17.33

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Liebe Frau Kollegin Holzleitner, ich freue mich tatsächlich, dass diese Institution nun Universität heißt, sie soll eine Universität sein. Ich bedauere ein bisschen Ihre Vorurteile. (Abg. Leichtfried: Das sind keine Vorurteile! Das ist eine gute Bewertung der Angelegenheit!) Ich glaube, Vorurteile sollten eigentlich nicht von vornherein da sein. Es wäre besser, man hätte Erwartungen. Man kann durchaus auch eine Skepsis haben, das gebe ich gerne zu, aber das waren Vorurteile, die Sie hier geäußert haben. Das ist vielleicht etwas übertrieben. (Abg. Holzleitner: Das sind die Stellungnahmen der Begutachtung, Herr Kollege! – Abg. Leichtfried: Herr Kollege, das war jetzt sehr unsachlich von Ihnen!)

Ich glaube, dass die historische Betrachtungsweise vielleicht gar nicht so schlecht ist. Als 1365 die Universität in Wien gegründet worden ist, gab es auch solche Vorurteile (Ruf bei der SPÖ: Das war aber im Mittelalter!), so ähnlich wie Sie sie formuliert haben, nämlich von dem Gründer Karl IV., der die Karls-Universität gegründet hatte (Abg. Leichtfried: Also das ist bis jetzt wirklich eine unsachliche Rede!) und gemeint hat, diese Universität in Wien, die könne nichts werden. (Abg. Heinisch-Hosek: Ein Herzensprojekt, oder?)

Man hat auch dagegen intrigiert, wenn Sie das wissen wollen: Es wurde keine theologische Fakultät eingesetzt. (Abg. Leichtfried: Herr Kollege Taschner, das ist wirklich enttäuschend heute!) Die Universität in Wien ist aber trotzdem sehr gut geworden – aus einem einfachen Grund: An der Sorbonne hatten die Professoren gestreikt und die Universität in Wien hat diese streikenden Professoren zu sich geholt und wurde damit eine exzellente Universität. Georg von Peuerbach und Regiomontanus – Peuerbach kam aus Oberösterreich – waren die größten Mathematiker der damaligen Zeit. Das war die Universität in Wien, das kam durch Personen. (Abg. Holzleitner: Herr Kollege, das ist nicht vergleichbar, das wissen Sie aber auch!)

Das ist nicht immer so gewesen. (Abg. Holzleitner: Damals war man am Zahn der Zeit, nun sind wir zehn Jahre zu spät dran!) Die Universität in Wien ist dann auch ein bisschen in Verruf geraten. (Abg. Leichtfried: Also die Kollegin Holzleitner hat vollkommen recht: Sie sprechen wider Ihr eigenes Wissen derzeit!)

Dann gab es einen nächsten Versuch. Man versuchte, den großen Carl Friedrich Gauß zu holen – wiederum eine Person –, das ist schiefgegangen. (Abg. Holzleitner: Aber was sagen Sie zu diesem Gesetz, Herr Kollege?) – Ich spreche dann gleich über das Gesetz. (Abg. Holzleitner: Nicht ein historischer Aufriss! Ihre Kritik oder Skepsis zu diesem Gesetz würde mich interessieren!)

Lassen Sie mich bitte ausholen, Sie werden sehen, ich komme dann auf das Gesetz zu sprechen! (Abg. Leichtfried: Sie haben uns schon öfter enttäuscht!)

Die Universität Wien hat versucht, den großen Carl Friedrich Gauß zu holen, der nicht gekommen ist. Leider ist dann Göttingen – und nicht Wien – das Zentrum der Mathematik geworden. (Abg. Holzleitner: Das wäre sicher eine spannende Lehrveranstaltung, eine historische, an der neuen technischen Universität!)

Aber dann kam Thun-Hohenstein und hat ein neues Universitätsgesetz gebracht. Leo von Thun-Hohenstein hat ein Universitätsgesetz gebracht, das die Autonomie der Universität geschaffen hatte. So wurde Wien das geistige Zentrum der Welt. – Genauso wird auch jetzt ein neues Universitätsgesetz gebracht. (Abg. Holzleitner: Die Autonomie wird in den Stellungnahmen kritisiert, dass sie nicht entsprechend eingehalten wird, Herr Kollege!)

