13.31

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Minister! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause und hier im Saal! (Abg. Matznetter: Aber da sieht man wieder ...!) Es ist ein bisschen ein unwürdiges Spiel, das jetzt hier passiert ist.

Ich bin sehr froh – das sage ich jetzt einmal gleich vorweg –, dass sich die Bundesregierung und allen voran die Österreichische Volkspartei endlich dazu durchgerungen haben, diese Pflegelehre einzuführen. Es ist eine uralte freiheitliche Forderung. (Abg. Loacker: Was zu denken gibt!) Das ist auch durch sehr viele Anträge nachweisbar. Wir haben seit dem Jahr 2007 jede Menge Anträge gestellt, damit die Pflegelehre auch in Österreich eingeführt wird.

Wir haben immer darauf hingewiesen, dass es dieses Modell, von dem Kollege Wöginger erzählt hat, in der Schweiz schon lange gibt. Wir haben auch schon lange vor dem Jahr 2017, als wir in die Bundesregierung eingetreten sind, immer wieder darauf hingewiesen, dass andere Länder eine Pflegelehre haben und dass diese Pflegelehre auch ein Erfolgsmodell ist, wenn man sie richtig und ordentlich ausgestaltet.

Die Reaktion der damaligen rot-schwarzen Bundesregierung war nichts anderes, als die Zugänge zur Ausbildung, zur Pflege, zu akademisieren und damit zu erschweren. Wir sind heute nicht mehr in einer Situation, in der wir sagen können: Ja, dann machen wir noch mehr Akademiker!, sondern wir brauchen einen niederschwelligen Zugang für alle jungen Menschen in unserem Land. (Oh-Rufe bei den Grünen.) Jeder, der Interesse am Pflegeberuf hat, soll die Möglichkeit haben, diesen Beruf zu erlernen. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Pfurtscheller und Wöginger.)

Ich kenne selbst genügend junge Menschen, die das gerne machen oder das gerne schon vor Jahren gemacht hätten und die oftmals daran gescheitert sind, weil sie nicht genügend Schulbildung oder einen nicht genügend hohen Schul­abschluss hatten. Das ist der falsche Zugang.

Ich glaube, jeder, der Interesse an diesem wertvollen Beruf hat, soll auch die Möglichkeit haben, in diesen Beruf einzusteigen. Ich halte gar nichts davon, wenn wir Menschen im Alter von 15 Jahren verlieren, weil wir ihnen nicht die Möglichkeit und die Chance geben, in die Pflege einzusteigen. Die lernen etwas anderes, die sind weg. Die steigen dann auch nicht mehr um. Das ist etwas, was wir uns nicht leisten können. Wir haben viele, viele junge Menschen in unserem Land. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Ich möchte auch noch ein Wort zu Kollegen Wöginger sagen: Ich halte auch nicht viel davon, wenn wir jetzt in allen fünf Kontinenten nach Pflegepersonal suchen. Ich glaube, das ist ein Irrweg, den wir da gehen. Wir werden nicht mehr finden, als wir jetzt schon haben. Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist dermaßen heruntergeschraubt. Es ist auch das Potenzial an Pflegern in anderen Ländern und in anderen Kontinenten beschränkt. Es gibt dort auch nicht unendlich viele Pfleger.

Das heißt, es ist wirklich dringend notwendig, auf unser eigenes menschliches Potenzial zurückzugreifen und tatsächlich auch unsere eigenen jungen Leute im Land zu motivieren und ihnen klarzumachen: Es ist ein krisenfester Beruf. Man sollte nie vergessen: Es gibt solche und solche Zeiten, und es sind auch jetzt weit über 300 000 Menschen arbeitslos. Es ist nicht alles so schön, wie es manche gerne darstellen.

Das ist ein krisenfester Beruf, aber es ist vor allem ein wunderschöner, aber auch sehr anstrengender Beruf. Das sollte man den jungen Leuten auch ganz offen und ehrlich sagen: Ja, es ist ein anstrengender Beruf – körperlich und auch psychisch –, aber ein großartiger Beruf. Viele Pfleger haben in ihrem Beruf nicht nur einen sinnstiftenden Beruf gefunden, sondern tatsächlich auch die Berufung entdeckt, die ihnen vielleicht davor gefehlt hat. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Obernosterer und Wöginger.)

Das, meine Damen und Herren, egal welcher Fraktion, muss uns doch allen wichtig sein. Es muss uns doch allen wichtig sein, jungen Menschen hier eine Sinn­stif­tung zu geben, ihnen eine Berufung zu ermöglichen und ihnen auch zu ermöglichen, in einen Beruf einzusteigen, den wir ganz, ganz dringend brauchen.

Wir alle, wie wir hier sind, brauchen zuweilen Pfleger. Wir alle wissen nicht, ob wir nicht einmal Altenpfleger brauchen, ob wir nicht einmal zu Pflegefällen werden. Das wissen wir alle nicht. Daher müssen wir jetzt für hinkünftige Generationen vorsorgen. Wir müssen auch das Bild des Pflegers positiv gestal­ten. Wenn hier Schreiduelle abgehen, glaube ich nicht, dass auch nur ein einziger junger Mensch motiviert wird, eine Pflegelehre zu beginnen oder auch Pflegeassistenz zu lernen.

Ich glaube, meine Damen und Herren, gerade in Bereichen wie Gesundheit und Pflege ist es dringend notwendig, dass wir jetzt wirklich alle Schienen nutzen und alle Kanäle öffnen, um auch jungen Menschen die Möglichkeit der Ausbil­dung zu geben. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Stocker: Sehr staatstragend!)

13.36

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Gerald Loacker. – Bitte, Herr Abgeordneter.