13.54

Abgeordnete Mag. Doris Hager-Hämmerle (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frauen Ministerinnen! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und vor den Fernsehbildschirmen! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Ich darf mich heute zum ersten Mal als Abgeordnete zum Nationalrat und als NEOS-Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin an Sie wenden. Ich danke meiner Vor­gängerin Claudia Gamon, die hier für Frauenpolitik und Gleichbehandlung unermüdlich und mutig aktiv war, und ich wünsche ihr alles Gute für die Zeit und die Arbeit im Europäischen Parlament. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich danke der Parlamentsdirektion für einen reibungslosen Einstieg, meinem Klub und meinen Kolleginnen und Kollegen für ihr Vertrauen und die Unterstützung, aber auch den Vorarlberger Kollegen aus anderen Fraktionen in diesem Haus für das wert­schätzende Willkommen, das ich erfahren durfte. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.) Das freut mich und sagt mir, dass unsere Zusammenarbeit gut wird und dass wir unsere gemeinsame Verantwortung als Abgeordnete auch in einem heißen Sommer und in einem politisch heißen Herbst wahrnehmen werden.

Eine Antrittsrede, so sagte man mir, ist ein guter Moment, um kurz innezuhalten und sich zu fragen: Was hat mich hierhergebracht? – Da waren zum einen ein Vater und eine Mutter, die ihren sechs Kindern eine möglichst sorgenfreie Kindheit und eine gute Ausbildung mitgeben wollten, die uns nie vorschrieben, was wir werden, was wir lernen oder wie wir leben sollten. Jeder und jede von uns hatte die Freiheit, die eigenen Talente und Möglichkeiten zu entdecken und selbstbestimmt ihren oder seinen Weg zu gehen.

Da war beziehungsweise ist ein Ehemann, der mit mir ein Rollenbild auf den Kopf stellte, der sich nach der Geburt unserer Tochter vor fast 20 Jahren ihrer Betreuung und dem Haushalt widmete, während ich für ein paar Jahre in die Rolle der Haupt­familienernährerin schlüpfte.

Wir wollten eine Familie sein und wir wussten wie, aber das gefiel nicht allen. Musst wirklich du das Geld verdienen? Kann das nicht dein Mann? Weißt du eigentlich, was du als Mutter versäumst? – Ich glaube, dass jede Mutter weiß, was sie versäumt, wenn sie ihr Kind ein paar Stunden nicht sieht, und ich glaube, dass das auch jeder Vater weiß. Solche Versuche der Fremdbestimmung hatte ich als Kind und Jugendliche im eigenen Elternhaus nicht erfahren, aber als erwachsene Frau. Was mir da vor- und zugeschrieben wurde, war irgendwie immer da, aber jetzt ist mir klar, das hat mich hierhergeführt.

Wie kann es sein, dass wir Frauen und Familien in diesem Land nach wie vor oder sogar wieder vermehrt vorschreiben wollen, wie sie leben sollen, was sich gehört und nicht gehört, wer das Geld in der Familie verdient? Ist das die Freiheit, die Politik meint, wenn sie von Wahlfreiheit spricht?

Eine Familie zu gründen, ist eine der wichtigsten und schönsten Aufgaben, die wir Menschen treffen. Familie ist der Ort, wo Menschen füreinander und für Kinder Verantwortung übernehmen. Sie können und wollen das in unterschiedlichen Formen. Der Großteil der Gesellschaft hat das verstanden – der Großteil der Politik auch?

Wenn wir Gesetze machen, dann hoffentlich, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die gerechte Chancen für alle ermöglichen, flexibel sind und unserer Gesellschaft in ihrer Pluralität Rechnung tragen, die nicht zu Ungleichbehandlung und Schlechterstel­lung einer Gruppe führen oder irgendwelche Rollenbilder – egal welche – einzemen­tieren.

Wir NEOS wollen die Familienpolitik dort hinholen, wo sie hingehört, und ich möchte in den nächsten Wochen und Monaten eine starke Stimme sein, die Freiheit für alle und Chancen für Zukunft ermöglichen will. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

13.59

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Graf. – Bitte, Frau Abgeordnete.