9422/J XXV. GP

Eingelangt am 01.06.2016
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Anfrage

 

der Abgeordneten Wolfgang Pirklhuber, Christiane Brunner, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Mega-Glashausprojekt Frutura in der Gemeinde Bad Blumau

BEGRÜNDUNG

 

Im März 2016 konnte man auf der ORF-Steiermark Homepage folgende Eintragung (vgl. http://steiermark.orf.at/news/stories/2765406/) bezüglich des geplanten Mega-Gemüseprojektes nachlesen:

Frutura-Glashausprojekt: Erste Ernte im Juni

Nach jahrelangen Vorbereitungen und großem Widerstand wird das Frutura-Glashausprojekt in Bad Blumau bald erste Früchte tragen: Die ersten mit Thermalwasser beheizten Glashäuser sind fertiggestellt. Die erste Ernte wird für Juni erwartet.

Die ersten mit Thermalwasser beheizten Glashäuser des Frutura-Projekts in Bad Blumau sind fertiggestellt - in Kürze erfolgt die Anpflanzung von Tomaten und Paprika, die erste Ernte wird bereits für Juni erwartet. Der massive Widerstand gegen die Untenehmung ist nicht vergessen, aber mittlerweile Geschichte - mehr dazu in Landwirtschaftskammer gegen Frutura-Projekt (12.3.2013), oder Ringen um Glashausprojekt in Blumau (13.7.2013).

Frutura BlumauORF

Bereits im Juni sollen in den Glashäusern die ersten Bio-Tomaten und Bio-Paprika geerntet werden


Gewächshäuser fertig aufgebaut

Weil die Entnahme und die Rückführung von Thermalwasser zur Beheizung der Glashäuser offenbar weder für die Umwelt noch für die naheliegende Rogner-Therme Bad Blumau bedenklich ist, wurden schlussendlich alle Genehmigungen erteilt, sodass im Oktober des    Vorjahres mit der Errichtung der ersten Glashäuser begonnen werden konnte - mehr dazu in Nächste Bauphase bei Frutura (21.10.2015).

„Wir haben großes Glück gehabt, dass wir einen sehr milden Winter gehabt haben, mit wenig Niederschlag und sehr wenig Schnee. Daher war es möglich, in dieser Zeitspanne von Ende Oktober bis jetzt die Gewächshäuser zu errichten, damit wir nun in die Anpflanzung gehen können“, so Frutura-Geschäftsführer Manfred Hohensinner.

„Glashäuser bereits jetzt von Nutzen“

Die Nutzung der Geothermie wird künftig den ganzjährigen Anbau möglich machen - und sich bereits jetzt schon im beginnenden Frühling als Vorteil erweisen, ist Hohensinner überzeugt: „Es ist zwar am Tag schon recht warm, aber in der Nacht kühlt es noch sehr stark ab. Da braucht man natürlich schon noch eine Beheizung, ansonsten würden die Pflanzen im Wachstum gehemmt werden.“

Start für neues Genehmigungsverfahren

Der bislang genehmigte und jetzt fertiggestellte Teil des Projekts betrifft den Bio-Anbau-Bereich. Für den konventionellen Anbau hat das Genehmigungsverfahren begonnen. In den nächsten Wochen werden Bio-Tomaten und Bio-Paprika angepflanzt - mit einem sogenannten Anpflanzfest Anfang Mai werden die Gewächshäuser offiziell ihrer Bestimmung übergeben.

Der Frutura-Geschäftsführer zeigt sich optimistisch: „Wir haben bis jetzt über 30 Millionen Euro in das Projekt investiert. Es werden mehr als 200 Vollarbeitsplätze entstehen, die ersten 60 Mitarbeiter haben wir bereits eingestellt“, so Hohensinner. Im Vollausbau soll das Glashaus-Projekt eine Produktionsfläche von 230.000 Quadratmetern umfassen. Durch die Nutzung des Thermalwassers für das Beheizen sollen dann ca. 20.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1)    Entspricht das oben beschriebene Projekt der Zielbestimmung des § 1des Landwirtschaftsgesetzes, nämlich der Erhaltung einer „wirtschaftlich gesunden, leistungsfähigen, bäuerlichen Land- und Forstwirtschaft“?

 

2)    Hat der Träger des oben beschriebenen Projektes, die Frutura Obst & Gemüse Kompetenzzentrum GmbH oder dessen Tochter die FZ Development GmbH bisher Projektförderungen aus Mitteln der ländlichen Entwicklung erhalten? Wenn ja, in welchen Jahren, aus welcher konkreten Maßnahme und in welcher konkreten Höhe?


