15.16

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Die Geschäftsordnung ist manchmal ein Hund, Kollege Strasser, gell?

Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Werte Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Jetzt kommen wir wieder zum Thema zurück. Wir besprechen ein paar Anträge, die im Landwirtschaftsausschuss behandelt worden sind.

Zwei davon sind aus meiner Sicht besonders erfreulich, weil sie nämlich aus der Feder von uns NEOS stammen, aber dann in inhaltlicher Zusammenarbeit über Partei­gren­zen hinweg gemeinsam abgestimmt worden sind, beziehungsweise werden wir sie heute gemeinsam abstimmen und beschließen, und das freut uns natürlich.

Im ersten dieser beiden Anträge – und das ist ein sehr, sehr wichtiger Antrag – geht es um die Versorgungssicherheit. Warum haben wir das gemacht? – Es ist, glaube ich, positiv aufgefallen, dass es die österreichische Landwirtschaft und der Handel trotz der Krise geschafft haben, dass kein Zweifel an der heimischen Versorgungssicherheit aufkommt. Es hat zwar leere Regale gegeben, aber das waren eher Klopapierregale (Heiterkeit der Rednerin), ansonsten hat das wirklich sehr, sehr gut funktioniert, und dafür möchte ich natürlich den österreichischen Landwirten und Landwirtinnen meine Hochachtung aussprechen. (Beifall bei den NEOS.)

Trotzdem muss man sagen, dass ein kleiner Beigeschmack dabei ist, denn die Regierung hat es ihnen nicht so leicht gemacht. Natürlich hätte es Erntehelfer gebraucht, und die braucht es auch jetzt noch; ich habe gerade letzte Woche wieder mit einem Gemüsebauern aus der Gegend gesprochen. So toll es ist, wenn man jetzt die Menschen in Österreich auffordert, dass sie sich zur Verfügung stellen und die Landwirte unterstützen, so schwierig ist das dann auch. Da erlebt man nämlich Folgendes – und der Bauer hat es ganz gut beschrieben –: Er hat gesagt, er bekommt jetzt Anrufe von Menschen, die sagen, sie können hart arbeiten, sie gehen eh ins Fitnessstudio, und am Samstagnachmittag hätten sie ein paar Stunden Zeit zum Spargelstechen, und dann fragen sie, ob sie dann vielleicht auch etwas Spargel mit nach Hause nehmen dürfen.

Man schmunzelt natürlich, wenn man solche Geschichten hört, aber letztendlich zeigt das dann doch sehr klar, wie wenig das Bild der Landwirtschaft heutzutage noch in den Köpfen der Menschen ist. Diese Realitäten klaffen wirklich auseinander. Ein Bauernhof ist kein Ponyhof, das ist harte Arbeit, und es braucht Wissen und es braucht Skill Sets, um das gut zu machen. (Beifall bei den NEOS.)

Was aber wiederum sehr positiv ist – und dafür möchte ich mich bei den Kollegen von den Grünen ausdrücklich bedanken –, ist, dass sie in diesen Antrag noch einen ganz wichtigen Aspekt aufgenommen haben, und da geht es um den Bodenverbrauch. Das ist etwas, das uns NEOS, wie mein Kollege Michael Bernhard vorhin schon gesagt hat, wirklich am Herzen liegt. Bodenverbrauch ist ein Riesendrama. Wir liegen nach wie vor an der Spitze in Europa – leider, muss man sagen –, denn wir verbauen jeden Tag 12 Hektar Grund. Seit den Sechzigerjahren – und das muss man wirklich überdenken, meine Damen und Herren – haben wir circa 270 000 Hektar Ackerland und über eine halbe Million Hektar an Grünland verloren. Das ist natürlich dramatisch. Es ist dra­matisch für die Produktion, aber es ist vor allem auch für die Biodiversität dramatisch. Wir wissen, dass es mittlerweile um 70 Prozent weniger Insekten gibt, und das hat gewaltige Auswirkungen auf die Biodiversität, und natürlich ist diese fehlende Grün­fläche ein Riesenthema.

Da passt es natürlich ganz gut, dass es einen weiteren Antrag von uns NEOS gibt, der ebenfalls heute hier gemeinsam beschlossen werden wird, der besonders wichtig ist. Es geht darin um die deutliche Reduktion des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Auch diesen Antrag werden wir heute gemeinsam beschließen, und das freut mich wirklich sehr.

Zum Schluss möchte ich aber noch einen anderen Gedanken ausführen, weil im Landwirtschaftsausschuss am Ende des Tages eine aus meiner Sicht doch etwas eigenartige Stimmung herrschte.

Es ist wirklich verdammt verlockend, in so einer Krise von der landwirtschaftlichen Autarkie zu träumen. – Krisenresilienz heißt viel, aber es heißt nicht Abschottung, und ganz im Ernst: Auch die landwirtschaftlichen Betriebe profitieren davon, dass wir hoch­qualitative Produkte in den Export geben. Da wird ja auch sehr viel Wertschöpfung für Österreich erbracht. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Selbst unsere österreichische Esskultur ist ja nichts anderes als europäisch. Ich meine, wenn man sich anschaut, dass vom ungarischen Gulasch bis hin zu den böhmischen Mehlspeisen oder auch den Nockerln, die ja nicht zufällig wie Gnocchi klingen, alles europäisch ist, dann muss man schon auch ein bisschen europäisch denken. Und wenn wir uns wirklich gegen Krisen wappnen wollen, dann müssen wir mit unseren europäischen Partnern zusammenarbeiten.

Österreich war und ist immer dann am stärksten, am resilientesten, am wohl­ha­bends­ten, wenn es über den Tellerrand hinausschaut und nicht chauvinistisch agiert. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Yılmaz.) Also Regionalität ja, aber nationale Klein­geisterei eben nicht! Ganz ehrlich, mir persönlich ist es vollkommen wurscht, ob die Biomilch von der Kuh in Schärding oder von der Kuh in Passau kommt. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

15.21

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Bundesministerin Köstinger. – Bitte.