15.52

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! So wie der Notbetrieb in der medizinischen Versor­gung wieder in einen Regelbetrieb übergeführt werden muss, so wie wir dafür Sorge tragen müssen, dass Nichtcoronapatienten nicht länger Patienten zweiter Klasse sind, und so wie es dazu einen raschen Fahrplan des Herrn Gesundheitsministers braucht, so dürfen wir nicht auf die Gesundheitsvorsorge vergessen. Kinder, Schüler, die sich zu wenig bewegen, können übergewichtig werden, neigen früh zu Herz-Kreislauf-Er­krankungen und Diabetes und haben dadurch einfach ein schlechteres Immunsystem. Gerade in diesen Zeiten, in Zeiten eines Coronavirus, ist es umso wichtiger, dass sich Schulkinder aller Altersgruppen für eine tägliche Bewegungseinheit begeistern können.

Der Gesundheitsaspekt nimmt nach einer wochenlangen verordneten Quarantäne ei­nen besonderen Stellenwert ein. Durch Sport wird Stress abgebaut, durch Sport wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt, durch Sport wird die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler für den Unterricht erhöht. Es mutet schon unverständlich an, dass zu Normal­zeiten zu wenig Bewegung in den Unterrichtsalltag einfließt; in Zeiten einer Pandemie erscheint es beinahe schon absurd.

Hohes Haus! Schulsport bietet für viele Kinder die einzige Möglichkeit, regelmäßig Sport zu betreiben und auch die Freude am Sport und an der Bewegung zu erleben. Sogar im Regierungsprogramm wird die Wichtigkeit der täglichen Sportstunde be­schworen, da heißt es: „Ehestmögliche Umsetzung der täglichen Bewegungseinheit für alle Kinder und Jugendlichen bis zum Ende der Schulpflicht“.

Wir haben Herrn Bundesminister Faßmann massiv kritisiert, als er vergangene Woche den Fahrplan für die Schulöffnungen verkündet hat und dabei gemeint hat: Wir lassen die Turnstunde jetzt links liegen, wir lassen den Turnunterricht ausfallen! – Der Präsi­dent der Bundes-Sportorganisation und damit der oberste Sportfunktionär unseres Landes, Hans Niessl, hat uns in unserer Kritik beigepflichtet. Er hat in einem Interview gegenüber dem „Standard“ gemeint: „Ich bin überrascht, und ich bin enttäuscht. Es ist durch viele Studien belegt, welchen Beitrag der Sport für die Gesundheit leistet und wie wichtig er auch im Lernverhalten ist. [...] Hätte er“ – gemeint ist der Bildungsminister – sich die Studien „angesehen, so hätte er genau das Gegenteil tun müssen. Er hätte versuchen müssen, dass die Schülerinnen und Schüler möglichst jeden Tag in Bewe­gung kommen.“

Hohes Haus! Fakt ist: Kinder und Schüler brauchen Bewegung. (Beifall bei der FPÖ.) Die Turneinheit kann im Freien abgehalten werden, es kann Wanderungen geben, es kann Spaziergänge geben, und aufgrund der kleineren Klassen ist auch ein Sportun­terricht in den Turnsälen oder in den umliegenden Sportstätten möglich.

Hohes Haus! Unter der Coronakrise leidet unser ganzes Land, wir alle leiden, und dies trifft ganz besonders auch jene Institutionen, Unternehmen und Vereine, die für die Ge­sundheitsvorsorge der Österreicherinnen und Österreicher da sind – Fitnessstudios ge­nauso wie Tausende Sportvereine. Dabei ist es gerade der Sport und ist es die Be­wegung, die für die Gesundheit und für unsere Wirtschaft auch evident sind. Fixkosten, die weiterlaufen, ausbleibende Mitglieds- und Sponsorenbeiträge sowie fehlende Ein­trittsgelder haben für finanzielle Engpässe gesorgt, die in den letzten Wochen existenz­bedrohende, tatsächlich existenzbedrohende Ausmaße angenommen haben. Daher braucht es jetzt eine entsprechende Förderung der Gesundheitsvorsorge, die Unter­stützung der Gesundheitseinrichtungen im Sport, um deren Überleben zu sichern.

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gesund und fit durch sportliche Aktivität“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, sofortige Schritte zu setzen, die geeignet sind, den Turnunterricht an österreichischen Schulen ab Mitte Mai sicherzustellen und eine rasche Öffnung der Sportstätten für den Breitensport sowie die Öffnung der Fitness­center zu ermöglichen. Des Weiteren soll den Österreichischen Sportvereinen eine fi­nanzielle Soforthilfe in der Höhe von bis zu 150.- Millionen EUR zur Verfügung gestellt werden.“

*****

Hohes Haus, es ist unsere Aufgabe, es ist Aufgabe der Politik, Österreich endlich aus dieser Krise herauszuführen und diesen Coronawahnsinn, der sich abspielt, zu been­den. (Beifall bei der FPÖ.)

15.57

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Steger, Hermann Brückl, MA

und weiterer Abgeordneter

betreffend Gesund und fit durch sportliche Aktivität

eingebracht in der 27. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 28. April 2020 im Zuge der Behandlung des Berichts des Gesundheitsausschusses, Antrag 422/A(E) des Abgeordneten Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend österreichweit einheitlicher Masterplan zum Hochfahren des Gesundheitssystems (III-133 d.B.)

