20.49

Abgeordnete Petra Tanzler (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ich freue mich, dass meine Idee, das Modell des Quereinstiegs mit einer Evaluierung zu begleiten, aufgenommen wurde und somit dieser Antrag angenommen und auch umgesetzt wird, denn es gibt zahlreiche Fragen und Schwierigkeiten, die nach und nach auftauchen. Zusätzlich wäre noch ein begleitendes Monitoring sinnvoll, um auch frühzeitig reagieren zu können und nicht nur im Nachhinein.

Zurzeit wird eben noch nicht dokumentiert, wie es den Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern in der Praxis geht, wie lange sie im Schulsystem bleiben, wann sie die notwendige pädagogische Ausbildung abgeschlossen haben werden und wie sich das alles auf die Qualität des Unterrichts auswirkt, das heißt, was wie beim Kind ankommt, denn darum muss es letztendlich bei allen Entscheidungen im Bildungsbereich gehen.

Der Mangel an Personal in den Bildungseinrichtungen ist ein sehr ernstes Thema, und der Quereinstieg in den pädagogischen Beruf ist ein wichtiger Teil der Lösung, ebenso wie die Anstellung der Studierenden. Dies kann jedoch nur eine Übergangslösung sein und nur ein Baustein einer umfassenden, komplexen Lösungsstrategie. Diese Strategie sehe ich leider nicht.

Wir brauchen eine Attraktivierung der Situation an den Schulen und Kindergärten sowie eine umfassende Änderung des Bildungssystems zu einer gemeinsamen Schule der 6- bis 14-Jährigen, zu inklusiven, verschränkten Bildungseinrichtungen.

Diese drei Punkte, die du, Frau Kollegin, vorhin angesprochen hast, reichen nicht, denn es muss noch viel mehr geben. (Abg. Salzmann: ... das aufzählen!) Die Rahmenbedingungen müssen allgemein verbessert werden. Wir brauchen ein Schulsystem, ein Bildungssystem, in das Schülerinnen und Schüler ohne Schultasche hineingehen und ohne Hausübung herauskommen; wo in der Schule Nachhilfe angeboten wird; in dem sich die Eltern darauf verlassen können, dass jedes Kind Chancengleichheit bekommt (Beifall bei der SPÖ) – genau –, dass die Schule dafür sorgt, dass das Bildungssystem dafür sorgt, und nicht, dass das Geldbörsel der Eltern entscheidend für den Bildungsverlauf und den Bildungs­erfolg ist; in dem multiprofessionelle Teams sofort unterstützen; in dem Pädagoginnen und Pädagogen administrativ entlastet werden, sich voll und ganz um ihre eigentliche Aufgabe kümmern können; in dem es angemessene Arbeitsplätze, Arbeitsgeräte und Materialien für Pädagoginnen und Pädagogen gibt – denn: Schreibtisch, Laptop, Diensthandy oder sogar Schreibstifte, rote Stifte oder welche Farbe auch immer sind nicht selbstverständlich, sie müssen sich alles selber besorgen – und in dem auch auf die Gesundheit der Pädagoginnen und Pädagogen geachtet wird. Nur so werden wir wieder mehr Menschen für diesen Beruf interessieren können.

Diese Rahmenbedingungen sind jene, wie sie auch in nordischen Ländern zu finden sind. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Das ist ein Weg des Erfolgs, wie jeder weiß.

Wir brauchen ein hochwertiges Bildungssystem, jene Änderungen, die ich angeführt habe, Hand in Hand mit Adaptierungen der Lehrpläne, Änderungen bei der Ausbildung der Pädagog:innen. Derzeit gibt es ein Drehen an Einzelschrauben, doch viele Schrauben stehen leider still oder bewegen sich in eine andere Richtung.

Unser Bildungssystem basiert mittlerweile nur noch darauf, das Schlimmste zu verhindern, statt das Beste zu ermöglichen. Im internationalen Vergleich ist Österreich massiv abfallend – leider!

Die Konzentration und der Schwerpunkt müssen darauf liegen, die nächste Generation auf die Herausforderungen vorzubereiten, denn das stärkt unser Land. Es ist ein Riesenprojekt, ja, aber es ist höchst notwendig.

Unsere Hoffnung lag schon darauf, mit dem neuen Budget einen Fortschritt zu sehen – leider wieder nicht. Im kommenden Budget wird eine Erhöhung von 500 Millionen Euro angegeben. Das ist in Wahrheit ein Plus von 2,3 Prozent, das primär für Gehälter ausgegeben wird. Das bedeutet, dass statt dringend notwendiger Investitionen Kürzungen im Raum stehen werden, wie zum Beispiel bei Förderstundenpaketen, wie es auch heute in den Medien bereits kolportiert wurde. Diese wären aber dringend notwendig, denn die Nachwirkungen von Corona sind noch lange nicht vorbei.

Wenn ich mir das gesamte Budget so anschaue, Herr Minister, kann ich mir gut vorstellen, dass Sie bei der Budgetrede und der Verteilung der Gelder heute mit Sicherheit lieber der Verteidigungsminister oder der Innenminister gewesen wären, deren Ressorts 21 Prozent und 11 Prozent bekommen haben. (Ruf bei der ÖVP: Für die Hochschulen gibt’s eine große Erhöhung!) Das Bundesheer und die Polizei brauchen diese Mittel – und die Bildung ebenso.

Der Budgetrede des Finanzministers habe ich aufmerksam gelauscht. Er sagt, es wären Mut und Optimismus gefragt sowie Werte, an denen sich seine Handlungen orientieren. Diese traurige Mangelwirtschaft im Bildungssystem bildet sich im Budget nicht ab, und weder Mut noch Optimismus kann bei Schülerinnen und Schülern, bei den Eltern, bei den Pädagoginnen und Pädagogen mit diesem Budgetvoranschlag aufkommen. Den Wert der Bildung sehe ich da leider auch nicht, es tut mir leid. (Beifall bei der SPÖ.)

20.55

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Mag. Sibylle Hamann. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.