3)    Hat der Träger des oben beschriebenen Projektes die Frutura Obst & Gemüse Kompetenzzentrum GmbH oder dessen Tochter die FZ Development GmbH bisher Projektfördermittel aus nationalen oder sonstigen Regionalfördermitteln erhalten?

 

4)    Ist dieses oben beschriebene Projekt in der aktuellen Ausbaustufe gemäß ÖPUL-Richtlinien 2015 als Bio-Projekt förderbar?

 

5)    Ist dieses oben beschriebene Glashausprojekt auch dann prinzipiell gemäß ÖPUL-Bio-Richtlinien für Teilbetriebe förderbar, wenn der konventionelle Erweiterungs teil ebenfalls zur Gemüseproduktion unter Glas mit ähnlichen oder denselben Kulturarten dient?

 

6)    Hat der Projektträger Frutura Obst & Gemüse Kompetenzzentrum GmbH 2016 einen AMA-Mehrfachantrag gestellt?

 

7)    Ist die Beurteilung dieses Projektes, die Sie Herr Bundesminister Rupprechter im ORF Report am 7. 11. 2014 abgegeben haben, aufrecht? Wenn nein, womit begründen Sie dies? Wenn ja, was sind ihre zentralen Argumente?

 

8)    Die laut Homepage http://frutura.com/thermal-gemuesewelt/ geplante Gesamt-Produktionsmenge von 15 800 Tonnen Gemüse (Tomaten, Paprika, Gurken) entspricht im Vergleich zur Gesamtmenge laut Statistik Austria 2015 (Tomaten, Paprika und Gurken unter Glas/Folie) mindestens 16 % der österreichischen Gesamtproduktion. Wie bewerten Sie diese Großteils bodenungebundene (Nährlösungskultur) Produktionskonzentration an einem einzigen Standort aus agrarpolitischer, wie aus marktpolitischer Sicht? Welche Konsequenzen erwarten Sie für die kleinbäuerliche Gemüseproduktion?

 

9)    Wie verteilt sich in Österreich die Gemüseernte für die Hauptkulturen Gurken, Tomaten und Paprika auf die einzelnen Monate? Wann kann die österreichische Produktion (Freiland, Folie, Glas) den Bedarf im Wesentlichen abdecken, wann nicht?

 

10) Was werden Sie unternehmen, um die besonders klimafreundliche Freiland-Kultivierung der genannten Gemüsearten in Österreich in bäuerlicher Produktion zu erhalten bzw. auszubauen?

 

11) Werden Sie das UVP-Gesetz dahingehend abändern, dass Investitionen von nicht-bäuerlichen Projekten im agrarischen Bereich im Hinblick auf eine Verpflichtung zu einer gesamthaften UVP-Prüfung wesentlich verbessert und die Schwellenwerte entsprechend herabgesetzt oder für Glashaus-Anlagen überhaupt eingeführt werden?

 

12) Welche Förderungen aus dem Klima-, Umwelt- oder sonstigem Fond wurden für den Geothermie-Bereich dieses Projektes zugesagt oder bereits gewährt?


13) Welche Standardwerte für den Einsatz von Pestiziden im Gemüsebau unter Glas für Gurke, Paprika und Tomate entsprechen der guten fachlichen Praxis? Wie hoch veranschlagen die ExpertInnen des BMLFUW im Schnitt den Pestizid-Bedarf von Kulturen unter Glas je Hektar und Jahr in Abhängigkeit von der Kulturart?

 

14) Wird im oben dargestellten Projekt (2. Ausbaustufe) die Nährstoffversorgung im geschlossenen Verfahren erfolgen? Wurden dafür Fördermittel beantragt oder bereits genehmigt?

 

15) Wie bewerten Sie die kritische auch öffentliche Stellungnahme der steirischen Landwirtschaftskammer zu diesem Projekt? Ist die steirische Landwirtschafts-kammer mit konkreten Vorschlägen bei Ihnen vorstellig geworden? Wenn ja, was waren die Vorschläge der LWK Steiermark und was haben Sie dieser geantwortet?

 

16) Hat sich der Landesobmann des steirischen Gemüsebauverbandes bzw. der Präsident des Bundesgemüsebauverbandes bezüglich des oben beschriebenen Glashaus-Projektes an Sie mit konkreten Anfragen, Beschwerden oder Anliegen gewendet? Wenn ja, was haben Sie diesem darauf geantwortet?