22.33

Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen und noch verbliebene Zuse­herinnen und Zuseher! Wir diskutieren heute zwei Entschließungsanträge zu aus meiner Sicht sehr sensiblen Themen. Es geht uns um die Sichtbarmachung der sozialen und psychischen Herausforderungen für österreichische Bäuerinnen und Bauern und um ein Bekenntnis zur Unterstützung, unter anderem auch durch Weiterführung und Ausbau des bäuerlichen Sorgentelefons.

Die oftmals idyllische Darstellung eines romantisierten Lebens am Bauernhof entspricht in den seltensten Fällen der heutigen Realität. Vielmehr gehören unternehmerische Arbeitsleistungen, Zukunftsängste, Generationenkonflikte und – nicht zu vergessen – der große Druck, den steigenden Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden, zum Alltag auf unseren Höfen. Das Zusam­menspiel dieser einzelnen Faktoren bringt ein erhöhtes Belastungs­potenzial mit sich, das sich häufig auf die psychische Gesundheit und das mentale Wohl­befinden unserer Bäuerinnen und Bauern auswirkt.

Vor allem im ländlichem Raum sind psychosoziale Erkrankungen aber nach wie vor ein Tabuthema, das noch immer schambehaftet ist. Eine erste Anlaufstelle ist das bäuerliche Sorgentelefon, das als Teil des Projekts Lebensqualität Bauernhof durch das LFI, das Ländliche Fortbildungsinstitut betrieben wird.

Es ist eine erste niederschwellige Unterstützungsmöglichkeit für Betroffene, um mit speziell geschulten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern in Erstkontakt zu treten; allein im vergangenen Jahr 875 Mal genutzt – das haben wir gehört – und seit dem Bestehen bereits über 10 000 Mal in Anspruch genommen.

Neben dem Sorgentelefon ist aber auch die hochqualitative flächendeckende Präsenzberatung in den Landwirtschaftskammern ein wichtiges Angebot. Die Beraterinnen und Berater kennen die bäuerlichen Arbeitsweisen, können auf individuelle Lebensabschnittsherausforderungen eingehen und in einem nächsten Schritt gezielt auf persönlicher sowie auf beruflicher Ebene Hilfestel­lung leisten. Es macht in der Beratung einen Unterschied, ob ich zum Beispiel Jungübernehmerin bin, ob ich mitten in der Investition meines Lebenswerkes stehe oder ob ich Hofübergeberin bin und bereits beginne, mein Lebenswerk loszulassen, und in jüngere Hände lege. Beide Seiten bringen emotionale Heraus­forderungen, die durchaus auch belasten können.

Um aber betriebliche Erfolge sicherzustellen, muss das psychische Wohlbefinden der Bäuerinnen und Bauern langfristig gesichert werden. Dabei spielt es eine wichtige Rolle, bestmöglich zu verhindern, dass Überlastung und Überforderung das Leben einschränken. Gezielte Präventionsmaßnahmen sind daher ein Schlüsselfaktor für uns. Umfassende Seminare, Kurse und hochqualitative Bildungsangebote, die auf die Förderung der psychischen Gesundheit abzielen, müssen daher weiterhin ein fester Bestandteil im Rahmen von Lebensqualität Bauernhof sein, angeboten und auch zukünftig forciert werden.

Deshalb braucht es die geforderte Erhebung von Daten, um die Ursachen für die erhöhte psychische Belastung im landwirtschaftlichen Bereich exakt identifizieren zu können. Nur so können wir sicherstellen, dass die Bäuerinnen und Bauern auch in Zukunft zielgerichtet unterstützt werden können. Es ist oftmals ein großer erster Schritt für Betroffene, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Daher müssen wir dafür sorgen, dass die Hemmschwelle, diesen Schritt zu gehen, durch einfache, zugängliche Beratungsangebote herabgesetzt wird. Fest steht jedenfalls: Unser Zugang ist die individuelle Beratung und Hilfestellung zur Prävention.

Im Antrag der FPÖ, der heute mitdiskutiert wird, sehen wir hingegen keinen konstruktiven Punkt, der auch nur einen einzigen Fall verhindern würde. Vor allem wenn es um die Gesundheit geht, gilt für uns der Grundsatz: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Vielen Dank, Herr Minister, für die Unterstützung dieser Initiative. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Stammler und Voglauer.)

22.37

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schmiedlechner. – Bitte.