12.56

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine Herren Bundesminister! Nur ein kleiner Nachsatz zu Kollegen Egger: Menschen sind kein Material! Wenn wir für unsere Betriebe und in der Wirtschaft, aber auch im öffentlichen Bereich Menschen brauchen, muss man sie menschenwürdig behandeln. (Beifall bei der SPÖ.)

Dazu zählt, dass wir auf die Work-Life-Balance schauen, und das wissen unsere Unternehmerinnen und Unternehmer sehr gut. Sie wissen auch, dass es bei den jungen Menschen nicht mehr geht, zu sagen: Wurscht was, wir teilen dich ein, bist du nicht mehr kannst!, denn dann fallen sie uns nämlich aus. Daher müssen wir Modelle finden, die das zulassen. Darunter fällt auch – Sie sehen ja, die Wirtschaft macht es; es gibt immer mehr Teilzeitarbeitskräfte – eine Work-Life-Balance. Also hören Sie auf, in der Frage Arbeitszeiten zu polemisieren! (Abg. Egger: Oje!)

Weil wir gerade beim Thema sind: Meine Frau ist heute früh um 7.20 Uhr gefahren, weil sie wieder überraschend für einen Nachtdienst im AKH in Wien als Oberärztin einspringen muss. (Zwischenruf der Abg. Zopf.) Wenn es schlechte Nachrichten gibt, wenn ich mich lustig mache und schlechte Scherze mit ihr mache – das mache ich manchmal –, sage ich: Du, warum macht man bei den Medizinerberufen eigentlich keine Lehrausbildung, das ist eh nur ein Handwerk?!

Käme ich auf die Idee, dass die Regierungsparteien uns im Jahr 2023 solche Experimente hier als Gesetz vorlegen (Zwischenruf bei der ÖVP), hoch qualifizierte Berufe in einer ungeeigneten Ausbildungsschiene? – Nein! (Abg. Egger: Er wird ja mit der Lehrabschlussprüfung nicht Arzt!) Nur die Bürger von Schilda bringen das zusammen (Abg. Egger: Na Entschuldigung!), Herr Kollege, dass man, wenn man einen schlechten Scherz macht, versucht, das in die Wirklichkeit umzusetzen.

Wir haben die Motive gehört. Christian Ragger stellt sich hierher und sagt: Damit ja nicht welche da sind, die vielleicht aus Vietnam stammen! – Und ihr seid die Steigbügelhalter für eine solche Politik!? (Abg. Kassegger: Hat er nicht gesagt! Erstens hat er es so nicht gesagt ...! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Themenverfehlung! – Zwischenruf des Abg. Ragger.) Als ob eine qualifi­zierte Pflegerin, auch wenn sie in Vietnam geboren ist, nicht ein wesentlicher Beitrag für unser Gesundheitssystem wäre. (Abg. Ragger: Wir haben euer Versäumnis aufgezeigt!) Danke diesen Arbeitskräften! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ragger: Euer Versäumnis haben wir aufgezeigt!) Machen Sie eine Patienten­verfügung, dass Sie nur von Autochthonen behandelt werden wollen! (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.) Wenigstens nehmen Sie den anderen den Platz nicht weg. (Abg. Ragger: Ich habe eine Vorsorgevollmacht! – Abg. Heinisch-Hosek: Ja, genau!)

Kollegin Ribo sagte vorhin, wir haben uns jahrelang nicht gekümmert (Ruf bei der ÖVP: Habt ihr ja auch nicht!): Die Stadt Wien hat schon in den Siebzigerjahren für die von den Philippinen Kommenden für die Ausbildung gesorgt und Schwesternheime gebaut. (Ruf bei der FPÖ: Die Besetzung im AKH ...!) Die haben hervorragend unsere Elterngeneration gepflegt. Hört auf mit dieser fremdenfeindlichen Geschichte! (Abg. Schallmeiner: Redezeit!) Versuchen wir, etwas zu machen! (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Zurück zu dem jetzigen Experiment: Für eines habe ich null Verständnis - - (Abg. Egger: Die SPÖ ist ein Experiment!) – Ja genau, auf solche Bemerkungen sind wir angewiesen! (Zwischenruf bei der ÖVP.) Sie gehen her und machen einen Versuch; Sie haben selber im Ausschuss gesagt: Wir probieren es einmal! – Auf dem Rücken 15-jähriger Menschen?! (Abg. Heinisch-Hosek: Wahnsinn!) Das ist unerträglich! Hören Sie auf, Experimente zu machen! Schicken Sie sie nicht in eine Sackgasse, dass sie einen Lehrberuf erlernen sollen, den sie in zwei Dritteln der Zeit praktisch gar nicht machen können! Ich erinnere an die Stel­lungnahme von Kollegin Himmelbauer: halt irgendwelche Medikamentenlisten führen.

Am Ende hat Kollege Köchl recht: Ihr wollt billige Arbeitskräfte! (Abg. Heinisch-Hosek: Genau!) Hört auf, 15-Jährige zu missbrauchen, und seht von dem Versuch ab, auf dem Rücken junger Menschen eine schlechte Maßnahme zu setzen! – Danke. (Beifall bei der SPÖ)

12.59

Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Martin Kocher zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.