16.05

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! „[...] wenn wir es nur wollen.“ – Ich starte trotzdem mit einem Beispiel aus meinem Schulalltag als Lehrerin. Ich nenne das Beispielskind Anton.

Anton war in der Schule, in der Klasse ein sehr auffälliges Kind. Er hat gebellt, er hat gezwitschert, er hat getreten, er hat geklopft, er war laut, er hat andere Kinder im Unterricht gestört. Die Kinder sind teilweise mit zugehaltenen Ohren in der Klasse gesessen, Unterricht war für mich ganz schwer möglich.

Ich habe dann um Unterstützung angesucht, um eine sogenannte Schulas­sistenz. Dazu musste ich ein Gespräch mit den Eltern führen, diese um Erlaubnis bitten, dass ich um ebendiese Schulassistenz ansuchen darf. (Heiterkeit der Abg. Meinl-Reisinger.) Dann musste ich ein Gespräch mit dem Schulpsychologen führen und auch das Kind musste ein Gespräch mit dem Schulpsychologen führen. Dann hatte ich ein Gespräch mit dem Beratungslehrer. Die Beratungs­lehrer sind auch in die Klasse gekommen und haben das Kind beobachtet.

Beim Gespräch mit dem Beratungslehrer hat dieser mich gefragt: Warum brauchen Sie Assistenz? Sie haben es ja bis jetzt auch geschafft! – Da ist bereits ein halbes Jahr vergangen gewesen. Und dann, wenn das alles bewilligt ist, hat man noch die Gespräche mit den Schulassistenzen selber, weil diese das Kind kennenlernen wollen und wissen wollen, ob sie mit dem Kind überhaupt können.

Es ist eine Herausforderung, die sich über ein halbes Schuljahr zieht: Die Assis­tenz, die ich im Dezember angefordert habe, ist im Mai gekommen. Jetzt können Sie sich vorstellen, was es für eine Lehrerin bedeutet, in einer Klasse zu stehen, in der jemand ist, dem das Aufpassen irrsinnig schwerfällt – aus verschiedensten Gründen, die ich hier jetzt nicht erläutern möchte. Es ist aber so gut wie nicht schaffbar, einen hochqualitativen Unterricht zu gewährleisten, den alle Kinder verdient haben. (Beifall bei den NEOS.)

Beim Thema Bürokratie bin ich auch bei der inklusiven Bildung, weil auch das elfte und zwölfte Schuljahr, das wir heute schon mehrfach angesprochen haben, nicht so ganz unbürokratisch über die Bühne geht. Auch da muss man Anträge stellen, da sind es die Eltern, die die Anträge stellen müssen, damit ihre Kinder ein elftes und zwölftes Schuljahr besuchen dürfen.

Warum behandeln wir nicht alle Kinder gleich und sparen uns diese Anträge, und jedes Kind geht so lange in die Schule, wie es das braucht? Das ist für Kinder ohne Behinderung auch ohne Antrag möglich! (Beifall bei den NEOS.)

Was wir also brauchen, ist zum einen ein Rechtsanspruch – endlich ein Rechts­anspruch! – auf ein elftes und zwölftes Schuljahr für Kinder mit sonder­päda­gogischem Förderbedarf und vor allem auch mehr Personal. Wir brauchen die Sonderpädagogen in den Regelschulen, damit sie die Kinder mit sonderpä­dagogischem Förderbedarf zielgerichtet unterstützen können – und wir haben dieses Personal.

Was mir wirklich bitter aufstößt, ist das moralische Abnicken, wie wichtig dieses elfte und zwölfte Schuljahr denn ist. Und da sind sich alle Parteien ganz einig, dass das total wichtig und total notwendig ist – und dann werden Anträge, Bürgerinitiativen et cetera, besonders auch von den Grünen, die das moralisch so hochtrabend wertvoll finden, einfach vertagt! (Beifall bei den NEOS.)

Die Leidtragenden sind die Kinder und die Lehrer, die versuchen, einen sen­sa­tionellen Unterricht abzuhalten, was unter diesen Umständen einfach nicht möglich ist.

Was ich mir wünsche, was wir uns wünschen, ist ein unbürokratisches inklusives Bildungssystem, und es tut mir wirklich leid, sagen zu müssen: Sie sind in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, also bitte kommen Sie Ihrer Pflicht nach! – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

16.09

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Salzmann. – Bitte.