2625/J XXV. GP

Eingelangt am 29.09.2014
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

 

des Abgeordneten Hagen

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Inneres

betreffend „Stress und Burnout bei Polizistinnen und Polizisten“

 

 

Die Arbeit bei der Polizei stellt einen Beruf dar, deren Angehörige einer erhöhten Stressbelastung ausgesetzt sind. Durch steigende Arbeitsmengen und Anforderungen, starke Personalreduktionen der letzten Jahre, einen mittlerweile ansteigenden Altersschnitt der Bediensteten sowie Anstiege bei Anzeigenerstattungen hat sich der Leistungsdruck und somit das zu bewältigende Stresslevel für die Polizistinnen und Polizisten noch erhöht.

 

Polizistinnen und Polizisten sind starken berufsspezifischen Belastungen ausgesetzt. So müssen sie unregelmäßige Dienste mit Nachtdiensten und (oftmals ad hoc) angeordneten Überstunden leisten. Dies wirkt sich durch mangelnden Schlaf, gestörten Tag-Nacht-Rhythmus, eingeschränkte Möglichkeiten, regelmäßige Mahlzeiten zu sich zu nehmen sowie mangelnde ausgleichende Bewegung extrem belastend auf ihren Körper aus. Damit einhergehend kommt es vielfach nicht nur zu starken körperlichen Belastungen sondern auch zu psychischem Stress. Unregelmäßige Dienstzeiten wirken sich oftmals negativ auf das Privatleben der Polizistinnen und Polizisten aus. Familiäre Streitigkeiten werden häufig durch die unterschiedlichen Dienstzeiten, Übermüdung nach Nachtdiensten und die hohe Anspannung während des Dienstes ausgelöst.

 

Im Dienst selbst sind Polizistinnen und Polizisten permanent mit Unsicherheit konfrontiert. Sie können nicht wissen, wie ihr Gegenüber reagiert, müssen mit Menschen interagieren, die ihnen oftmals mit Aggression, Frust oder auch Gewalt begegnen. Für gewisse eintretende Situationen gibt es keine klaren Vorgaben, jedoch herrscht oftmals hoher Zeitdruck und es wird von den Polizeikräften erwartet, schnell zu reagieren und rasche Entscheidungen zu treffen. All dies kann dazu beitragen, dass Polizistinnen und Polizisten mit der jeweiligen Situation überfordert und somit permanentem Stress ausgesetzt sind. Frustration, Ärger und Angst vor Aufgabenstellungen, welche nicht ideal gelöst werden können, sind die Folge. Zusätzlich steigt der Erfolgsdruck bei Ermittlungen.

 

Gewisse Situationen im Arbeitsleben der Polizistinnen und Polizisten sind für diese – vor allem psychisch – sehr belastend wie z.B. Unfälle und Verbrechen, bei denen Menschen ums Leben kommen; die Arbeit mit Leichen; Sexualstrafdelikte oder Fälle von Kindesmissbrauch; extreme Gewalttaten; Geiselnahmen; die eigene Verletzung im Dienst oder die einer Kollegin oder eines Kollegen; Bedrohungen durch das Gegenüber oder der Gebrauch von Schusswaffen während eines Einsatzes. Diese einschneidenden Erlebnisse lösen oft ein Trauma bei den beteiligten Polizistinnen und Polizisten aus. Da Polizistinnen und Polizisten berufsbedingt permanent diesem erhöhten Level an Stress ausgesetzt sind, kommt es in dieser Berufssparte auch häufiger zu Fällen von Burnout und anderen psychosomatischen Erkrankungen, die sich u.a. durch Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Rücken- und Kopfschmerzen bis hin zu Angst, Depression, Verringerung des Selbstwertgefühls und im schlimmsten Fall Suizidgedanken auswirken können.

 

Teils versuchen Betroffene mit dem Druck des Jobs selbst fertig zu werden, da sie sich mit ihren Problemen nicht an andere Personen wenden wollen und somit auch keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können. Leider ist das Thema Burnout bei der Polizei unter Kolleginnen und Kollegen sowie im familiären Umfeld teils immer noch ein Tabu-Thema. Man möchte von den anderen nicht als schwach angesehen werden, da dies auch nicht in das klassische gesellschaftliche Rollenbild des mutigen und starken Polizisten passt.

 

Um den Betroffenen fachgerecht zu helfen oder einer möglichen Erkrankung vorzubeugen zu können, muss ein viel stärkeres Augenmerk auf Stressbewältigungsmechanismen und Stresspräventionsprogramme für Polizistinnen und Polizisten gelegt werden. Ebenso müssen vermehrt Beratungsdienste und auch Hilfsprogramme für Angehörige instrumentalisiert werden.

