21.52

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Herr Präsident! Frau Minis­terin! Hohes Haus! Ich darf zu zwei Anträgen, die noch nicht wirklich behandelt wurden, sprechen, einer von der SPÖ und einer von uns, jeweils zum Thema Ziffernnoten. Die alte Bundesregierung hat diese ja wieder eingeführt, hat die alternativen Beurtei­lungs­möglichkeiten abgeschafft und es damit aus unserer Sicht Schülerinnen und Schülern und insbesondere auch Eltern schwieriger gemacht, weil wir einfach der tiefen Über­zeugung sind, dass es notwendig ist, Personen, Schülerinnen und Schüler nicht nur als Nummer zu sehen, sondern ihre Talente betreffend mehr dahinter zu sehen.

Damals, als die Ziffernnoten in diesem Pädagogikpaket – wie das von der alten Bun­desregierung genannt wurde – eingeführt wurden, gab es auch massive Kritik, insbe­sondere auch von den Lehrerinnen und Lehrern, die massiv dagegen lobbyiert und gesagt haben, dass sie diesbezüglich über die Jahre endlich eine Errungenschaft gehabt haben, dass sie seit 2016 die alternativen Beurteilungsmöglichkeiten hatten und die Bundesregierung das leider wieder abgeschafft und ihnen damit nicht ermög­licht hat, das weiterzuführen. Auch der Rechnungshof hat das damals sehr stark kriti­siert und auch von der Verunsicherung der Eltern gesprochen, weil die Eltern über die letzten Jahre natürlich auch dieses Modell kennen- und sehr schätzen gelernt haben, weil sie eben gemerkt haben, dass es da um mehr geht, sie auch in vielen Fällen besser herauslesen können, wie ihre Kinder performen und welche Stärken und Schwächen ihre Kinder haben, und dass sie das dann auch gemeinsam mit den Kindern besprechen und diese perfekt fördern können.

Kollege Taschner hat in der Debatte zum vorigen Tagesordnungspunkt den ehe­mali­gen Minister gelobt und gesagt, was für eine großartige Arbeit das im Bildungsbereich war. – Das ist aus meiner Sicht nicht so. Gerade dieses Thema zeigt, dass die alte Regierung diesbezüglich Retropolitik gemacht und kein einziges Problem gelöst hat. Sie haben mit der Einführung der Ziffernnoten kein einziges Problem gelöst, nach wie vor kann jeder fünfte Schüler nicht sinnerfassend lesen. Das können Sie doch nicht ernst meinen, dass Sie mit solchen Maßnahmen, die nur plakativ sind, Verbes­serun­gen im Schulsystem herbeiführen. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Hammerschmid.)

Diese Maßnahmen – und das haben wir damals schon sehr klar gesagt – sind am Ende des Tages nur auf den Rücken der Schüler ausgetragene Kämpfe, und es geht Ihnen nur darum, die Gesellschaft weiter zu spalten. Das weiterzuführen, das ist etwas, was wir nicht akzeptieren können, und deswegen haben wir diesbezüglich auch Handlungsbedarf gesehen und diesen Antrag eingebracht, um das zu reparieren.

Wir hatten damals im Ausschuss auch ein ExpertInnenhearing. Das hat damals auch ganz klar gezeigt, dass diese Variante der Ziffernnoten ein – Entschuldigung, wenn ich das so sage – Schmarrn ist; es ist nichts anderes. Das ExpertInnenhearing hat ganz klar gezeigt, dass junge Menschen, wenn sie Noten bekommen, aus entwicklungs­psychologischer Sicht nicht unterscheiden können, ob sie selbst gemeint sind, also persönlich beurteilt werden, oder ob ihre Leistung beurteilt wird. Das ExpertInnen­hearing hat auch ganz klar gezeigt – es war Dr. Ferdinand Eder, der das gesagt hat –, dass diese Maßnahme absolut nicht evidenzbasiert ist. Darüber hinaus hat er zum Begriff Notenwahrheit in Bezug auf ein Argument, das die alte Regierung sehr oft gebracht hat, dass man nämlich Notenwahrheit brauche, sodass man die Schülerinnen und Schüler vergleichen könne, klar gesagt, dass das nicht so ist. Er hat gesagt, es gibt keinen Sachverhalt, der besser untersucht ist als die notorische Unzuverlässigkeit von Noten. Viel klarer kann man es also nicht auf den Punkt bringen, dass Noten eben keine gute Beurteilungsform sind, sondern dass es diesbezüglich alternative Modelle braucht.

Wir glauben ganz fest daran, dass man den Profis vor Ort, den Pädagoginnen und Pädagogen, vertrauen muss und ihnen auch ihre pädagogische Freiheit geben muss, dass sie vor Ort gemeinsam mit den Eltern entscheiden, was das Beste für die Kinder ist und wie man sie am besten beurteilt. Deswegen finde ich es sehr schade, dass die Regierungsparteien unseren Vorschlag im Ausschuss abgelehnt haben, weil ich glaube, dass das wirklich ein wichtiger Schritt gewesen wäre, um Dinge, die die alte Regierung wirklich schlecht gemacht hat, zu korrigieren. Das finde ich sehr bedauer­lich. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Hammerschmid. – Abg. Matznetter: Ehe­malige Regierung! Ehemalige Regierung!)

21.56

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete Kirchbaumer ist zu Wort ge­meldet. – Bitte.