29/PET XXVII. GP
Eingebracht am 22.07.2020
Dieser Text ist elektronisch
textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.
Petition
Abgeordneter zum Nationalrat
ÖkR Franz Leonhard Eßl
Abgeordneter zum Bundesrat
Silvester Gfrerer
An Herrn
Präsidenten des Nationalrates
Mag, Wolfgang Sobotka
Parlament 1017 Wien,
Österreich
Wien, am 16. Juli 2020
Sehr geehrter Herr Präsident,
in der Anlage überreiche ich Ihnen gem. §100 (1) GOG-NR die Petition betreffend
Petition für eine wolfsfreie Bergland- und Almwirtschaft in Salzburg
Mit der Bitte um geschäftsordnungsmäßige Behandlung dieser Petition verbleibe ich,
mit freundlichen Grüßen
Abg.z.NR ÖkR Franz Leonhard Eßl
Abg.z.BR Silvester Gfrerer
Petition für eine wolfsfreie Bergland- und Almwirtschaft in Salzburg
In mehreren Regionen des Bundeslandes Salzburg kam es in den letzten Jahren zu massiven Schäden bei Weidetieren durch nachgewiesene Wolfsrisse. Besonders betroffen war im Jahr 2019 das Großarl- und Gasteinertal. Bereits 2015 kam es zu massiven Schäden auf Almen im Gebiet Bruck - Kaprun im Pinzgau und 2018 in der Region Pfarrwerfen, Hüttau, Eben.
Im Großarl- und Gasteinertal verursachte der Wolf massive Schäden während der gesamten Weidesaison. So kamen nachweislich 3 Rinder und 35 Schafe zu Tode, mehrere Rinder und über 40 Schafe wurden vermisst. Im gesamten Almsommer 2019 waren die Tiere auf den betroffenen Almen beunruhigt, gingen durch Zäune und verursachten einen massiven arbeitszeitlichen Mehraufwand für die betroffenen Almbewirtschafter. Die Almbewirtschafter mussten erfahren, was die Wolfspräsenz für die Almwirtschaft bedeutet. Sie mussten tatenlos zusehen, wie ihre Tiere getötet wurden, weil ein Herdenschutz in den Almregionen nicht praxistauglich und wirtschaftlich umsetzbar ist. Mitte Juli wurden die Schafe zum Schutz vorzeitig von der Alm getrieben, daraufhin tötete der Wolf mehrere Jungrinder.
Auf Basis des Salzburger Wolfsmanagementplans wurde im Juli 2019 die Entnahme des „Problemwolfs" beantragt. In einem langwierigen Behördenverfahren mit zahlreichen Gutachten wurde von der ersten Instanz erst im Juni 2020, knapp ein Jahr nach dem Antrag, eine Entscheidung für die Entnahme des Wolfes gefällt. Diese Entscheidung ist nach wie vor nicht rechtskräftig und es dürfen weiter keine Maßnahmen gegen den Wolf gesetzt werden. Die Folge ist, dass im heurigen Jahr auf der hauptbetroffenen Tofernalm keine Schafe mehr auf die Alm getrieben wurden. Auch auf die hauptbetroffene Alm in Kaprun im Jahr 2015 wurden in den Folgejahren keine Schafe mehr auf die Alm aufgetrieben.
Die Almwirtschaft hat im Bundesland Salzburg weit über die Landwirtschaft hinaus eine sehr große Bedeutung. Sie ist die Grundlage für den Tourismus, aber auch wichtiges Erholungsgebiet für die heimische Bevölkerung und Naherholungssuchende. Besonders in Großarl, dem „Tal der Almen" ist die Almwirtschaft die Grundlage für einen sehr florierenden Sommertourismus. Wie wichtig der Tourismus für das gesamte Bundesland Salzburg ist, zeigen die Auswirkungen der Coronakrise, in der der Tourismus eine Zeitlang zum Erliegen kam.
