1010/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 17.11.2020
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Ausbau der Kollegs für Elementarpädagogik

In den letzten Jahren hat in Österreich ein beträchtlicher quantitativer Ausbau der elementaren Bildungs- und Betreuungsangebote stattgefunden. Dies betrifft

·         die Zahl der Kindergartenplätze für 3-6-Jährige,

·         die Zahl der Betreuungsplätze für unter 3-Jährige ("Krippe"/"Krabbelstube"/"Spielgruppe"/...)

·         die täglichen Öffnungszeiten der Einrichtungen

·         die jährlichen Öffnungszeiten der Einrichtungen (Reduktion der Schließwochen)

·         Gratis-Kindergarten in einzelnen Bundesländern

·         Verpflichtendes letztes Kindergartenjahr

Diese Entwicklung wird voraussichtlich auch in den nächsten Jahren weitergehen - mit einem verlässlichen Angebot wächst auch die Nachfrage.

Darüber hinaus ist zu hoffen, dass bald in ernsthafter Weise mit einem qualitativen Ausbau begonnen wird, etwa durch eine Verbesserung der "Fachkraft-Kind-Relation". 

Alle diese Maßnahmen haben gemeinsam, dass der Bedarf an Elementarpädagog_innen gestiegen ist und weiter steigen wird. Es braucht daher einerseits mehr Elementarpädagogik-Ausbildungsplätze und andererseits Maßnahmen die dazu führen, dass ein höherer Anteil der ausgebildeten Elementarpädagog_innen tatsächlich diesen Beruf ergreift und im Beruf bleibt (Arbeitsbedingungen, Gehalt etc.).

Dieser Anteil ist höher, wenn die Entscheidung für die Ausbildung mit 18 oder älter getroffen wurde (BAfEP-Kollegs), als wenn sie mit 14 getroffen wurde (BAfEP-Schulen). In den meisten Ländern der Welt beginnt die elementarpädagogische Ausbildung nach dem Abschluss der Oberstufe, also postsekundär bzw. in der Regel tertiär, als Studium. 

Diese Säule der Elementarpädagog_innen-Ausbildung muss in Österreich gestärkt werden, um dem Pädagog_innen-Mangel entgegen zu treten. Unter Beibehaltung der bestehenden BAfEP-Schulen braucht es daher kurz- und mittelfristig mehr BAfEP-Kollegs. Mittel- und langfristig soll außerdem das Angebot an Elementarpädagogik-Bachelorstudien an FH und PH erweitert werden. Derzeit werden an den Hochschulen nur Studiengänge angeboten, die sich an  bereits ausgebildete Kindergartenpädagog_innen wenden und diese zu Kindergartenleiter_innen weiterbilden. Zukünftig braucht es dort auch eine grundständige Elementarpädagogik-Ausbildung, die gleichermaßen professions-, wissenschafts- und praxisorientiert ist.

Vor dem Hintergrund des Pädagog_innen-Mangels ist es besonders unverständlich, dass der Wunsch der BAfEP Mureck, ein Kolleg einzurichten, abgelehnt wurde:  https://www.kleinezeitung.at/steiermark/suedostsued/5882398/Trotz-Personalmangels-in-Kindergaerten_Unverstaendnis-ueber-Absage. Gerade in der Steiermark ist der Mangel eklatant und der Bedarf offensichtlich. Im benachbarten Burgenland gibt es bisher noch gar kein BAfEP-Kolleg, eine Petition für ein entsprechendes Kolleg an der BAfEP Oberwart wurde im Oktober 2020 durch NEOS Burgenland im Landtag eingebracht.

Die unterzeichneten Abgeordneten lehnen es entschieden ab, den Mangel an Pädagog_innen zum Anlass zu nehmen, bei der Kindergarten-Qualität zu sparen und die Anstellungserfordernisse aufzuweichen, wie dies zuletzt in der Steiermark passiert ist. Es ist daher hoch an der Zeit, auf vage Ankündigungen im Regierungsprogramm handfeste Taten folgen zu lassen und die Kollegs für Elementarpädagogik österreichweit signifikant auszubauen. 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG




Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird aufgefordert, den Ausbau der Kollegs für Elementarpädagogik entschlossen voranzutreiben und sicherzustellen, dass 

·         in den nächsten zwei Jahren in allen Bundesländern die Zahl der Elementarpädagogik-Kolleg-Ausbildungsplätze aufgestockt wird,

·         in der laufenden Legislaturperiode in mehreren Bundesländern neue Kollegs eingerichtet werden (bspw. an bestehenden BAfEP-Standorten ohne Kolleg),

·         eine Zusammenarbeit der Kollegs mit jenen Hochschulen etabliert oder intensiviert wird, an denen elementarpädagogische Forschung stattfindet und

·         ein Entwicklungskonzept für eine grundständige akademische Ausbildung zum/zur Elementarpädagog_in erarbeitet und vorgelegt wird. "

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuss vorgeschlagen.