15.32

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Herr Präsident! Werte Ministerin! Kolle­ginnen und Kollegen! Werte Zuseher vor den Bildschirmen! Zu den Anträgen betref­fend Stärkung der Krisenresilienz in der Landwirtschaft und Ausbau des Biolandbaus, die ja laut Kollegin Ecker angeblich Nebelanträge sein sollen: Ich möchte daran erin­nern, dass in unserem Regierungsprogramm – und daran halten sich auch diese zwei Anträge – die Worte Landwirtschaft und im Besonderen Biolandwirtschaft vorkom­men, und zwar nicht einmal, sondern mehrmals. Ich kann mich an die Regierungspro­gram­me unter Ihren Beteiligungen erinnern, in denen diese Worte kaum bis gar nicht vorgekommen sind. (Beifall bei den Grünen.)

Eine immer wiederkehrende Forderung, die man in der letzten Zeit wahrnimmt, ist die Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel und für Lebensmittel im Außer-Haus-Verzehr, sprich auch in öffentlichen Kantinen. (Abg. Schmiedlechner: Den Antrag habt ihr vertagt!) Man muss dazu wissen, dass über 50 Prozent der konsu­mierten Speisen außer Haus zu sich genommen werden und nicht in den eigenen Küchen zu Hause, und selbst dort ist der Anteil der Fertigprodukte groß und größer werdend.

Also wenn wir schon wollen, dass KonsumentInnen die Verantwortung übernehmen und entscheiden können, dann muss man ihnen die Entscheidungsgrundlage auch zur Verfügung stellen und ihnen sagen, woher die Lebensmittel stammen. Es zeigt sich zum Beispiel ganz eindeutig: Wo verstecken sich die ukrainischen Käfigeier, wohin gehen die Fleischimporte wirklich? – Zu 80 Prozent in den Cash-and-carry-Märkten, in denen die Gastronomie, die Kantinenbetreiber einkaufen. 80 Prozent des Fleisches, das sind geschätzte Werte. Warum sind die geschätzt? – Es ist unter anderem ein Problem für die Statistik Austria, dass sie anhand des europäischen Barcodes nicht feststellen kann, woher das Fleisch ist, sondern lediglich feststellen kann, wo dieses Fleisch vakuumverpackt wurde. Da besteht garantiert Änderungsbedarf.

Die Steigerung des Bioanteils in der öffentlichen Verpflegung, wie es Burgenland unter Doskozil jetzt vorzeigen will, wird von einer Studie des Forschungsinstituts für Bio­landwirtschaft begleitet. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse, denn diese Ergeb­nisse werden uns harte Zahlen liefern und uns eine Argumentationslinie bringen, nämlich – etwas, was wir zwar schon wissen, aber noch nicht ganz in Zahlen gepackt haben – dass der Biolandbau garantiert in die CO2-Reduktion, in die Gesundheit des Bodens und in die Gesundheit der Menschen „einzahlt“, dass laut einer KeyQuest-Umfrage 80 Prozent der Menschen in Österreich regionale Lebensmittel befürworten und wollen und immerhin 70 Prozent biologische Lebensmittel.

Ich gebe euch da vollkommen recht, aber ich weiß nicht, was ihr wollt. Regional darf man nicht draufschreiben, importieren beziehungsweise exportieren sollte man auch nicht. Auch meines Erachtens macht es keinen Sinn – und das ist eine Lose-lose-lose-Situation –, aus abgeholzten brasilianischen Regenwäldern Soja nach Österreich oder Europa zu verschiffen, hier Schweine zu mästen und die Schweinshaxen nach China zu verschiffen. Das ist eine Lose-lose-lose-Situation, und das größte Lose dabei hat das Klima, das muss uns ganz klar sein. (Beifall bei den Grünen.)

Die Anträge zur Biowende und zur Stärkung der krisenresilienten Landwirtschaft zei­gen meines Erachtens in die richtige Richtung. Sie zahlen auf beide Konten ein: auf das Konto der Folgenbewältigung von Corona und auf das Klimakonto. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

15.37

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hauser. – Bitte.