585 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVII. GP

 

Bericht

des Unterrichtsausschusses

über den Antrag 1010/A(E) der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausbau der Kollegs für Elementarpädagogik

 

Die Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 17. November 2020 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„In den letzten Jahren hat in Österreich ein beträchtlicher quantitativer Ausbau der elementaren Bildungs- und Betreuungsangebote stattgefunden. Dies betrifft

- die Zahl der Kindergartenplätze für 3-6-Jährige,

- die Zahl der Betreuungsplätze für unter 3-Jährige ("Krippe"/"Krabbelstube"/"Spielgruppe"/...)

- die täglichen Öffnungszeiten der Einrichtungen

- die jährlichen Öffnungszeiten der Einrichtungen (Reduktion der Schließwochen)

- Gratis-Kindergarten in einzelnen Bundesländern

- Verpflichtendes letztes Kindergartenjahr

Diese Entwicklung wird voraussichtlich auch in den nächsten Jahren weitergehen - mit einem verlässlichen Angebot wächst auch die Nachfrage.

Darüber hinaus ist zu hoffen, dass bald in ernsthafter Weise mit einem qualitativen Ausbau begonnen wird, etwa durch eine Verbesserung der "Fachkraft-Kind-Relation".

Alle diese Maßnahmen haben gemeinsam, dass der Bedarf an Elementarpädagog_innen gestiegen ist und weiter steigen wird. Es braucht daher einerseits mehr Elementarpädagogik-Ausbildungsplätze und andererseits Maßnahmen die dazu führen, dass ein höherer Anteil der ausgebildeten Elementarpädagog_innen tatsächlich diesen Beruf ergreift und im Beruf bleibt (Arbeitsbedingungen, Gehalt etc.).

Dieser Anteil ist höher, wenn die Entscheidung für die Ausbildung mit 18 oder älter getroffen wurde (BAfEP-Kollegs), als wenn sie mit 14 getroffen wurde (BAfEP-Schulen). In den meisten Ländern der Welt beginnt die elementarpädagogische Ausbildung nach dem Abschluss der Oberstufe, also postsekundär bzw. in der Regel tertiär, als Studium.

Diese Säule der Elementarpädagog_innen-Ausbildung muss in Österreich gestärkt werden, um dem Pädagog_innen-Mangel entgegen zu treten. Unter Beibehaltung der bestehenden BAfEP-Schulen braucht es daher kurz- und mittelfristig mehr BAfEP-Kollegs. Mittel- und langfristig soll außerdem das Angebot an Elementarpädagogik- Bachelorstudien an FH und PH erweitert werden. Derzeit werden an den Hoch- schulen nur Studiengänge angeboten, die sich an bereits ausgebildete Kindergartenpädagog_innen wenden und diese zu Kindergartenleiter_innen weiterbilden. Zukünftig braucht es dort auch eine grundständige Elementarpädagogik-Ausbildung, die gleichermaßen professions-, wissenschafts- und praxisorientiert ist.

 

Vor dem Hintergrund des Pädagog_innen-Mangels ist es besonders unverständlich, dass der Wunsch der BAfEP Mureck, ein Kolleg einzurichten, abgelehnt wurde: https://www.kleinezeitung.at/steiermark/suedostsued/5882398/Trotz-Personalmangels- in-Kindergaerten_Unverstaendnis-ueber-Absage. Gerade in der Steiermark ist der Mangel eklatant und der Bedarf offensichtlich. Im benachbarten Burgenland gibt es bisher noch gar kein BAfEP-Kolleg, eine Petition für ein entsprechendes Kolleg an der BAfEP Oberwart wurde im Oktober 2020 durch NEOS Burgenland im Landtag eingebracht.

Die unterzeichneten Abgeordneten lehnen es entschieden ab, den Mangel an Pädagog_innen zum Anlass zu nehmen, bei der Kindergarten-Qualität zu sparen und die Anstellungserfordernisse aufzuweichen, wie dies zuletzt in der Steiermark passiert ist. Es ist daher hoch an der Zeit, auf vage Ankündigungen im Regierungsprogramm handfeste Taten folgen zu lassen und die Kollegs für Elementarpädagogik österreichweit signifikant auszubauen.“

 

Der Unterrichtsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 02. Dezember 2020 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer der Berichterstatterin Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre die Abgeordneten Walter Rauch, Barbara Neßler, Eva-Maria Himmelbauer, BSc und Katharina Kucharowits sowie der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann.

 

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen nicht die Zustimmung der Ausschussmehrheit (für den Antrag: S, F, N dagegen: V, G).

 

Im Zuge der Debatte haben die Abgeordneten Mag. Dr. Rudolf Taschner, Mag. Sibylle Hamann, Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen einen selbständigen Entschließungsantrag gem. § 27 Abs. 3 GOG-NR betreffend „Kollegoffensive im Bereich der Elementarpädagogik“ eingebracht, der einstimmig beschlossen wurde.

 

Dieser selbständige Entschließungsantrag war wie folgt begründet:

„Ein Ziel des österreichischen Bildungssystems ist es, die Ausbildung der angehenden Elementarpädagoginnen und -pädagogen zu stärken. Dazu soll an den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik das Kollegangebot entsprechend ausgebaut werden, um die Möglichkeit eines Berufseinstiegs für QuereinsteigerInnen zu eröffnen. Durch Erfahrungen aus dem Praxisfeld zeigt sich, dass jene Personen, die die Ausbildung auf dem 2. Bildungsweg absolvieren, bewusst in diesen Beruf einsteigen wollen. In weitere Folge wird der Ausbau qualitativ hochwertiger Aus- und Weiterbildungen für Elementarpädagoginnen und pädagogen auf postsekundärem und tertiärem Niveau angestrebt.“

 

Zur Berichterstatterin für den Nationalrat wurde Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer, BSc gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Unterrichtsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle

1.     diesen Bericht hinsichtlich des Entschließungsantrags 1010/A(E) zur Kenntnis nehmen und

2.     die angeschlossene Entschließung annehmen.

Wien, 2020 12 02

                  Eva-Maria Himmelbauer, BSc                                        Mag. Dr. Rudolf Taschner

                                  Berichterstatterin                                                                          Obmann