13.39

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Liebe Zuseher:innen auf der Galerie und zu Hause! Die Aufgabe, ein Familienmitglied zu pflegen, verlangt Angehörigen viel ab. Das wissen, glaube ich, viele aus eigener Erfahrung.

Pflegende Angehörige leisten oft Übermenschliches. Sie sind ein wichtiges Zahnrad in unserem Pflegesystem und sie halten unser Pflegesystem auch am Laufen. Ohne die Menschen, die in ihren Familien täglich Carearbeit machen, wäre das österreichische Gesundheitssystem, wie man so schön sagt, aufgeschmissen.

Was bekam man bis jetzt als pflegende Angehörige? – Nicht viel. Man ist für die Gesellschaft sehr oft unsichtbar. Es gibt wenig Unterstützung und noch weniger Wertschätzung für diesen wertvollen Beitrag, der für unsere Gesellschaft geleistet wird.

Wer sind pflegende Angehörige? – Auch im Jahr 2030 sind das nach wie vor viele, viele Frauen, die im Hintergrund pflegen, sich kümmern und sich bemühen, ihren Angehörigen ein Altern in Würde und auch ein Altern in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.

Es freut mich deshalb umso mehr, dass der Angehörigenbonus nun noch mehr Menschen zur Verfügung steht. Mit der Aufhebung der Voraussetzung eines gemeinsamen Haushaltes profitieren circa 23 000 Menschen mehr von diesem Bonus und bekommen nicht nur diese wichtige finanzielle Unterstützung, sondern auch Anerkennung. (Beifall bei den Grünen.)

Ab sofort müssen nun pflegende Angehörige nicht mehr im gemeinsamen Haushalt wohnen oder gemeldet sein, um den Bonus zu bekommen. Wir wissen: Die Realität ist eine andere. Oft ist es vor allem im ländlichen Bereich, aber auch im städtischen Bereich so, dass die Schwiegereltern oder die Eltern im Haus daneben wohnen, und deswegen ist es wirklich eine gute Sache, dass die Bedingung des gemeinsamen Haushalts wegfällt und diese Maßnahme leichter in Anspruch genommen werden kann.

Weil wir hier von der Arbeit der vielen pflegenden Angehörigen sprechen – wir wissen, in Österreich haben wir circa eine Million Menschen, die das machen; vorhin hat auch Klubobmann Wöginger hier einige Punkte vom neuen, zweiten Paket der Pflegereform genannt –, möchte ich auch auf ein paar Punkte eingehen.

Es freut mich sehr, dass vor allem auch pflegende Angehörige weitere Unter­stützung bekommen. Das Angehörigengespräch, welches wir schon im ersten Paket auf fünf Termine ausgeweitet haben, wird jetzt auf zehn Termine ausgeweitet. Auch zukünftig soll es Hausbesuche geben. Zwei Mal im Jahr sollen diplomierte Pflegekräfte vorbeikommen, um zu schauen. Das ist in erster Linie ein präventiver Ansatz, einfach um die pflegenden Angehörigen zu unterstützen und zu beraten.

Einen Punkt, der mir persönlich auch sehr wichtig ist, möchte ich hier auch erwähnen: Wenn wir von pflegenden Angehörigen reden, dann denken wir alle oft an erwachsene Menschen. Es gibt aber auch viele Kinder in Österreich, die ihre Eltern, ihre Großeltern, ihre Geschwister pflegen. Sie sind noch unsichtbarer als ihre großen Kolleg:innen. Die sogenannten Young Carers sind schwer erreichbar, es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer pflegender Kinder in Österreich. Aus diesem Grund freut es mich wirklich, dass im Zuge dieses neuen Paketes auch eine Bewusstseinskampagne, eine sogenannte Awarenesskampagne, bei Hausärzt:innen und in den Schulen gestartet wird, um vor allem diese schwer erreichbaren Kinder niederschwellig zu erreichen und ihnen die Unterstützung, die sie brauchen, zu bieten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wie Sie sehen, tut sich viel im Pflegebereich. Diese niederschwelligen Maß­nahmen wirken, kommen bei den Menschen an.

Noch einmal: Wir haben viel zu lange weggeschaut. Jetzt ist es an der Zeit, zu handeln, und das tun wir. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.43

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag. Verena Nussbaum. – Bitte, Frau Abgeordnete.