3670/J XXVII. GP

Eingelangt am 07.10.2020
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Anfrage

der Abgeordneten Dr. Josef Smolle, Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Häufigkeit und Therapiemöglichkeiten von Essstörungen in Österreich

Im Regierungsprogramm findet sich im Kapitel Gesundheit auf Seite 264 der Hinweis, dass psychotherapeutische Leistungen ausgeweitet werden sollen und ein besonderer Fokus auf Kindergesundheit gelegt werden soll. Weiters steht auf Seite 265 „Die Verbesserung der Frauengesundheit ist ein besonderes Anliegen dieser Bundesregierung." Auf Seite 270 wird das Vorhaben „Vorsorgeprogramm zu spezifischen Frauengesundheitsproblemen, insbesondere psychische Gesundheit“ genannt.

Essstörungen gehören zu den häufigen psychischen Erkrankungen. Das lebenslange Risiko für die Entwicklung einer Essstörung wird auf 8.4% bei Frauen und 2.2% bei Männern geschätzt (Galmiche et al., American Journal of Clinical Nutrition, 2019). Die Erfahrung in mehreren Ländern zeigt, dass Essstörungen in den letzten Jahrzehnten an Häufigkeit zunehmen. Sie verteilen sich auf Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und andere. Es ist überwiegend das weibliche Geschlecht betroffen, wobei in den letzten Jahren Essstörungen beim männlichen Geschlecht ebenfalls vermehrt beobachtet werden. Altersmäßig überwiegt die Gruppe der 15 - 25-jährigen, wobei aber auch früherer und späterer Beginn Vorkommen kann. Insbesondere die Anorexia nervosa ist eine dramatische Erkrankung, die mit bis zu 10% die höchste Mortalität unter den psychiatrischen Erkrankungen aufweist. Die Ursachen für die Entwicklung und vor allem die Häufigkeitszunahme von Essstörungen ist nur teilweise geklärt, wobei u.a. der Einfluss der Medien mit der Vermittlung bestimmter Rollen- und Körperbilder und die Wirkung von Diäten diskutiert werden.

Patientinnen und Patienten mit Essstörungen bedürfen einer umfassenden und kompetenten Behandlung, die je nach Schweregrad ambulant oder stationär erfolgt und psychotherapeutische, psychoedukative und ggf. auch psychopharmakologische Aspekte beinhaltet. International als erfolgreich erwiesen habe sich oft Einrichtungen, die sich ausschließlich Essstörungen widmen. Hinsichtlich der österreichischen Situation sei auf die Krankenanstalt „Kurheim Paracelsus" in Villach hingewiesen, die über Jahrzehnte in der Therapie der Essstörungen erfolgreich tätig war, die stationäre Behandlung zu Tarifen der Sozialversicherung angeboten hat und die leider im Jahr 2014 wegen Pensionierung des Betreiber-Ehepaars geschlossen wurde.

Auf Grund der großen sozialmedizinischen Bedeutung der Essstörungen, insbesondere für Frauen und für Jugendliche, stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgende

Anfrage

1)      Wie häufig sind Essstörungen in Österreich in den Jahren 2000 bis 2019 (bitte aufgeschlüsselt nach Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und andere, sowie nach dem Geschlecht)?

a)       in stationärer Behandlung

b)      in ambulanter Behandlung

2)       Welche Einrichtungen in Österreich haben einen Schwerpunkt in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Essstörungen?

a)       für die stationäre Behandlung

b)      für die ambulante Behandlung

3)       Welche Einrichtungen in Österreich widmen sich ausschließlich der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Essstörungen?

a)       für die stationäre Behandlung

b)       für die ambulante Behandlung

4)       Gibt es in Österreich Langzeittherapieinrichtungen für Patientinnen und Patienten mit Essstörungen wie z.B. sozialtherapeutische Wohngemeinschaften?

a)       wenn ja, welche?

b)       wenn ja, in wie vielen Fällen werden die Kosten von der Sozialversicherung oder vom Land/Sozialhilfe übernommen?

c)       wenn nein, ist die Errichtung solcher Langzeittherapieeinrichtungen geplant?

5)       Gibt es Informationen über die Qualität und die Behandlungserfolge der verschiedenen Therapieeinrichtungen?

a)       wenn ja, wie sehen die Qualitätsindikatoren und Behandlungserfolge aus?

b)       wenn nein, warum gibt es keine Informationen dazu?

6)       Wie viele österreichische Patientinnen und Patienten mit Essstörungen werden im Ausland behandelt?

a)       Anzahl der diesbezüglichen Anträge an die Sozialversicherungen

b)       Anzahl der von den Sozialversicherungen bewilligten Anträge

7)       Ist ein Ausbau der Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten mit Essstörungen in Österreich geplant?

a)       wenn ja, welcher?

b)       wenn nein, warum nicht?

8)       Ist die Errichtung einer ambulanten und stationären Einrichtung, die sich ausschließlich der Therapie von Patientinnen und Patienten mit Essstörungen widmet, geplant?

a)       wenn ja, welche?

b)       wenn nein, warum nicht?

9)       Gibt es in Österreich Maßnahmen zur Prävention von Essstörungen oder sind solche geplant?

a)       wenn ja, welche?

b)       wenn nein, warum nicht?