ein Aktivierungsangebot. Die Teilnehmerinnen sind arbeitslos und nicht in Schulung befindlich vorgemerkt!

 

Ziel dieses Projektes ist es, arbeitsuchende Frauen - speziell Wiedereinsteigerinnen - mit Matura, akademischer Ausbildung und/oder mehrjähriger Erfahrung in leitender Position beim (Wieder-) Einstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Das Beratungs- und Betreuungsangebot ist darauf ausgerichtet, arbeitslosen Frauen zu helfen, sich ihrer eigenen Kompetenzen und Möglichkeiten bewusst zu werden sowie ihre emotionale und psychische Stabilität wiederherzustellen.

 

Arbeitslose klagen oft über Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Motivationsdefizite, Überforderung oder haben Erfahrungen mit Burn-out und Mobbing. Problemlagen, mit denen sie im Rahmen von Bewerbungsprozessen erneut konfrontiert sind und die Unsicherheiten oder gar Ängste auslösen. Zusätzlich zu den konventionellen Modulen rund um das Thema Bewerbung und Karriere, wie "Selbstsicher im Bewerbungsgespräch", "Kommunikation & Konflikte", "Potenzialanalyse", "Projektmanagement Basics", werden in einem geringen Ausmaß und auf freiwilliger Basis auch Workshops im Bereich Persönlichkeitsentwicklung angeboten.

 

Aus arbeitsmarktpolitischer Sicht ist neben der Zufriedenheit der Teilnehmerinnen - Durchschnittsnote 1,3 in der sechsteiligen Skala - der Arbeitsmarkterfolg, gemessen an dem der Förderung nachfolgenden Arbeitsmarktstatus der TeilnehmerInnen, ein wesentliches Kriterium für die Bewertung einer Maßnahme. Von den 169 Absolventinnen im Jahr 2013 sind drei Monate nach Förderende 85 Frauen in Beschäftigung und 21 Frauen in Qualifizierung, das sind zusammen 63 % (in Arbeitslosigkeit sind 27 % und „Out of Labour Force“ 10 %).

 

 

Frage 2:

 

Das Sozialressort und das AMS sind sich der besonderen Bedeutung eines selektiven und für jede Person individuell passenden arbeitsmarktpolitischen Angebots bewusst. Beim AMS Wien werden daher Änderungen in der Organisation und im Ablauf von Schulungsangeboten vorgenommen, um die verstärkten KundInnenorientierung durch eine treffsichere Zubuchung zu arbeitsmarktpolitischen Angeboten zu verbessern.

 

Frage 3:

 

Die Neugestaltung der Angebote zur Unterstützung der aktiven Arbeitssuche durch das AMS Wien zielt auf eine flexiblere Ablaufstruktur ab, die die individuellen Bedürfnisse der TeilnehmerInnen stärker berücksichtigt. Kernpunkt ist – ähnlich einem akademischen System – die individuelle Wahlmöglichkeit in der Festlegung von inhaltlichen Modulen innerhalb eines gesetzten Rahmens. Das Angebot wird vielfältiger mit speziellen Angeboten zur Schaffung homogener Gruppen.

 

Darüber hinaus wird es in persönlichen Sprechstunden Raum für ausreichende Beratung und Information geben. Dies soll in einer positiven Atmosphäre und damit den entsprechenden Rahmen für ein wertschätzendes und respektvolles Umfeld mit Serviceorientierung und starker Vermittlungsfokussierung schaffen.

 

Frage 4:

 

Der Start des in Planung befindlichen neuen, modularen Kursangebotes in Wien zur Unterstützung der aktiven Arbeitssuche ist für November 2014 vorgesehen. Der Zeitplan berücksichtigt die verpflichtende Durchführung eines Vergabeverfahrens gemäß BVergG und die damit verbundenen Vorlaufzeiten.

 

Frage 5:

 

Die mittelfristige Budgetplanung des Arbeitsmarktservice für den arbeitsmarktpolitischen Beihilfen- und Maßnahmeneinsatz erfolgt nur zum geringeren Teil nach Instrumenten oder Altersgruppen. Ausgehend von den arbeitsmarktpolitischen Jahreszielen und der regionalen Entwicklung der Arbeitslosigkeit wird von den Landesorganisationen der optimale Maßnahmenmix für die Zielerreichung flexibel und bedarfsgerecht ausgewählt. Darüber hinaus existieren zentrale Programmvorgaben (wie die der Ausbildungsgarantie) und längerfristige Vereinbarungen mit strategischen Trägerorganisationen.

2013 wurden rund € 443,5 Mio. für direkt vom AMS beauftragte und zugekaufte Kurse (Bildungsmaßnahmen) ausgezahlt. Für die Jahre 2014 und 2015 ist ein Ausgabenniveau in ähnlicher Höhe vorgesehen.