 

Laut Medienberichten wurde bereits im Jahr 2011 eine Studie im Auftrag des BM.I betreffend Belastung, Stress, Burnout bei Polizisten durchgeführt. Die Ergebnisse waren dramatisch, doch bis jetzt wurden nur geringe Maßnahmen gesetzt, um sich dieser Problematik anzunehmen, wobei die Leidtragenden unsere Polizistinnen und Polizisten sind, die tagtäglich im Einsatz für die Sicherheit der Bürger in Österreich ihren Dienst gewissenhaft verrichten.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Inneres nachstehende

 

Anfrage

 

 

1.      Wie viele Polizistinnen und Polizisten sind nach derzeitigem Stand aufgrund von Burnout im Krankenstand bzw. nicht arbeitsfähig? Bitte jeweils untergliedert nach männlichen/weiblichen Beamten und Bundesländern.

2.      Wie viele Polizistinnen und Polizisten waren in den Jahren 2009, 2010, 2011, 2012 und 2013 aufgrund von Burnout im Krankenstand bzw. nicht arbeitsfähig? Bitte jeweils untergliedert nach Jahren, männlichen/weiblichen Beamten und Bundesländern.

a.    Was waren die Hauptursachen dafür?

3.      Wie viele Polizistinnen und Polizisten sind nach derzeitigem Stand aufgrund von psychischen Erkrankungen im Krankenstand bzw. nicht arbeitsfähig? Bitte jeweils untergliedert nach männlichen/weiblichen Beamten und Bundesländern.

4.      Wie viele Polizistinnen und Polizisten waren in den Jahren 2009, 2010, 2011, 2012 und 2013 aufgrund von psychischen Erkrankungen im Krankenstand bzw. nicht arbeitsfähig? Bitte jeweils untergliedert nach Jahren, männlichen/weiblichen Beamten und Bundesländern.

a.    Was waren die Hauptursachen dafür?

5.      Wie viele Polizistinnen und Polizisten sind nach derzeitigem Stand aufgrund von anderen Stress bedingten Krankheiten/Symptomen im Krankenstand bzw. nicht arbeitsfähig? Bitte jeweils untergliedert nach männlichen/weiblichen Beamten und Bundesländern.

6.      Wie viele Polizistinnen und Polizisten waren in den Jahren 2009, 2010, 2011, 2012 und 2013 aufgrund von anderen Stress bedingten Krankheiten/Symptomen im Krankenstand bzw. nicht arbeitsfähig? Bitte jeweils untergliedert nach Jahren, männlichen/weiblichen Beamten und Bundesländern.

a.    Was waren die Hauptursachen dafür?

7.      Wie viele Suizide gab es bei Polizistinnen und Polizisten in den Jahren 2009, 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014? Bitte jeweils untergliedert nach Jahren, männlichen/weiblichen Beamten und Bundesländern.

a.    Was waren die Hauptursachen dafür?


8.      Wie viele Polizistinnen und Polizisten mussten in den Jahren 2009, 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014 aufgrund eines Traumas nach einem Ereignis im Dienst (z.B. Schusswaffengebrauch, Geiselnahme…) dem Dienst danach fernbleiben? Bitte jeweils untergliedert nach Jahren, männlichen/weiblichen Beamten, Bundesländern, Dauer der Dienstunfähigkeit und auslösendes Ereignis.

9.      Wie viele Polizistinnen und Polizisten gingen in den Jahren 2009, 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014 aufgrund stressbedingter Krankheiten in die vorzeitige Pension?

10.   Wie viele Polizistinnen und Polizisten wurden in den Jahren 2009, 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014 aufgrund stressbedingter Krankheiten in die vorzeitige Pension geschickt?

11.   Was wurde vom Ministerium bis jetzt unternommen, um das hohe Ausmaß an Stress im Polizeidienst zu reduzieren?

12.   Gibt es Maßnahmen und Programme zur Stressreduktion, Stressprävention und zum Belastungsabbau?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

13.   Welche zusätzlichen Maßnahmen und Programme zur Stressreduktion und Stressprävention sind bereits geplant und sollen noch eingeführt werden?

14.   Sind Beratungsstellen für von Burnout und Stress betroffene Polizistinnen und Polizisten eingerichtet?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

15.   Welche Hilfsprogramme gibt es für Angehörige von betroffenen Polizeibeamtinnen und -beamten?

16.   Gibt es zum Thema Burnout Schulungen und Informationsveranstaltungen?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

17.   Wird das Thema Burnout bei Schulungen für Führungskräfte der Polizei angeboten?

a.    Welche konkreten Seminare werden zu dem Thema Burnout angeboten? (bitte Titel und Inhalt, sowie Zeitraum, in dem die Schulung/das Seminar stattfand)

18.   Gibt es einen Berufskrankheitenkatalog für die Polizei?

a.    Wenn ja, wie lautet der konkrete Inhalt, die dazugehörigen Präventionsmaßnahmen usw.?

b.    Wenn nein, warum nicht?

19.   Welche konkreten Maßnahmen wurden aufgrund der dramatischen Ergebnisse der 2011 durchgeführten Studie zur Verbesserung der Situation der Polizisten gesetzt?

20.   Ist eine neuerliche Studie geplant?

21.   Was wird getan, um den Polizeidienst generell attraktiver zu gestalten?

a.    Was wird speziell für ältere Arbeitnehmer getan?

b.    Was wird speziell für Frauen getan?