Dieses neue Universitätsgesetz bildet einen Rahmen. (Abg. Holzleitner: Die Autonomie wird in Frage gestellt!) Dieser Rahmen kann nun gefüllt werden. Dieser Rahmen ist tatsächlich etwas, was der Präsidentin die Möglichkeit bietet, etwas zu bilden, was einst bei Thun-Hohenstein passiert ist: dass eine gute Universität entsteht. Dass Sie diesen Rahmen einfach so ablehnen – so mir nichts, dir nichts –, ist eigentlich nicht verständlich. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Scherak: Ich glaube, eher deine Rede! – Abg. Holzleitner: Nein, wir haben die Stellungnahmen durchaus gelesen!)

Dieser Rahmen ist wirklich, wirklich zu begrüßen. (Abg. Leichtfried: Ich glaube eher, Sie befürworten das mir nichts, dir nichts! – Abg. Holzleitner: Ich habe die Kritik des ehemaligen Wissenschaftsministers der ÖVP aufgenommen!) Natürlich wird dieser Rahmen von den anderen Universitäten mit Skepsis betrachtet, weil sie sagen: Na ja, das ist nicht unser Universitätsgesetz, das dürfte ein besseres, ein freieres sein, wir wollen einmal sehen, ob das funktioniert oder nicht! – Die große Verantwortung liegt jetzt bei der Präsidentin der Universität, die dafür sorgen muss, dass wirklich Koryphäen ihrer Fächer an diese Universität berufen werden. Das ist der wesentliche Punkt, denn eine Universität lebt von den Personen, die dort sind. (Abg. Leichtfried: Ich glaube, Sie reden sich das schön, Herr Taschner!)

Diese Personen, die dort sind, werden jetzt berufen werden. (Abg. Leichtfried: Sie reden sich das wirklich schön!) Wir hoffen, dass das wirklich gute Leute sind. Ich darf also sagen, dass wir natürlich wollen, dass das, wie es geplant war, eine technische Universität werden soll (Abg. Holzleitner: Die Kollegin Blimlinger würde das anders sagen! –  Abg. Leichtfried: Die Kollegin Blimlinger würde das massiv anders sagen!), eine technische Universität, die der digitalen Transformation dient. (Abg. Holzleitner: Dissens in der Koalition!)

Nun soll da noch ein Konnex mit der künstlerischen Universität bestehen, das gebe ich zu. Ich glaube aber trotzdem, dass das Wesentliche ist, dass wir dort hervorragende Techniker ausbilden, von Koryphäen ihres Faches, die ebenfalls Techniker sind. Wenn Sie jetzt fragen: Wo bleibt denn da noch die Kunst?, möchte ich dazu noch eine Geschichte beisteuern. (Abg. Leichtfried: Es ist die Redezeit der ÖVP, Herr Taschner, Sie können alles machen!)

Als der große Mathematiker Grauert in Göttingen gefragt worden ist, was denn Mathematik sei – ob es eine Naturwissenschaft oder ob es eine Geisteswissenschaft sei –, hat Grauert nachgedacht. Er hat wiederum die Koryphäen von Göttingen, David Hilbert und Emmy Noether, vor Augen gehabt, die die Algebra zu einer eleganten Wissenschaft gemacht haben, und hat dann gesagt: Mathematik, das ist weder Naturwissenschaft noch Geisteswissenschaft, Mathematik ist Kunst, Mathematiker sind Künstler. – In dem Sinne können wir durchaus auch von einer Kunstuniversität sprechen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Da wird ein Rahmen für eine Universität gesetzt (Abg. Leichtfried: Kann man den Herrn Taschner zum Thema bringen irgendwie?), und die Präsidentin der Universität hat die große Aufgabe, diesen Rahmen mit einem fantastischen Bild zu füllen. Sie hat durch dieses Gesetz ein Pleinpouvoir bekommen. Das Gesetz ist durchaus (Abg. Holzleitner: Kritisierenswürdig!) so breit, dass sie diese Universität als Flaggschiff der Digitalisierung positionieren kann. (Abg. Leichtfried: Jetzt reden Sie wider besseres Wissen! Das wissen Sie, ja!)

Diese Präsidentin wird jetzt diese Verpflichtung wahrnehmen, und wir werden dann schauen (Abg. Leichtfried: Na, schauen ist zu wenig!), ob sie es zustande bringt oder auch nicht. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Scherak: Sich um Kopf und Kragen reden, würde man da sagen! – Abg. Holzleitner: Ja, aber tatsächlich! – Abg. Leichtfried: Wider besseres Wissen! – Abg. Holzleitner: Und keine der Begutachtungsstellungnahmen gelesen, der Kollege! – Abg. Leichtfried: Um Kopf und Kragen reden! Sogar die Kollegin Blimlinger sieht das komplett anders!)

17.38

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerhard Deimek. – Bitte.