10.07

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolle­ginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Gleich zu Beginn möchte ich des verstorbenen Präsidenten des Österreichischen Behindertenrates Herbert Pichler ge­denken. – Lieber Herbert, vielen Dank für deinen unermüdlichen Einsatz für die Behin­dertencommunity, für deine tolle Freundschaft und auch für deinen politischen Einsatz! Danke schön! (Allgemeiner Beifall.)

Menschen mit Behinderungen haben es in ihrem Leben und auch am Arbeitsmarkt nicht unbedingt einfach. Für sie ist es schwieriger, einen Job zu finden, schwieriger vielleicht auch, in der Gesellschaft akzeptiert zu werden, und es ist wirklich eine Herausforderung, eine Anstellung auf dem Ersten Arbeitsmarkt zu finden.

Doch dann gibt es auch jene Menschen mit Behinderung, denen bereits im Jugendalter, direkt nach der Schule, eine Arbeitsunfähigkeit attestiert wird. Damit sind sie ihr ganzes Leben lang de facto vollständig vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen.

Österreich verfügt über sehr viele wirksame Instrumente wie etwa die Neba-Dienst­leistungen, sozialökonomische Betriebe oder auch integrative Betriebe, die Menschen mit Behinderung unterstützen und auch Unternehmen dabei unterstützen, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen.

Die Maßnahmen sind aber, wie bereits erwähnt, nicht allen Menschen mit Behinderung zugänglich, denn wenn einmal eine Arbeitsunfähigkeit attestiert wird, kommt man da fast nicht mehr heraus und kann all diese tollen Maßnahmen, die Österreich bietet, eben nicht in Anspruch nehmen. Das bedeutet schlussendlich, dass man ein Leben lang auf die Unterstützung der Länder angewiesen ist. Man arbeitet in Tagesstrukturen, in Werk­stätten und dort nur für ein Taschengeld.

Deshalb fordern wir im vorliegenden Entschließungsantrag, das Vorgehen der Attestie­rung der Arbeitsunfähigkeit zu prüfen und bis Ende des Jahres ein Gesamtkonzept vorzulegen. Es sollen vor allem die Kompetenzen der Personen und auch die Unter­stützungsmöglichkeiten, wie etwa die persönliche Assistenz am Arbeitsplatz, die zum Beispiel auch ich in Anspruch nehme, miteinfließen.

Auch Studien, wie zum Beispiel die Studie der OECD „Sickness, Disability and Work: Breaking the Barriers“, zeigen auf, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist, so viel wie notwendig zu investieren, damit Menschen mit Behinderung eine gute Berufsausbildung erhalten und Arbeit finden können. Dadurch sind sie ihr Leben lang selbstständiger, auf weniger Unterstützung angewiesen und können auch ein selbstbestimmteres Leben führen.

Schauen wir auch in Österreich auf all das, was Menschen können, auf ihre Fähigkeiten, auf das, was sie in der Gesellschaft beitragen können, anstatt immer nur auf die Defizite zu schauen! – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

10.10

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete Wimmer ist zu Wort gemeldet. – Bitte.