12.36

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Vizekanzler, zunächst möchte ich mich bei Ihnen bedanken: Ich habe mittlerweile die Info aus Ihrem Büro erhalten, dass wir Sportsprecher einen Termin bei Ihnen bekommen, um über die Zukunft des Sports zu diskutieren. Ich stelle somit fest, dass man bei Ihnen sekkant sein muss. Woran das liegt? Ich kann nur mutmaßen: Vielleicht haben Sie den Sport durch das Chaos im Staatssekretariat für Kunst und Kultur einfach aus den Augen verloren. Sie haben umgekehrt aber sicher schon bemerkt, dass mir der Sport ein Herzensanliegen ist und ich mich konstruktiv einbringen möchte.

Sie selbst sind in Ihrer langen politischen Karriere ja fast ausschließlich nur hier ge­standen, wo ich gerade stehe, und kennen die Notwendigkeit, aus der Oppositionsrolle heraus Druck zu machen, hart in der Sache zu sein, damit etwas weitergeht. Es überrascht mich daher nach wie vor, wie Sie mit dieser Situation umgehen, denn: Sowohl der Breitensport als auch der Spitzensport haben in den letzten Wochen und Monaten das Gefühl gehabt, gegen Windmühlen zu kämpfen. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle eine Nachricht eines beunruhigten Funktionärs vorlesen:

„Lieber Max! Wie du weißt, haben wir erst in der Winterpause unser Kabinengebäude saniert, Heizung getauscht, Sanitärräume neu gemacht [...]. Die Rechnungen für Materialkosten und externe Arbeiten sind fast zeitgleich mit dem Coronalockdown eingetroffen. Zur Finanzierung haben wir natürlich die durchschnittlichen Einnahmen aus Kantine, Eintritten und Veranstaltungen einkalkuliert. Durch die Absage der Meis­terschaftsspiele fallen diese Einnahmequellen bei bleibenden Fixkosten aber komplett weg. [...] Ich befürchte, dass uns auch noch Sponsoren wegbrechen könnten. [...] Ich bitte um deine Unterstützung.“

Genau das ist ein Paradebeispiel, wie es ehrenamtlichen Funktionären, die mit Leib und Seele bei ihrem Herzensverein tätig sind, in Zeiten von Corona geht. Die ver­sprochene rasche und unbürokratische Hilfe war ein Märchen. Ich vermisse wirklich die Wertschätzung gegenüber dem Sport und dem Vereinswesen. (Beifall der Abg. Steger.) – Danke, Frau Kollegin! – Und Sie können sich auch nicht mehr rausreden, denn die Hilferufe haben Sie wirklich bereits sehr früh ereilt.

Erlauben Sie mir eine kurze Chronologie: Schon vor dem Lockdown hat es erste Stimmen gegeben, dass der Sport eine Entschädigung braucht. Am 27. März habe ich erstmals eine sofortige Ersthilfe in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro gefordert. (Beifall bei der SPÖ.) Sie sind dann im April zumindest kurzfristig munter geworden und haben angekündigt, ein Hilfspaket zu schnüren. Wir haben unsere Forderung in der Zwischenzeit mehrmals wiederholt, aber es hat bis heute, 29. Mai, gedauert, dass ein Papier auf dem Tisch liegt. Im Fußball hätte Sie der Trainer längst gegen einen schnelleren Spieler ausgewechselt. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Steger.)

Herr Sportminister, ich kann Sie aber beruhigen, es gibt mindestens einen Player in dieser Regierung, der sich noch viel mehr Schnitzer geleistet hat, und Sie wissen spätestens seit dieser Pleiten-Pech-und-Pannen-Budgetwoche, wen ich meine, näm­lich unseren Schätzmeister Gernot Blümel. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ sowie Beifall der Abg. Steger.)

Wir können die Spieluhr nicht mehr zurückdrehen, wir sind bereits in der Nachspielzeit. Jetzt ist Tempo gefordert. Zwar gibt es erneut keinen Rechtsanspruch auf das Hilfs­paket, aber ich hoffe, dass die Unterstützung dennoch rasch und zielsicher ankommt, bevor die Nachspielzeit um ist und der Schaden für den Sport nicht mehr zu reparieren ist, sonst dribbeln Sie sich, Herr Sportminister, endgültig ins Aus. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Steger.)

12.39

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Lindinger. – Bitte.