3416/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 25.05.2023
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

betreffend Arbeitskräftemangel im Tourismus bekämpfen – Beschäftigung von Pensionistinnen und Pensionisten in Branchen mit hohem Arbeitskräftemangel attraktivieren

 

 

„Der heimischen Tourismuswirtschaft fehlen derzeit rund 30.000 Arbeitskräfte,“ so das Ergebnis eines kürzlich abgehaltenen Tourismussymposiums der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in Großarl im Salzburger Pongau, wo Experten auch die „problematische Beschäftigungssituation“ beleuchteten und nach Lösungen suchten.[1]

 

Oliver Fritz vom Wirtschaftsforschungsinstitut nennt mehrere Faktoren, die der auch der Tourismusbranche zu schaffen machen: die steigende Tendenz in Richtung Teilzeitkräfte – der Anteil beträgt bereits 42 Prozent –, fehlende Kinderbetreuungsplätze, der Fachkräftemangel sowie der Rückgang an inländischem Arbeitskräftepotenzial und der Rückgang der durchschnittlichen Arbeitszeit. „Der Wunsch, weniger zu arbeiten, ist ein starker“, so Fritz gegenüber dem „Standard“

 

Der „Kurier“ vom 12.04.2023 bringt in einem Artikel unter dem Titel: „Fachkräftemangel: „Alarmstufe Rot“ am heimischen Arbeitsmarkt“ die Problematik drastisch auf den Punkt:

 

Die Bilanz des Wirtschaftsbund-Stellenmonitors für die Situation am österreichischen Arbeitsmarkt steht im März auf Alarmstufe Rot. Der Stellenmonitor verzeichnete 214.971 ausgeschriebene Stellen, Betriebe suchen bundesweit händeringend nach Personal. Ein Zustand, der sich negativ auf den Standort auswirkt. Gerade in den Osterferien entging zahlreichen Betrieben viel Geschäft, weil sie die Nachfrage ohne ausreichendes Personal nicht decken konnten, sagt Kurt Egger, Generalsekretär des Wirtschaftsbundes. „Trotz der schwierigen Arbeitsmarktsituation und nachlassender Auftragslage versuchen unsere Betriebe ihre Mitarbeiter zu halten“, sagt Egger weiter.


 

Die vom Arbeitskräftemangel am stärksten betroffenen Branchen sind: Handel, Logistik und Verkehr mit 41.750 offenen Stellen, Büro, Marketing, Finanz, Recht und Sicherheit (32.826), Tourismus, Gastgewerbe und Freizeit (26.378), Bau, Baunebengewerbe, Holz und Gebäudetechnik (23.795), Elektrotechnik, Elektronik, Telekommunikation, IT (20.459), Maschinenbau, Kfz und Metall (17.814), Soziales, Gesundheit und Schönheitspflege (16.380) sowie Reinigung, Hausbetreuung, Anlern- und Hilfsberufe (10.983).

 

Die heimische Wirtschaft braucht laut Egger dringend Entlastungen und langfristige Arbeitsmarktreformen, um schnellstmöglich aus dieser Krisensituation herauszukommen. Es gebe Potenzial am österreichischen Arbeitsmarkt, welches mit Anreizen gehoben werden müsse. Er fordert eine Ausweitung der Steuerbefreiung von Überstunden und ein Anreizmodell, dass ältere Arbeitnehmer motiviert, länger im Erwerbsleben zu bleiben.

 

Neben anderen Maßnahmen zur generellen Attraktivierung der Beschäftigung im Tourismus braucht es daher dringend finanzielle Anreize für Menschen, die bereit sind gerade in der Tourismusbranche nach dem Pensionsantritt weiterzuarbeiten und ihre Expertise und Erfahrung weiterhin einzubringen.

 

In diesem Zusammenhang fordert unter anderem der Präsident der Wirtschaftskammer Wien als eine Maßnahme gegen den Fachkräftemangel in einer Aussendung vom 06.04.2023 folgendes:[2]

 

Länger arbeiten attraktivieren: Wegfall des Pensionsversicherungsbeitrags für arbeitende Pensionisten, günstigere Besteuerung von Erwerbseinkommen neben der Pension.“

 

Die „Tiroler Tageszeitung“ vom 12.05.2023 berichtet dazu wie folgt:

 

Aus Sicht von Walter Veit genügt das nicht. „Den Arbeitsmarkt muss man komplett umkrempeln“, um genügend Mitarbeiter zu finden, fordert der Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Viele Pensionisten beispielsweise würden weiterarbeiten wollen. Zudem müssten auch Lohnnebenkosten gesenkt werden, meint er. Mit diversen Forderungen sei sie bereits bei Finanzminister Magnus Brunner vorstellig geworden, schilderte Kraus-Winkler, bremste aber die Erwartungshaltung.

 

Trotz Kenntnis dieser Fakten vergisst man weiterhin auf das wachsende Potential einer aktiven Generation 60 plus, die trotz Pensionsantritts noch einen gewissen Teil ihres Zeitbudgets für die Ausübung einer Beschäftigung einsetzen möchte.

 

Die Ausübung einer aktiven sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach dem Pensionsantritt ist allerdings mit einer Fülle von bürokratischen und auch finanziellen Hürden verbunden, die es sowohl den Wirtschaftsbetrieben als auch den potentiell zu aktivierenden Pensionisten verleidet, für einen gewissen Zeitraum neuerlich aktiv ins Berufsleben einzusteigen und ihre Erfahrungen und Kenntnisse der Gesellschaft und Wirtschaft aktiv und gegen ein angemessenes Entgelt zur Verfügung zu stellen.

 

Im Sinne einer raschen Ermöglichung, Erleichterung und Attraktivierung einer Beschäftigung von bereits im Ruhestand befindlichen Personen, die gerne und gerade im Bereich des Tourismus arbeiten bzw. aushelfen möchten, bedarf es einer raschen finanziellen Maßnahme, bspw. durch die Befreiung des von Pensionisten zusätzlich verdienten Gehalts von Sozialversicherungsbeiträgen.

 

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher folgenden

 

 

 

 

Entschließungsantrag

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, mit der eine Befreiung von der Abgabe von Sozialversicherungsbeiträgen auf Zuverdienste für Pensionistinnen und Pensionisten und deren Arbeitgeber aus einer Beschäftigung in einer Branche mit derzeit hohem Arbeitskräftemangel wie bspw. dem Tourismus sichergestellt wird.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In formeller Hinsicht ersuchen die unterfertigten Abgeordneten um Zuweisung dieses Antrages an den Tourismusausschuss.



[1] https://www.derstandard.at/story/2000144814996/30-000-arbeitskraefte-fehlen-im-oesterreichischen-tourismus

[2] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230406_OTS0051/wk-wien-ruck-fuenf-punkte-gegen-den-fachkraeftemangel