16.13

Abgeordneter Dr. Werner Saxinger, MSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Erlauben Sie mir, in meiner ersten Rede als neuer Abgeordneter und Spitalsarzt in einem großen Klinikum die derzeitige Krisen­situation mit ein paar Worten und Gedanken zu reflektieren!

Unsere Welt ist plötzlich anders geworden, im Großen und auch im Kleinen. Seit ein paar Wochen hält ein kleines unsichtbares Virus die Welt in Atem, in Schach und wirft alle komplett aus der Bahn. Es gibt eine Pandemie, eine Situation, die zwar immer möglich erschien, im Expertenkreis auch immer wieder andiskutiert wurde, aber eigent­lich unrealistisch zu sein schien. Man kann auf diese für uns alle neue Situation un­terschiedlich reagieren: Man kann den Kopf in den Sand stecken, versuchen, es aus­zusitzen oder dem drohenden Chaos und dem medizinischen Kollaps mit aktiven Ge­genmaßnahmen entgegenzuhalten.

Österreich hat sich für einen Weg entschieden, der inzwischen auch Vorbild für andere Staaten geworden ist. Wir haben in den Bereichen Gesellschaft und Wirtschaft eine schmerzhafte Vollbremsung hinlegen müssen, die medizinischen Strukturen in den Spitälern wurden innerhalb kurzer Zeit völlig verändert: Wir haben Bettenkapazitäten geschaffen, neue Diensträder, Schleusen und Infektionsabteilungen installiert. Alle im Spital halten zusammen, arbeiten zusammen und helfen einander im Sinne des Gan­zen. – Und ja, im ersten Schritt haben wir alle zusammen wirklich objektiv Erfolge er­zielt.

Unsere Zahlen – aber es geht um Menschen – sind im Vergleich sehr gut und etwas niedriger als befürchtet. Es gibt jetzt einige Stimmen, die sagen – das höre ich auch immer wieder –: Ja, so schlimm ist es ja gar nicht, wir hätten diesen Shutdown gar nicht gebraucht! – Ich sage Ihnen: Wir stehen deswegen ganz gut da, weil wir erstens rasch reagiert haben, weil wir zweitens die richtigen Maßnahmen gesetzt haben und weil drittens die Bevölkerung die empfohlenen Maßnahmen bewundernswert und vor­bildlichst mitgetragen und umgesetzt hat. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Dafür heißt es immer wieder groß Danke zu sagen.

Andere Staaten haben es vorerst anders versucht, sind aber aufgrund nicht beherrsch­barer Situationen auch auf unsere Linie umgeschwenkt, aber später. Ja, und Schwe­den wird immer wieder, auch in Kollegenkreisen, als Paradebeispiel eines anderen Weges genannt, einer Lightvariante, die mit unserem normalen Alltag besser kompati­bel sei; ich darf Sie aber daran erinnern: In Schweden ist die Todesrate derzeit viermal höher als bei uns, und auch die Wirtschaft steht vor einer drastischen Rezession. (Abg. Kickl: Zusammengerechnet wird am Schluss!)

Jetzt kommt Stufe zwei: ungleich schwieriger, unvorhersehbarer. Manche glauben, dass man jetzt, nach dem ersten Erfolg, das Virus ausgerottet hat und – hollodaro – wieder so leben kann wie vorher. – Das ist ein Trugschluss. Wir haben es aufgrund der gesetzten Maßnahmen nur weitgehend im Griff und sind glücklicherweise weit weg von einem medizinischen Inferno in den Spitälern, aber dazu kann es jederzeit schnell wie­der kommen. Der Stufenplan, das schrittweise Herantasten unter ständiger Beobach­tung ist sinnvoll, stimmig, durchdacht, aber es ist wie gesagt ein Balanceakt, ein Tanz auf der Rasierklinge.

Wir alle merken aber in diesen außergewöhnlichen Wochen bei uns selbst und bei vie­len anderen Menschen auch Ratlosigkeit, Unsicherheit, und die Gesundheit wird nun zunehmend als Gegenspieler der Ökonomie gesehen. Sehr geehrte Damen und Her­ren! Die Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen, es gibt keine Wirtschaft ohne Gesundheit, aber es ist natürlich auch allen klar, dass unser derzeit gutes Gesund­heitssystem nur auf Basis einer funktionierenden Wirtschaft existieren kann und von dieser finanziert wird. Ganz wichtig erscheint mir die Solidarität untereinander, von Jung, Alt, Krank, Gesund.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin prinzipiell ein optimistischer Mensch, der ver­sucht, mit einer positiven Weltanschauung und Werthaltung Dinge anzunehmen und sie zu gestalten. In diesem Sinne bitte ich alle: Halten wir zusammen! Wir sitzen alle im selben Boot, nur gemeinsam sind wir stark und können die Krise meistern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ein abschließender Satz noch zu dem Antrag aus dem Gesundheitsausschuss: Es geht da um eine generelle Elga-Erweiterung, um eine EU-Schnittstelle für einen inter­nationalen Coronadatensatz. Ich kenne Elga aus dem Alltag, aus dem täglichen Ge­brauch sehr gut, mit allen Vorteilen, aber auch Schwächen. In Zeiten wie diesen er­scheint uns eine Weiterentwicklung von Elga nicht als primäre Aufgabe, und wir sehen auch die EU-Schnittstellenproblematik im Moment sehr skeptisch. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Voglauer.)

16.18

Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Gerald Loacker zu Wort gemel­det. – Bitte.