14.28

Abgeordnete Mag. Faika El-Nagashi (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! 10 Millionen Menschen könnten im Jahr 2050 an Antibiotikaresistenzen sterben, das sagen Prognosen der Vereinten Nationen, und derzeit sind es bereits 700 000 – eine knappe Dreiviertelmillion – Menschen pro Jahr. Die WHO spricht von einer globalen Bedrohung für die öffentliche Gesundheit und für die Wirtschaft – Resultat auch einer fehlgeleiteten Landwirtschaftspolitik, Resultat einer Agrar­industrie, die dazu geführt hat, dass 95 Prozent der österreichischen Schweinefleischproben Resistenzen gegen zumindest ein Antibiotikum auf­weisen. Das sind Daten aus dem österreichischen Resistenzbericht.

Wie konnte es dazu kommen? – Wir sind vor langer Zeit sehr falsch abgebogen. Gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis, gegen jede ethische Grundhaltung haben wir nicht menschlichen Tieren einen Nutzen zugewiesen. Das Tier wurde zu einem Produkt. Schweine sollen Fleisch bringen, so viel wie möglich, so billig wie möglich. Kühe sollen Milch geben, Hühner Eier legen, in Massen. Dafür werden die Tiere genetisch so verändert, dass ihnen kein gesundes Leben mehr möglich ist, weil ihre Körper absichtlich und bewusst krankgemacht werden – für maximale Gewinnspannen. Sie werden in diesem System natürlich mit Medikamenten zugepumpt, um die miserablen Zustände in den stickigen, engen, völlig verdreckten Hallen zumindest für einige Wochen oder Monate zu überleben.

0,7 Quadratmeter für ein ausgewachsenes Schwein mit 100 Kilo – was können wir da erwarten? Stellen wir uns einen übervollen U-Bahn-Waggon vor, in dem eine Person krank ist, mit Menschen, die dicht an dicht tagelang, wochen-, monatelang darin stehen. Allein der durch diese Situation ausgelöste Stress würde die Immunabwehr drastisch schwächen, die meisten würden krank. Das passiert in Ställen mit 5 Millionen Schweinen jedes Jahr, von den Hühnern gar nicht zu sprechen. Wenn in einer 15-Quadratmeter-Bucht 20 Schweine stehen, hat das gesundheitsschädigende Folgen, dann springen die Keime von Bucht zu Bucht. Durch den Vollspaltenboden und die Eintönigkeit haben viele Schweine offene Wunden, mit denen sie in ihren Exkrementen liegen. Infektionen sind nur eine logische Folge.

Bundesminister Johannes Rauch ist mit dem neuen Tierarzneimittelgesetz ein unschätzbarer und zentraler Schritt gelungen, um diese Spirale einer unwürdigen und lebensfeindlichen industriellen Tierhaltung zu durchbrechen. Was es aber auch braucht, das sind vonseiten der Länder Aufstockungen der Amtstierärz­tin­nen und Amtstierärzte, um ein solides Kontrollwesen zu gewährleisten, denn das beste Gesetz bringt nichts, wenn es nicht exekutiert werden kann. Vor diesem Problem stehen wir immer wieder, auch in der Landwirtschaft.

Es gibt eine Antwort darauf, wie wir verhindern können, dass Menschen und Tiere jedes Jahr an bakteriellen Infektionen sterben: eine Umstellung der Agrar- und Förderpolitik, Förderung von pflanzlichen Ernährungsalternativen, weniger Konsum von Tierprodukten und diese dafür aus artgerechter und biologischer Haltung. (Beifall bei den Grünen.)

14.32

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Elisabeth Feichtinger. – Bitte, Frau Abgeordnete.