13.12

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Herren Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ja, ich glaube –da sind wir uns jetzt einig –, es sind grundsätzlich alle Maßnahmen anzu­denken und wünschenswert, die dazu führen, dass wir diese riesige Herausfor­derung, eine Generationenherausforderung, lösen. Wir brauchen innerhalb von zehn Jahren – die Zahlen variieren – knapp 100 000 neue Pflegekräfte.

Jetzt kann man sich natürlich darüber unterhalten, wie richtig oder wie falsch es ist, diesen Ansatz zu wählen. Es gibt ein Best-Practice-Beispiel, die Schweiz, nach dem Modell man das umsetzen will. Dort funktioniert es gut. Ich glaube, es ist jetzt nicht so, wie es dargestellt wird, Philip (in Richtung Abg. Kucher), dass man da jetzt einmal etwas versucht, sondern es gibt ja bereits diese Ansätze.

Das, was mir jetzt in der ganzen Diskussion total fehlt – ich habe selber drei Kinder, die sind 20, 17 und 14 Jahre alt –, ist: Traut doch den jungen Leuten ein bissel mehr zu! (Abg. Köchl: Frag die 14-Jährige, ob sie das macht! Mit 14?!) Also ich habe sehr viele Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene in diesen Altersgruppen um mich, das sind ganz starke Leute, die teilweise schon ganz genau wissen, was sie wollen, die in einer Selbstermächtigung sind.

Es ist ja nicht so, dass ich sage, jeder Fünfte muss das jetzt werden, sondern das sind Menschen, die sich selbst dafür entscheiden und sagen: Mich interessiert das, ich möchte mir das anschauen! Selbst wenn er es ein paar Jahre später nicht mehr macht, aber er sammelt unglaublich viele Erfahrungen für sein Leben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es ist ein krisensicherer Job, das muss man auch sagen. Es tut sich viel durch KI, durch Artificial Intelligence, durch Pflegeroboter. Da wird ganz, ganz vieles in Zukunft vereinfacht werden, und es werden irrsinnig viele Berufe in den nächs­ten Jahren wegfallen. Ich glaube, das, was da auf uns zurollt, ist vielen noch überhaupt nicht klar.

Das ist ein Beruf, der Beruf im Kern, den es wahrscheinlich immer in dieser Form brauchen wird. Warum? – Weil wir uns alle für unsere Eltern, für unsere Groß­eltern wünschen, dass am Schluss, bei den letzten Atemzügen, in den letzten Tagen, in den letzten Wochen, wenn wirklich ein schwerer Krankheitsfall in der Familie gegeben ist, jemand da ist.

Wir hatten so jemanden, unsere Suzana, bei unserer Omi. Sie ist ein Teil der Familie geworden. Das ist ein Mensch, der dann wirklich Teil der Familie wird – sie fährt heute noch mit meinen Eltern auf Ausflüge mit, wenn sie wieder hier ist –, weil das einfach jemand ist, der eine ganz wesentliche Zeit des Lebens die Familie mit begleitet hat.

Ich glaube, wir werten diesen Beruf immer ein bissel ab. Da bin ich jetzt auch voll bei Ihnen: Es braucht eine Aufwertung, auch finanziell. Das muss ein Beruf sein, von dem man sagt: Davon kann ich gut leben, da kann ich mir eine Existenz aufbauen. Dann macht es mir vielleicht auch länger Freude.

Es gibt viele junge Menschen – und das ist meiner Meinung das Allerwesent­lichste –, die ein unglaubliches Talent dafür haben, in der Kommunikation zu sein, die gerne die Hand eines alten Menschen halten, die gerne den Geschichten lauschen, von denen man sich vielleicht teilweise selber schon denkt, boah, jetzt höre ich schon wieder das Gleiche, die das gerne tun, die beim Loslassen helfen können, die eine wahnsinnige geistige Reife haben. Sie stellen das immer so hin – ich glaube ehrlich gesagt, es gibt viele junge Menschen, die viel mehr geistige Reife haben als viele hier in diesem Saal. Da geht es einfach um eine Einstellung im Leben. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der letzte Vorwurf – und das ist etwas, was ich ganz traurig finde –, es gehe uns um billige Arbeitskräfte. Also das finde ich ehrlich gesagt nicht nur vermessen, sondern ganz daneben. Wissen Sie, was Sie damit unterstellen, Frau Heinisch-Hosek, wenn Sie sagen, es wäre so? (Abg. Heinisch-Hosek: Ich habe gar nichts gesagt!) – Dann unterstellen Sie jedem Betrieb, der Lehrlinge ausbildet, er mache das nur, um billige Arbeitskräfte zu haben. Das ist ganz einfach: Jeder einzelne Betrieb (Abg. Heinisch-Hosek: Das ist ja nicht wahr! Wider besseres Wissen sagen Sie das! – Abg. Köchl: Das ist zu einfach!), die Betriebe, die Unternehmerinnen und Unternehmer in Österreich bilden Menschen aus, jeder Betrieb bildet Menschen aus, um Kompetenzen weiterzugeben, damit auch das Bestmögliche aus jedem Talent herauskommt. Und das ist eine unglaubliche Aufgabe.

Ich finde es eigentlich komplett daneben, dass das von Ihrer Fraktion kommt, denn damit unterstellen Sie in Wahrheit: Da können wir gleich sagen, da nehmen wir doch irgendwie die Günstigen der Günstigen, holen wir sie aus dem Ausland, und die Sache hat sich. Das ist ja wohl kein Ansatz. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schallmeiner.)

Ich glaube, in Summe gesehen braucht es Wertschätzung für diesen Beruf. Es ist ein wunderbarer Beruf. Wir werden die richtigen Leute finden, die sich dann entscheiden, in diese Lehre zu gehen. Ich glaube, das wird von Erfolg gekrönt sein. In ein paar Jahren werden wir dann sehen, wie viele wir haben werden. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Lausch.)

13.16

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Laurenz Pöttinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.