Der Wolf ist europaweit mit über 20.000 Stück in keinster Weise vom Aussterben bedroht. Mit einer jährlichen Vermehrungsrate von 30% stieg die Wolfspopulation europaweit in den letzten Jahren exponentiell stark an. Er dringt daher auch sehr stark in die Bergregionen Österreichs vor und bringt dort die Alm- und Weidewirtschaft und damit auch die einzigartige Kulturlandschaft der Bergregionen in Gefahr. Die Almen können nur mit Weidetieren bewirtschaftet und so die Flächen gepflegt und in ihrer Funktion erhalten werden. Mit der Wolfspräsenz besteht die große Gefahr, dass die
Salzburger Alm - und Bergbauernverein
Ing. Ludwig-Pech-Straße 14
5600 St. Johann im Pongau
Tel: +43 (0)6412 4277, Fax: -583
E-Mail: bbk-stjohann@lk-salzburg.at
Homepage: www.alm-at.com
ZVR-Zahl: 711542289
Weidehaltung aufgegeben wird und damit die Almregion sich in eine Wildnis entwickelt. Damit geht langfristig ein einzigartiges Kulturgut - die Almwirtschaft verloren.
Aufgrund der hohen gesellschaftlichen Bedeutung der Almregionen muss alles unternommen werden, um die Almbewirtschaftung sicherzustellen und zu erhalten. Mit einer dauernden Wolfspräsenz lässt sich die Almwirtschaft nicht aufrechterhalten.
Der Salzburger Alm- und Bergbauernverein fordert daher die Umsetzung folgender Maßnahmen:
• Der Wolf ist europa- und weltweit nicht mehr vom Aussterben bedroht. Aufgrund der hohen Zuwachsrate besteht sogar die Gefahr, dass der Wolf massive Probleme für die ländlichen Regionen bringt, wenn nicht zeitgerecht Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung gesetzt werden. Der Wolf hat keine natürlichen Feinde, verliert die Scheu vor dem Menschen und ist schon in besiedelte Gebiete vorgedrungen. In Ballungsräumen wird es nur mehr eine Frage der Zeit sein bis sich der Wolf etabliert. Das Beispiel des Wolfes im Wienerwald verdeutlicht das sehr gut, Wir fordern daher, dass sich die österreichische Politik auf europäischer Ebene massiv einsetzt, um den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen. Es ist eine europaweite wildökologische Raumplanung zu erarbeiten und für die besonders schützenswerten Berg- und Almregionen sind wolfsfreie Zonen auszuweisen. Der uneingeschränkten Vermehrung des Raubtieres ist umgehend ein Ende zu setzen, weil ansonsten massive negative Folgen für die ländliche Bevölkerung zu befürchten sind.
• Jagdliche Maßnahmen gegen Problemwölfe müssen unbürokratisch, rasch und ohne langwierige Behördenverfahren mit Einzelgutachten gesetzt werden können. Das laufende Verfahren zum „Problemwolf" in Großarl zeigt, dass die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu jahrelangen Behördenverfahren führen und die betroffenen Bauern tatenlos zusehen müssen, wie ihre Nutztiere schwer verletzt oder getötet werden.
• Der einzigartigen Alm- und Weidewirtschaft, deren Erhalt in höchstem Maße in landeskulturellem Interesse steht, muss der Vorrang gegenüber dem Wolf eingeräumt werden. Bei der Almregion handelt es sich um eine einzigartige Kulturlandschaft, welche nur mit einer aktiven Bewirtschaftung in der jetzigen Form erhalten werden kann. Die Almwirtschaft kämpft bereits ohne Wolf mit sinkenden Auftriebszahlen, weil die Bewirtschaftung sehr arbeits- und kostenintensiv ist. Die Wolfspräsenz führt zur Aufgabe der Bewirtschaftung, wie die Beispiele in Großarl und Kaprun zeigen. Zur Sicherung der Almwirtschaft sind wolfsfreie Regionen zu schaffen, da in diesen Regionen ein praxistauglicher und wirtschaftlicher Herdenschutz nicht machbar ist.
• Das Tierwohl hat in der Gesellschaft einen großen Stellenwert. Die Tierhaltung auf der Alm oder Weide ist die natürlichste Form der Nutztierhaltung. Die Wolfsanwesenheit führt dazu, dass die Nutztiere aus Sicherheitsgründen zukünftig von den Weiden und Almen in die Ställe verschwinden. Auch aus Tierwohlgründen ist sicherzustellen, dass die Weidewirtschaft weiter ausgeübt werden kann.
Für den Salzburger Alm- und Bergbauernverein:
BR Ök-Rat Silvester Gfrerer Ing. Mag. Gottfried Rettenegger
Obmann Geschäftsführer