22.59

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Seelische Belastungen wie Zukunftsängste, Geldsorgen, Nachfolgethemen, Generationenkonflikte sind das tägliche Brot von vielen Bäuerinnen und Bauern. Einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen stellt einen außerdem vor unternehmerische Herausforde­rungen und Risiken. Krankenstand oder Urlaubsanspruch sind eigentlich fast ein Fremdwort, gerade in der Landwirtschaft.

Insbesondere Bäuerinnen stehen vor besonderen Herausforderungen. Sie müssen oftmals Familie, Betrieb und Pflege unter einen Hut bringen. Aufgrund dessen ist der Ausbau des Projektes Lebensqualität Bauernhof eine wichtige Initiative. Das bäuerliche Sorgentelefon, das Herzstück davon, ermöglicht ano­nyme psychosoziale Beratung.

Die geplante begleitende Studie nimmt Arbeitsbelastung als bestehende Ursache an. Wir sehen das ein bissel anders. Besser wäre es, eine Studie über die Ursachen der Belastung in Auftrag zu geben, um diese nicht vorwegzunehmen. Nur so kann das Beratungsangebot entsprechend den Anforderungen ausgebaut und präventiv ausgerichtet werden.

Jetzt müssen wir nur noch sicherstellen, dass dieses Unterstützungsangebot nicht nur verfügbar, sondern auch zugänglich und effektiv ist. Was ich in diesem Zusammenhang kritisch sehe, ist die Ansiedelung in der Kammer, ich habe das schon erwähnt. Viele der Probleme, die die Landwirtinnen und Landwirte haben, sind mit Scham und mit Hemmschwellen verbunden. Der Weg zur Kammer wird mit diesen Problemen, glaube ich, eher schwierig sein, da die Betroffenen dort dann auch noch gesichtet werden können, was dann zum Thema werden kann. Natürlich sind die Themen anonym zu behandeln, aber die Scham und die Angst kann man nicht einfach wegwischen. Man muss auch darauf hinweisen, dass aus denselben Gründen nicht alle am Telefon ihre Probleme offenlegen wollen, diese definieren und thematisieren wollen. Es braucht daher dafür mehr externes Angebot.

Uns ist aber vor allem wichtig, dass nicht nur die Landwirt:innen, sondern alle Berufsgruppen ein gutes Beratungsangebot bekommen. (Beifall bei der SPÖ.) Wir müssen uns dafür einsetzen, dass alle Unterstützung bekommen, die diese benötigen. Wir haben auch schon viele Anträge zu diesem Thema im Gesund­heits­ausschuss gehabt, die immer wieder vertagt worden sind. Wir finden es wichtig, dass auch diese Anträge behandelt werden, diese mit beschlossen werden, so wie wir jetzt auch diesen Antrag mittragen. Wir wünschen uns von den Regierungsfraktionen, dass auch alle anderen Berufsgruppen wie diese Gruppe gleichwertig behandelt werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Es braucht endlich eine Entstigmatisierung von psychischen Gesundheitsprob­lemen in unserer Gesellschaft. Ein entsprechendes kostenloses und nieder­schwelliges Beratungsangebot für alle ist ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung. (Beifall bei der SPÖ.)

23.02

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weber. – Bitte.