Kinder, die sich zu wenig bewegen können übergewichtig werden, neigen sehr früh zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes und haben dadurch ein schlechteres Im­munsystem. Gerade in Zeiten des Coronavirus ist es umso wichtiger, dass sich Schul­kinder aller Altersgruppen für eine tägliche Bewegungseinheit begeistern. Der Gesund­heitsaspekt nimmt nach wochenlang verordneter Quarantäne einen besonderen Stel­lenwert ein. Durch Sport wird Stress abgebaut, das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und die Aufmerksamkeitsspanne – auch für andere Unterrichtsfächer – erhöht. Es an sich schon unverständlich, dass zu Normalzeiten zu wenig Bewegung im Unterrichtsalltag einfließt, in Zeiten einer Pandemie, jedoch absolut absurd. Schulsport bietet für einige Kinder die einzige Möglichkeit regelmäßig Sport zu betreiben und auch die Freude an der Bewegung zu erleben.

Hans Niessl, Präsident der Bundessportorganisation Sport Austria und somit der oberste Sportfunktionär des Landes, kritisiert die Ankündigung, den Turnunterricht an unseren Schulen einzustellen, in der Tageszeitung „der Standard“ wie folgt: „Ich bin überrascht, und ich bin enttäuscht. Es ist durch viele Studien belegt, welchen Beitrag der Sport für die Gesundheit leistet und wie wichtig er auch im Lernverhalten ist. […] Hätte er [Anm. der Bundesminister] die Studien angesehen, so hätte er genau das Ge­genteil tun müssen. Er hätte versuchen müssen, dass die Schülerinnen und Schüler möglichst jeden Tag in Bewegung kommen.“

Fakt ist: Schüler brauchen Bewegung. Wenn möglich, soll die Turneinheit im Freien ab­gehalten werden, auch Wanderungen oder Spaziergänge sind denkbar. Aufgrund der kleineren Klassen, ist der Sportunterricht jedoch auch in den Turnsälen oder umliegen­den Sportstätten möglich.

Nicht nur für Schüler, sondern auch für Vereinssportler ist derzeit der Mangel an Be­wegung ein Problem, denn die Betretung der nichtöffentlichen Sportstätten für Hobby- und Amateursportler ist verboten. Es ist jedoch nicht einzusehen, dass nur Spitzen­sportler ihre sportliche Tätigkeit ausüben dürfen, weshalb - wie auch in anderen Berei­chen - Vereins- und Hobbysportler die Möglichkeit bekommen sollen, die Sportstätten betreten und verwenden zu dürfen. Trainingseinheiten in geschlossenen Räumlichkei­ten sollen, analog zum Spitzensport, erlaubt sein.

Fitnesscenter sollen ebenfalls öffnen dürfen, wenn gewährleistet wird, dass die not­wenigen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden. In Österreich gibt es weit über 1000 gewerbliche Fitnessbetriebe mit rund 8.000 Mitarbeitern. Es geht nicht nur um das wirtschaftliche Überleben der Betriebe, sondern auch darum, dass Sport das Im­munsystem stärkt und dadurch Krankheiten verhindert werden können.

Aufgrund der Corona-Krise leiden in Österreich tausende Sportvereine unter einem fi­nanziellen Engpass, der teils existenzbedrohende Ausmaße annimmt. Es ist absolut unverständlich, warum es in keinem der bisherigen Hilfspakete zur finanziellen Unter­stützung des Sports gekommen ist. Die Wichtigkeit des Sports für die Gesundheit und die Wirtschaft ist evident und anhand etlicher Studien bewiesen.

Gerade die vielen kleinen Vereine samt ihren engagierten Funktionären werden wirt­schaftlich besonders hart getroffen: Haftungen (vor allem persönliche bei ehrenamtli­cher Tätigkeit), Fixkosten, Betriebskosten, Gehälter, ausbleibende Beiträge und vieles mehr. Aber auch das Fundament eines Milliarden-Business steht am Spiel, das noch dazu dem Gesundheitssystem Milliarden an Kosten erspart.

Der Schaden für den Spitzen- und Breitensport, für die Profibetriebe, wie auch für die Hobbysportler geht mittlerweile in eine 3-stellige Millionenhöhe. Der zuständige Sport­minister soll gemeinsam mit dem Finanzminister sicherstellen, dass die so notwendi­gen Gelder rasch und unbürokratisch ausgeschüttet werden, um ein Vereinssterben zu verhindern und am Ende der Krise ein Trümmerfeld im österreichischen Sport zu hin­terlassen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, sofortige Schritte zu setzen, die geeignet sind, den Turnunterricht an österreichischen Schulen ab Mitte Mai sicherzustellen und eine rasche Öffnung der Sportstätten für den Breitensport sowie die Öffnung der Fitness­center zu ermöglichen. Des Weiteren soll den Österreichischen Sportvereinen eine fi­nanzielle Soforthilfe in der Höhe von bis zu 150.- Millionen EUR zur Verfügung gestellt werden.“

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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht, aus­reichend unterstützt und steht in Verhandlung.

Somit kommen wir zum nächsten Redner: Christoph Zarits. – Bitte.